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Über 40 Jahre im Pflegeheim

Mit 16 hat Manuela Lippmann ihre Lehre zur Altenpflegerin begonnen. Anfangs nahm sie viele Sorgen mit nach Hause.

Von Elke Braun
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Manuela Lippmann arbeitet seit 20 Jahren im Alloheim Waldheim und seit 41 Jahren in der Pflege. Auf dem Bild ist sie mit Harry Rees vom Heimbeirat zu sehen.
Manuela Lippmann arbeitet seit 20 Jahren im Alloheim Waldheim und seit 41 Jahren in der Pflege. Auf dem Bild ist sie mit Harry Rees vom Heimbeirat zu sehen. © Dietmar Thomas

Waldheim. Was Manuela Lippmann in ihrem Beruf als Altenpflegerin schon alles erlebt hat, kann sie gar nicht aufzählen. „Es sind manchmal schon Schicksale, die einen beschäftigen. Vor allem wenn noch relativ junge Menschen von Demenz betroffen sind“, sagt sie. Das sei vor allen Dingen so, wenn sie Bewohner betreut, die sie persönlich kennt. „Das geht einem schon nahe“, sagt die 57-Jährige.

Lippmann hat vor 41 Jahren mit der dreijährigen Ausbildung begonnen – als Lehrling im Haus Marienfels, dem damaligen Waldheimer Pflegeheim. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie zunächst auch dort. Im Jahr 1995 wurde das Haus zusammen mit dem Feierabendheim von der Alloheim-Gruppe in Düsseldorf übernommen. 

Die weihte 1999 den Neubau am Eichberg ein – vor nunmehr 20 Jahren. „Eigentlich habe ich die ganze Zeit über in ein und demselben Unternehmen gearbeitet“, sagt Manuela Lippmann. Auch wenn sich währenddessen nicht nur die politischen Umstände, sondern eben auch Chefs und die Trägereinrichtung geändert haben.

Sie ist froh darüber, dass sich nicht nur die Bedingungen für die Bewohner mit dem Neubau an der Härtelstraße schlagartig verbessert haben. „Auch für uns Mitarbeiter ist vieles leichter geworden“, sagt sie. „Früher mussten wir zu dritt die Patienten in die Badewanne hieven, heute gibt es moderne Pflegebäder mit Hubbadewannen, Liftern und Aufstehhilfen“, so Lippmann. Das erleichtere die Arbeit sehr.

Die Dankbarkeit der Bewohner sei der schönste Lohn für die Arbeit. „Am Anfang haben mich die Sorgen, Probleme und Erkrankungen der Patienten sehr oft auch noch zuhause beschäftigt. Das ist jetzt nicht mehr so“, sagt Manuela Lippmann. Doch Abschalten zu können, das habe sie erst lernen müssen.

Im Alloheim am Eichberg ist sie nicht die einzige langjährige Mitarbeiterin. „Wir haben sehr viele Kolleginnen, die 20 Jahre und länger bei uns arbeiten“, sagt Carola Huth von der Einrichtungsleitung nicht ohne Stolz. Eine davon ist Verwaltungsleiterin Kerstin Lange. 

Sie erinnert sich vor allem noch an die Unterbringung der Bewohner, bevor der Ersatzneubau an der Härtelstraße gebaut wurde. „Wir hatten 33 Bewohner im Pflegeheim Marienfels und 47 im ehemaligen Feierabendheim zu versorgen“, erzählt sie. Die Voraussetzungen in diesen Häusern entsprachen nicht mehr den Vorschriften der sogenannten Heimmindestbauverordnung. 

„Es war aus heutiger Sicht eigentlich menschenunwürdig“, sagt sie. Mitunter teilten sich sieben Bewohner ein Zimmer. Die Sanitärräume und Toiletten waren auf dem Gang. Es gab nur ein Gemeinschaftsbad.

Grießbrei zum Umzug

Schmunzeln muss sie heute, wenn sie an den Tag des Umzugs in den Neubau am 18. Oktober 1999 zurückdenkt. „Das war ein riesengroßer logistischer Aufwand, denn wir hatten uns das Ziel gesetzt, um 12 Uhr alle Bewohner im neuen Haus zu haben und mittags im Speiseraum gemeinsam Grießbrei zu essen. Das haben wir geschafft“, sagt sie.

Lob gab es für die Mitarbeiter der Seniorenresidenz vom Abteilungsleiter der Alloheim-Hauptverwaltung in Düsseldorf Johannes Knake. Er sagte, das Waldheimer Haus habe eine Art Vorbildwirkung für die anderen Alloheime in ganz Deutschland. „Wir schicken oft neue Mitarbeiter zur Einarbeitung her. Hier lernen sie, wie es richtig geht“, sagte er. 

Bewohner Harry Rees vom Heimbeirat bestätigte, das sich die Bewohner wohlfühlen. Er bedankte sich mit einer emotionalen Rede im Namen aller Bewohner für die liebevolle Betreuung. „Unser Heim ist ein kleiner Edelstein in der Perle des Zschopautales“, sagte der 92-Jährige. Insgesamt wohnen in dem Haus an der Härtelstraße 80 Frauen und Männer. Um ihr Wohl kümmern sich 64 Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung, Küche, Verwaltung und Technik.

Seit der Einführung der Pflegegrade anstelle der Pflegestufen im Jahr 2017 zahlen alle Bewohner den gleichen Eigenanteil, erklärt Verwaltungsleiterin Carola Huth. Dieser liegt im Alloheim am Eichberg in Waldheim derzeit bei 1 220 Euro monatlich pro Bewohner. 

Früher sei das anders gehandhabt worden. Da mussten Bewohner mehr zahlen je höher die Pflegestufe war. Positiv wirke sich zudem bei der Höhe des Eigenanteils für die Bewohner aus, dass es sich beim Alloheim um eine Einrichtung handelt, deren Bau gefördert worden ist. 

Dadurch sei der Investkostenanteil, der sich ebenfalls im Eigenanteil niederschlägt, mit derzeit 4,17 Euro pro Bewohner und Tag niedrig. In nicht geförderten Einrichtungen könnte dieser schnell mal bei bis zu 16 Euro pro Bewohner und Tag liegen, erklärte Huth.

Eine Entgelterhöhung für die Pflegekräfte hätte auch eine Erhöhung der Betreuungskosten für die Bewohner zur Folge. Nichtsdestotrotz haben nach Angaben der Einrichtungsleiterin die Mitarbeiter in dem Haus am Eichberg ein gutes Lohnniveau. „Beim heutigen Fachkräftemangel im Pflegebereich kann es sich ein Arbeitgeber gar nicht leisten, unterdurchschnittliche Gehälter zu zahlen“, so Huth.

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