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„Das Schiss‘n ist ein Treffpunkt geworden“

René Linke ist Cheforganisator beim Jacobimarkt in Neugersdorf. Es rangiert unter den Top 10 im Osten. Doch der Chef will mehr.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

René Linke ist Cheforganisator für das Gierschdurfer Schiss’n. Der Geschäftsführer von Linke Fruchtsäfte in Neugersdorf und ein rund 40-köpfiges Team, unter anderem mit seinem Bruder Ronny Linke und seiner Sekretärin Peggy Schmied, haben jetzt nur noch den Jacobimarkt im Kopf und alle Hände voll zu tun, damit alles klappt, wenn vom 27. Juli bis 1. August Tausende Besucher auf das Festgelände strömen. SZ sprach im Vorfeld mit René Linke.

Herr Linke, die diesjährige Vorbereitungsphase für den Jacobimarkt ist besonders heiß. ...

Das können Sie laut sagen! Die Tage vor dem Fest sind Stress pur und dann noch diese Hitze. Aber darunter stöhnen ja alle, auch die Schausteller, die derzeit schon aufgebaut haben oder noch dabei sind.

Worauf dürfen sich die Gäste in diesem Jahr freuen? Was gibt es Neues?

Es sind einige neue Fahrattraktionen da, aber auch viele Stammgeschäfte. Wir bieten wie immer eine Mischung aus Neuem und Altbekanntem. Der Wechsel kommt bei den Besuchern gut an. Außerdem haben wir einiges getan, damit sich die Besucher wohlfühlen. Die Bebauung ist etwas verändert worden, ebenso die Anordnung der Fahrgeschäfte. Die Wege sind verbessert worden. Die Stände mit Essen und Trinken befinden sich an den traditionellen Standorten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Besucher zielgerichtet darauf hinsteuert und erwartet, dass er seinen Lieblingsimbiss am gleichen Platz antrifft wie im Jahr zuvor. Die großen Fahrgeschäfte wechseln allerdings. Nicht immer ist die gleiche Attraktion da. Das ist so gewollt, damit für den Besucher immer neue Eindrücke entstehen und er Neues ausprobieren kann.

Der Jacobimarkt gilt als das größte Volksfest in der Oberlausitz. Ist dem so?

Mit 270 000 Besuchern im letzten Jahr denke ich, dass wir ganz vorn mitmischen, was die Besucherzahl derartiger Veranstaltungen betrifft. Wir rangieren unter den Top 10 in Ostdeutschland und streben die Top 5 an.

Wie viele Gäste verträgt das Gierschdurfer Schiss’n eigentlich?

Ich denke, bei mehr als 300 000 Besuchern an sechs Volksfesttagen wird es eng.

Woher kommen die Besucher?

Aus Ebersbach-Neugersdorf natürlich, aus dem Oberland, aber auch aus der ganzen Oberlausitz. Und vor allem aus Tschechien. Wir werben dort verstärkt für den Jacobimarkt. Die Tschechen sind meist 14 Uhr mit der Markteröffnung da und fahren am Abend gegen 19, 20 Uhr nach Hause. Dann kommen die deutschen Gäste – so unterschiedlich sind die Mentalitäten und Gewohnheiten. Übrigens ist mir aufgefallen, dass der Jacobimarkt für viele, die vor Jahren aus dem Oberland weggezogen sind, jetzt wieder ein fester Termin ist, zu dem sie in die alte Heimat fahren. Früher kamen sie Weihnachten, Ostern und an anderen Feiertagen, jetzt haben sich viele auf das Gierschdurfer Schiss’n eingeschossen. Das Volksfest ist zu einem regelrechten Treffpunkt geworden. Das finde ich gut so.

Was bedeutet die Besucherzahl für die Sicherheitsvorkehrungen beim Fest?

