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„Das Thema K.-o.-Tropfen macht uns Sorgen“

Der Weiße Ring warnt speziell zur Karnevalszeit vor Kriminellen – und ist auf der Suche nach neuen Mitgliedern.

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Elke Thomas leitet den Weißen Ring in Riesa.
Elke Thomas leitet den Weißen Ring in Riesa. © S. Schultz

Riesa. Der Weiße Ring in Riesa berät in seinen Sprechstunden regelmäßig Opfer von Kriminalität, hilft direkt oder vermittelt an zuständige Stellen weiter. Nun will der gemeinnützige Verein auch stärker präventiv arbeiten, erklärt die Chefin des Weißen Rings in Riesa, Elke Thomas, im Gespräch mit der SZ.

Frau Thomas, die Neugründung des Weißen Rings in Riesa ist jetzt fünf Jahre her. Wie hat sich seitdem die Nachfrage entwickelt?

Die Fallzahlen haben sich seitdem deutlich erhöht, die Zahl der Hilfesuchenden hat sich verdoppelt. In der Anfangszeit waren es noch zehn, elf, mittlerweile sind wir bei etwa 25 Fällen im Jahr, wo wir tätig werden können. Da sind noch nicht die fünf bis zehn mit eingerechnet, in denen wir nur eine „Lotsenfunktion“ übernehmen.

Was heißt das?

Dazu gehört zum einen, einfach nur zuzuhören, denn manche Betroffenen brauchen einfach jemanden, mit dem sie reden können. Vor allem geht es aber darum, die Betroffenen in das Netzwerk zu lotsen, das für sie zuständig ist, also weiterführende Hilfe zu vermitteln. Sehr häufig haben wir beispielsweise Erstberatungsschecks für den Rechtsanwalt ausgestellt oder an die Trauma-Ambulanz vermittelt. Auch Soforthilfe in Notlagen ist immer wieder ein Thema. Wir hatten beispielsweise im vergangenen Jahr einen großen Mobbingfall.

Wie kann man denn in einem Mobbingfall finanziell helfen?

Es handelte sich um Mobbing zwischen zwei Mietparteien. Weil die mobbende Seite einfach nicht zum Auszug zu bewegen war, musste das Opfer letztlich ausziehen. Dabei haben wir dann Unterstützung geleistet.

Welche Themen beschäftigen Sie derzeit denn noch besonders?

Gerade jetzt zur Faschingszeit gibt es da zum einen die Diebstahlsproblematik, da klärt der Weiße Ring auch über verschiedene Maschen auf und gibt Tipps. Sorgen machen wir uns aber vor allem um die ganze Thematik K. -o.-Tropfen.

Ist das denn tatsächlich so ein großes Thema in Riesa?

Wir hatten schon drei, vier Fälle, in denen die Vermutung da war. Das Problem ist aber, dass die nur zwölf Stunden lang im Blut oder Urin nachweisbar sind und die Fälle schon einige Tage zurücklagen. Viele Opfer schämen sich, wenn sie am nächsten Tag nicht wissen, was am Abend eigentlich los war. Das muss aber nicht zwangsläufig am Alkohol liegen. Wen es beim Feiern plötzlich aus dem Verkehr gezogen hat, der sollte dem Verdacht zumindest nachgehen.

Sie suchen derzeit verstärkt nach Verstärkung.

Ja. Wir wollen vor allem mehr präventive Arbeit leisten. Allerdings liegt der Altersschnitt bei uns mittlerweile recht hoch. Vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit und eventuell Vorträge in Schulen bräuchten wir jüngere Leute zwischen 30 und 50, die bringen einen anderen Pfeffer mit rein und erreichen die Schüler besser.

Wie viel Zeitaufwand ist denn mit dem Ehrenamt beim Weißen Ring verbunden?

Wir reden da über zwei bis drei Stunden in der Woche. Mehr ist natürlich immer möglich. Es ist aber wirklich zu schaffen. Wichtig zu wissen ist noch, dass jeder Ehrenamtliche aufgebaut wird. Dazu gehört, drei Fälle mit zu begleiten, außerdem gibt es Seminare in Dresden, die an den Wochenenden stattfinden.

Das Gespräch führte Stefan Lehmann.

Kontakt: [email protected]

oder 1 0151 55164731