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Das mysteriöse Loch an der Raumkapsel

Zwei ISS-Raumfahrer sammeln im offenen Weltall Beweisstücke. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst bringt sie bald zur Erde mit.

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Der russische Kosmonaut Oleg Kononenko untersucht beim Außeneinsatz einen Teil des angedockten Raumschiff Sojus MS-09.
Der russische Kosmonaut Oleg Kononenko untersucht beim Außeneinsatz einen Teil des angedockten Raumschiff Sojus MS-09. © dpa/Nasa

New York/Moskau. Zwei Kosmonauten haben bei einem schwierigen Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation ISS das mysteriöse Loch an der angedockten russischen Raumkapsel untersucht. Mit dem Raumschiff Sojus MS-09 sollen der deutsche Astronaut Alexander Gerst und zwei weitere Raumfahrer am 20. Dezember aus dem All zurückkehren.

Die Ursache des winzigen Bohrlochs kann bis dahin nicht geklärt werden, aber Gerst bringt wichtige Beweisstücke zur Erde mit. Probleme beim Wiedereintritt der eigentlichen Landekapsel der Sojus in die Erdatmosphäre schließen die Raumfahrtbehörden Roskosmos und Nasa aus. Die Kapsel sei "bereit, nach Hause zu kommen", sagte ein Nasa-Sprecher.

"Vorläufig kann man nur eins sagen: Jetzt sind alle Proben genommen, um die Hauptfrage zu beantworten", kommentierte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin am Mittwoch den Außeneinsatz. Der Einsatz war kompliziert und und körperlich anstrengend, mit knapp acht Stunden dauerte er fast anderthalb Stunden länger als geplant. Für die Kosmonauten Oleg Kononenko und Sergej Prokopjew bedeutete er eine Nervenprobe.


Blick auf die Erde mit der Sojus-Kapsel im Vordergund. 
Blick auf die Erde mit der Sojus-Kapsel im Vordergund.  © NASA HANDOUT/EPA-EFE/REX/Shutterstock


"Lasst uns nicht hetzen. Lasst uns Schritt für Schritt vorgehen, um nichts zu vermasseln", sagte Kononenko während der Live-Übertragung. Er schnitt an der Außenhülle der Sojus eine Isolierungshülle und einen Schutzschild durch, um das kleine Loch von außen freizulegen. Es hatte im August einen leichten Druckabfall auf der Station verursacht. Für den Kosmonauten war es herausfordernd, im sperrigen Raumanzug mit klobigen Handschuhen und bei Schwerelosigkeit an der nur zwei Millimeter großen Öffnung zu arbeiten.

Die Nasa sprach von einem "Heureka-Moment", als das Loch nach mehreren Stunden gefunden war. Kononenko und Prokopjew machten Fotos und Videos von dem Leck. Auch entnahmen sie Materialproben. Diese sollen auf der Erde von russischen Experten untersucht werden.

Die ISS-Besatzung hatte nach dem Vorfall vom 30. August das Leck mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet. Zur Entstehung des Bohrlochs entwickelten sich in Russland wilde Spekulationen. Sie wurden auch durch Rogosin befeuert, der nicht ausschloss, dass ein Mitglied der ISS-Besatzung das Loch gebohrt haben könnte. Die Nasa erklärte nach dem Außeneinsatz, vor der genauen Klärung durch die russischen Spezialisten sei es für jede Aussage zu früh.


Der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf dem Monitor  im Europäischen Astronautenzentrum der ESA bei einer Video-Konferenz mit der ISS.
Der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf dem Monitor im Europäischen Astronautenzentrum der ESA bei einer Video-Konferenz mit der ISS. © dpa/Rolf Vennenbernd


Die Proben sollen auch klären, wie gut die Abdichtung von innen gehalten hat. Das Leck liegt an einer schwer zugänglichen Stelle des sogenannten Orbitalmoduls der Sojus. Die Raumfahrer nutzen es zum Ankoppeln an die ISS und zum Durchstieg in die Station. Das Modul wird beim Rückflug abgesprengt und verglüht leer im All.

An der Landekapsel mit den drei Raumfahrern erhitzt sich die Schutzschicht beim Eintritt in die Atmosphäre auf mehr als 1000 Grad Celsius, bevor Fallschirme den Sturz vor der Landung in Kasachstan abbremsen. Mit Gerst landen Prokopjew und die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor kurz vor Weihnachten wieder auf der Erde. 

Die letzte Videoschalte mit Alexander Gerst vor seiner Rückkehr zur Erde ist allerdings ausgefallen. Zwar war Gerst bei der geplanten Konferenz mit Journalisten am Mittwoch im Europäischen Astronautenzentrum im Köln im Bild zu sehen - aber der Ton fehlte. Der Astronaut war nicht zu hören. Da die Möglichkeiten für derartige Schalten sehr rar sind, musste schließlich alles abgesagt werden.

"Wir haben technische Probleme gehabt - und zwar auf dem Weg des Signals von Houston, wo es zuerst empfangen wurde, bis hierhin", erklärte ein Sprecher die Absage. Der Technik hinter so einem Gespräch ins All sei eben sehr komplex. (dpa)