Wir arbeiten seit einigen Jahren mit einem ortsansässigen Sicherheitsdienst zusammen. Darüber hatte die SZ ja im Vorjahr ausführlich berichtet. Das Team der Sicherheitsleute ist äußerst professionell, arbeitet beispielsweise mit Kameras, Notsprechanlagen und anderem. Die Kontrollen an den Eingängen zum Festgelände haben sich bewährt. Es besteht ein Rucksackverbot. Normale Handtaschen dagegen sind erlaubt. Allerdings werden am Eingang Taschen kontrolliert. Nicht erlaubt sind unter anderem Hieb- und Stichwaffen sowie Waffen aller Art auf dem Festgelände. Auch Getränke, Hochprozentiges und Drogen dürfen nicht mitgebracht werden.

Gab es im Vorjahr Probleme sicherheitstechnischer Art?

Wir hatten kleine Rangeleien nach zu viel Biergenuss, aber das haben die Sicherheitsleute schnell in den Griff bekommen. Überhaupt benehmen sich nicht mehr so viele Gäste daneben, es geht gesitteter zu. Mittlerweile ist der Jacobimarkt ein Fest, zu dem Familien mit Kind und Kegel kommen. Allerdings stand der Jacobimarkt im Vorjahr einmal kurz vor der Räumung wegen einer akuten Bedrohungslage. Jemand hatte ein Paket abgestellt, aus dem Drähte herausragten. Zum Glück erwies es sich als Attrappe.

Von einem anderen Problem war im Vorjahr inoffiziell die Rede ...

Es gab ein Problem mit der Trinkwasserversorgung. Obwohl wir jedes Jahr nach dem Fest die Leitungen entleeren, war wohl Restwasser in einem Teil der Leitungen verblieben. Das hatte 2017 zu einer hygienischen Belastung des Wassers geführt. Das Problem hatten wir zunächst mit einer Interimslösung abgestellt. Die Stadtverwaltung Ebersbach-Neugersdorf hat nach dem Markt investiert und ein Rückschlagsystem eingebaut. Das verhindert, dass sich eventuell vorhandenes Restwasser mit Frischwasser mischen kann. Im Vorfeld dieses Jacobimarktes haben wir das ganze Wassersystem grundhaft desinfiziert. Das Landratsamt hat Proben genommen. Es gab keine Beanstandungen.

Dürfen Hunde auf den Jacobimarkt?

Nein. Ein echter Tierfreund sollte seinen Hund so einem Gedränge, wie es zeitweise vorkommen kann, nicht aussetzen.

Werden die Parkplätze ausreichen?

Ich denke schon, obwohl es am Wochenende und am Familiendienstag, wenn die Preise für die Fahrattraktionen und Kulinarisches reduziert sind, voll werden kann. Erneut weise ich darauf hin, beim Parken keine Wertsachen im Auto zu lassen. Vom Parken in Tschechien rate ich wegen der hohen Diebstahlsrate vollends ab. Wer von auswärts kommt, dem empfehle ich die zusätzlichen Busse, die von der Verkehrsgesellschaft Dreiländereck und dem Zvon eingesetzt werden. Die Busse fahren bis in die späte Nacht hinein und gewährleisten, dass niemand seinen Führerschein riskieren muss. Die Fahrpläne gibt’s auf der Homepage der Stadt Ebersbach-Neugersdorf und beim Zvon.

Mit den Böllerschüssen pünktlich 14 Uhr am Freitag beginnt das Volksfest. Kehrt dann bei Ihnen Ruhe ein?

Nur für fünf Minuten. Mit den Böllern fällt mir ein großer Brocken von der Seele, aber danach geht’s schon wieder weiter. Gucken, ob alles klappt, hier anweisen, dort Fragen beantworten. Erst am Abend beruhigt sich das, fällt der Stress ein wenig ab, wenn ich weiß, dass alles funktioniert.

Warum tun Sie sich diesen Stress seit Jahren an?

Weil mir der Jacobimarkt mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist. Das hatte ich am Anfang nicht für möglich gehalten. Vor Jahren wurde ich gefragt, ob ich mitmachen will. Ich wollte. Und nun gibt’s eine GmbH, die das Volksfest vorbereitet und durchführt. Es gefällt mir, wie zum Beispiel die Schausteller Probleme lösen, wie erfinderisch sie sind und wie sie anpacken. Mir gefallen solche starken Gemeinschaften. Nur leider beginnen auch sie zu bröckeln.