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Dem jüdischen Leben auf der Spur

Stolpersteine erinnern an Menschen, die ermordet wurden. Wie sie in Roßwein lebten, erfuhren Gäste eines Rundgangs.

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© André Braun

Von Michelle Hillebrand

Roßwein. Einen Themennachmittag unter dem Titel „aFAIRe“ bieten das Jungendhaus Roßwein und der Treibhausverein Döbeln an. Für alle Altersgruppen wird etwas geboten.

Gegen 14 Uhr geht es direkt los mit einem Rundgang zu den Stolpersteinen der Stadt Roßwein. Die Gäste besuchen die Wohnorte von fünf jüdischen Familien.

Die erste Station ist an der Goldbornstraße unweit des Jugendhauses. Dort wohnte Familie Bibring. „Der Vater Josef Lazar Bibring hatte ein Bekleidungsgeschäft. Mit seiner Frau Fanny hatte er zwei Töchter. Die ältere von beiden hieß Natalie Nelly“, erzählt Jan Lormis von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Treibhausvereins. Über die jüngere Schwester sei nichts bekannt.

„Nach unseren Informationen ist die Familie nach Kolomyja, einer Stadt in der Ukraine, ausgewandert. Seit 1941 gilt sie dort als verschollen“, berichtet Lormis. „In Kolomyja wurde 1943 ein Ghetto eingerichtet, in dem 18 000 Menschen konzentriert wurden. Etwa 16 000 wurden in ein Vernichtungslager deportiert. In einem Waldstück fanden Massenerschießungen statt.“ Vermutlich sei die Familie dort ermordet worden. „Es ist wirklich traurig, dass es den Nationalsozialisten hier tatsächlich gelungen ist, die jüdischen Familien vollkommen zu vertreiben und geradezu auszulöschen“, so Lormis. „Schließlich ist auch von den Überlebenden niemand hierher zurückgekehrt.“

Seit 2010 gibt es die Arbeitsgemeinschaft Geschichte beim Treibhausverein Döbeln. Etwa fünf bis sechs Mitglieder recherchieren über die Schicksale jüdischer Familien in Döbeln, Roßwein, Hartha und Waldheim.

Doch der Rundgang ist nicht das Einzige, das an diesem Nachmittag im Jugendhaus geboten wird. Später steht unter anderem noch ein DJ-Workshop auf dem Plan. Mutige können die Kletterwand, die sich direkt im Jugendhaus befindet, erklimmen. Draußen werden T-Shirts bedruckt und für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Den Abschluss der Veranstaltung bildet am Abend ein Konzert im Jugendhaus.