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Das Weltbild der katholischen Kirche

Der katholische Weltbild-Verlag macht nicht nur mit religiösen Büchern sein Geld, sondern auch mit esoterischer und erotischer Literatur. Für viele Kirchenvertreter ein Skandal - deshalb wird nun ein Verkauf des Verlages diskutiert. Mit ungewissem Ausgang.

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Von Katia Rathsfeld

Würzburg/Augsburg. Titel wie „Zur Sünde verführt“ oder „Das neue Kamasutra“ passen auf den ersten Blick so gar nicht zum katholischen Weltbild-Verlag. Auf den zweiten Blick aber sehr wohl. Denn im Angebot des kircheneigenen Verlages sind viele erotische und auch esoterische Bücher zu finden. Seit Wochen tobt ein heftiger Streit um die Frage, ob ein Unternehmen der katholischen Kirche mit solchen Angeboten Geld verdienen darf.

Nach dem Papst schalteten sich am Wochenende die Kardinäle Joachim Meisner und Reinhard Marx in die Debatte ein. „Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen“, sagte der Kölner Kardinal Meisner der „Welt am Sonntag“. Er ist seit Jahren ein Kritiker des Verlages mit Jahresumsatz von mehr als 1,6 Milliarden Euro. Sein Bistum hatte 2008 die Anteile an dem Konzern abgegeben und verdient seitdem nicht mehr an den Geschäften von Weltbild.

„Wir können noch so große Medienkonzerne haben - wenn sie nicht das Ziel haben, das Evangelium zu verkünden, geht es in die falsche Richtung“, betonte Marx kurz vor der Tagung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz am Montag. Einem Sprecher zufolge wollten die 27 Bistumsvertreter in Würzburg auch die „Gesamtthematik Weltbild“ diskutieren. Zu Ergebnissen oder zumindest Tendenzen der Tagung äußerte sich die Kirche bis zum Nachmittag allerdings nicht. Und auch der Weltbild-Verlag hielt sich zurück. Es gehe schließlich um einen „innerkirchlichen Meinungsbildungsprozess“, sagte eine Sprecherin.

Verkaufsdebatte ist nicht neu

Auch wenn die Forderung nach einem Verkauf von Weltbild wie ein Paukenschlag wirkt - neu ist sie nicht. Vor drei Jahren sollte der Medienkonzern mit 6400 Mitarbeitern schon einmal den Besitzer wechseln. Das Vorhaben scheiterte dem Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Donaubauer zufolge aber an der Wirtschaftskrise. Er war in der vergangenen Woche im Zuge der Debatte um die Erotik-Titel zurückgetreten.

Der Streit um das Erotik- und Esoterikangebot von Weltbild war im Oktober nach einem Bericht des Fachmagazins „buchreport“ ausgebrochen. Demnach waren bei Weltbild unter dem Stichwort Erotik mehr als 2500 Titel zu finden. Die katholische Kirche reagierte mit der Ankündigung, „den Vertrieb möglicherweise pornografischer Inhalte“ unterlassen zu wollen. Tatsächlich ergibt die Suche mit dem Stichwort Erotik bei weltbild.de inzwischen keine Treffer mehr.

Nachdem die Bischöfe auf die anhaltende Kritik Erzkonservativer in den vergangenen Jahren jedoch nur verhalten reagiert hatten, rief sie auch Papst Benedikt XVI. Anfang November zum Handeln auf. Es sei an der Zeit, die „Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken“. Der Heilige Stuhl werde darauf achten, „dass der notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt“.

Der Weltbild-Verlag war 1948 als Winfried-Werk GmbH gegründet worden und produzierte anfangs das katholische Magazin „Mann in der Zeit“, das 1968 in „Weltbild“ umbenannt wurde. Über die Jahre wuchs das Unternehmen zu einem der größten Buchhändler Europas mit hunderten Filialen und eigenem Versandhandel. Auch die Verlagsgruppe Droemer Knaur und der Internethandel buecher.de gehören in Teilen dem Augsburger Medienkonzern.

Der rasante Aufstieg wird zu einem großen Teil Weltbild-Chef Carel Halff zugerechnet. Er ist seit 1975 bei dem Unternehmen und seit 2001 Vorsitzender der Geschäftsführung. „Weltbild muss wirtschaftlich arbeiten, ohne die ideellen Ziele aus den Augen zu verlieren“, schreibt Halff zu seiner Firmenpolitik auf der Internetseite des Konzerns. Doch genau hier liegt nach Ansicht seiner erzkonservativen Gegner das Problem. (dpa)