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Das leise Klacken im Dachstuhl

Historiker Dr. Bert Meister erklärt die Funktionsweise der alten Turmuhr im Kloster Buch. Sie ist nicht so alt, wie erwartet.

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© André Braun

Leisnig. Es ist ein langer Aufstieg über teilweise enge und knarrende Treppen. Und weil sich viele Leute für die Turmuhr über der Gutskapelle im Kloster Buch interessieren, dauert es, bis alle unterm Dach angekommen sind.

Zuvor hatte Historiker Dr. Bert Meister, der Mitglied im Förderverein Kloster Buch ist, in der Gutskapelle etwas zur Geschichte des Gebäudes erklärt. Und so erfuhren die Gäste, dass die Gutskapelle, die Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, auf nur auf 15 Prozent der Fläche der alten Klosterkirche stehe.

Nach 52 Treppen und einer kurzen Verschnaufpause erklärte Bert Meister, dass das alte Gemäuer teilweise älter als 825 Jahre alt ist, die Dachkonstruktion aus dem 17. Jahrhundert stamme.

Gespannt warteten die Interessierten, was ihnen Bert Meister zu dem hinter Glas stehenden Räderwerk erzählen würde. Doch zuerst machte der Historiker einen Ausflug ins Mittelalter und die Erfindung der Räderuhr. Damals sei es nicht um die Ermittlung der genauen Zeit gegangen. Denn es habe eine tägliche Zeitabweichung von etwa 15 Minuten gegeben.

„Die Uhr war ein Repräsentationsobjekt. Wer sich so etwas leisten konnte, galt etwas“, sagte Bert Meister. Etwa 400 Jahre habe der Fortschritt bei den Uhren auf sich warten lassen. Dann wurde die Pendeluhr entwickelt. Nun gab es pro Tag nur noch eine Zeitabweichung von zehn Sekunden. „Das Prinzip ist bis heute geblieben, wurde nur immer weiterentwickelt. Das Klacken, wenn sich das Rad um einen Zahn weiterdreht, gibt es heute noch“, so der Historiker. Dann endlich lüftete er sozusagen das Geheimnis der Uhr im Giebel der Gutskapelle. Ihren Weg ins Kloster fand die Turmuhr im Jahr 1996. Hobby-Uhren-Sammler Gotthard Pönitz aus Brösen rettete die Uhr von einem Bauernhof aus Wöllsdorf (Gemeinde Großweitzschen) und baute sie auf Wunsch der Leisniger Heimatfreunde in der Gutskapelle ein. Bis vor einigen Jahren führte Gotthard Pönitz interessierte Besucher zu seinem Werk in den Turm hinauf. Das hat er aus Altersgründen nun ab- und den technischen Mitarbeitern des Klosters eine Dokumentation übergeben. Jetzt bietet der Historiker Bert Meister zweimal im Jahr eine Turmuhrführung an.

Um die Turmuhr überhaupt installieren zu können, musste Pönitz damals so einiges an Vorarbeit leisten. Denn das Gebäude wurde, nachdem das Gut ausgezogen war, völlig vernachlässigt. Der Dachstuhl war marode, Fenster gab es keine und auch die Treppe zeigte sich nicht mehr im allerbesten Zustand. „Es war eine Ruine“, so Meister. Doch Pönitz habe den festen Willen gehabt, die Uhr einzubauen und etwas für das Bauwerk zu tun. Die Fenster, die sich zwar nicht öffnen lassen, seien alle von Pönitz eingebaut worden. Um die Uhr zum Laufen und Schlagen zu bekommen, sind schwere Gewichte nötig – drei Mal zwei Zentner. „Ursprünglich musste die Turmuhr täglich aufgezogen werden. Das war nicht besonders effektiv“, erklärte Bert Meister. Abhilfe schaffte ein etwa fünf Meter langer Aufzug. Dessen komplexer Aufbau ermöglichte es, das Aufziehintervall auf einmal wöchentlich zu minimieren.

Das Herzstück, das alte Uhrwerk, ist ein Original der Firma Baßler aus Lommatzsch. 17 Uhren baute das Unternehmen lediglich. Während die Uhr ihren Dienst verrichtete, versuchte Bert Meister, so anschaulich wie möglich zu erklären, was im Uhrwerk vor sich geht. Auch wenn nicht jeder Zuhörer die technischen Vorgänge verstand, allein zu sehen, wie ein solch historischer Mechanismus auch heute noch funktioniert, war beeindruckend. (DA(/je)