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Demütigung statt Wende

Auch der letzte Weltcup vor Olympia endet für Stephanie Beckert mehr als enttäuschend.

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© camera4

Von Frank Thomas

Schlapp und mit ausdrucksloser Miene überquerte sie die Ziellinie, die Trainer schüttelten nur den Kopf. Die rasante Talfahrt der Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert hat sich am Freitag auch zum Auftakt des Eisschnelllauf-Weltcups in Berlin fortgesetzt. Nach durchweg unbefriedigenden Rennen in diesem Winter war der zwölfte Platz der Erfurterin in der schwächeren B-Gruppe eine Demütigung. In mäßigen 4:12,11 Minuten landete sie über 3.000 Meter sogar noch hinter Teamgefährtin Isabell Ost, die Zehnte wurde.

„Natürlich kann ich damit nicht zufrieden sein. Ich muss das jetzt abhaken und die kommenden acht Wochen intensiv arbeiten, um im Februar bei Olympia wieder besser in Schuss zu sein“, meinte die Thüringerin danach traurig. Erst vorige Woche hatte sie über 5.000 Meter im kasachischen Astana mit viel Mühe das Ticket für die Olympischen Winterspiele in Sotschi „zum Glück geschafft“.

Schlüssige Erklärungen für ihren deprimierenden Absturz in dieser Saison konnte sie nicht finden. „Die Lockerheit fehlt auf dem Eis. Dann will man alles, verkrampft und erreicht gar nichts“, meinte Beckert, die lange unter einer Rückenverletzung litt. „Ich muss versuchen, da wieder rauszukommen.“ Mentale Probleme sieht sie selbst nicht. „Nein, das ist eher körperlich, viele Kleinigkeiten. Der Schritt stimmt einfach nicht.“ Cheftrainer Markus Eicher war nach dem bitteren Auftakt geradezu fassungslos über Beckerts Leistung und vor allem die schlechte Technik des einstigen Zugpferdes im Team. „Sie läuft steif, hölzern. Ich bin sehr enttäuscht. Ich hatte gehofft, dass ihr die glückliche Olympia-Qualifikation in der vorigen Woche neuen Schwung verleiht“, meinte Eicher.

Die 25-Jährige versuchte wiederum die Pleite schnell abzuhaken: „Ich schaue jetzt nach vorne und konzentriere mich auf mein Aufbautraining, damit ich bis Sotschi aufholen kann.“ Wegen ihrer Formschwäche wurde sie auch nicht für das deutsche Frauen-Team nominiert, das am Sonntag trotz nahezu aussichtsloser Lage noch das Olympia-Ticket lösen will. „Ich wäre gerne mitgelaufen, doch mich hat leider keiner angesprochen“, erklärte Beckert.

Da im gesamten Januar außer der Mehrkampf-EM in Hamar und der Sprint-WM in Nagano keine weiteren Rennen geplant sind, muss Beckert nun versuchen, über Trainings- und Vereinswettkämpfe ihre Form zu testen. „Vielleicht überlegen wir noch mal, ob ich vielleicht doch in Hamar an den Start gehe“, sagte sie. (dpa, mit sid)