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Denkmalschutz für Kantine?

Der Stadtrat soll eine Prüfung beschließen, ob zwei Robotron-Gebäude erhaltenswert sind.

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© René Meinig

Von Lars Kühl

Die Lingnerstadt wird in den kommenden Jahren ihr Gesicht völlig verändern. Das Unternehmen Immovation aus Kassel will auf dem ehemaligen Robotron-Areal noch 2017 damit beginnen, auf fast 100 000 Quadratmetern Wohngebäude zu errichten. Bis 2025 könnten dort bis zu 3 000 Wohnungen zur Verfügung stehen. Der erste Schritt wurde mit dem Abriss von zwei Robotron-Komplexen bereits getan. Auch die alte Kantine, in der die Belegschaft zu DDR-Zeiten gespeist hat, sollte eigentlich schon weggebaggert sein.

Doch Verfechter der sogenannten Ostmoderne haben dies bis jetzt verhindert. Inzwischen erhalten sie sogar Unterstützung aus der Politik. In der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag stellen Die Linke und die Grünen einen gemeinsamen Antrag. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) soll beauftragt werden, bei zwei ehemaligen Robotron-Bauten zu prüfen, ob sie als Baudenkmale eingestuft werden können. Neben der Kantine handelt es sich dabei um den Komplex an der südöstlichen Ecke des Pirnaischen Platzes mit der Adresse St. Petersburger Straße 9 / Grunaer Straße 2. In dem Gebäude arbeiten unter anderem das Straßen- und Tiefbauamt und das Umweltamt der Stadt.

Als dritter Riegel war eigentlich das Gebäude an der Lingnerallee 3 für die Einstufung vorgesehen. Dort hat nicht nur die Cityherberge ihren Sitz. Bei einer Abstimmung im Kulturausschuss, der bei der Empfehlung für die Stadträte federführend ist, haben die Mitglieder aber mehrheitlich gegen die Würdigung dieses Komplexes als Baudenkmal gestimmt. Die Kantine und das Verwaltungsgebäude erhielten dagegen eine Mehrheit mit einer Stimme.

Entscheidet sich der Stadtrat dafür, den Prüfauftrag auszulösen und kommt dieser zu einem positiven Ergebnis, müssen für diese beiden Objekte umsetzbare Nutzungskonzepte gefunden werden. Während für die Mieter im L-Block am Pirnaischen Platz noch langfristige Mietverträge bestehen, ist die Robotron-Gaststätte in keinem guten Zustand. Sanierungsbedürftig sind beide Gebäude. In der Kantine ist zudem noch Kunst am Bau vorhanden, unter anderem eine Formsteinwand des Dresdner Bildhauers Eberhard Wolf in einem der beiden früheren Speisesäle.

Thomas Löser, baupolitischer Sprecher der Grünen, kann sich vorstellen, dass die Kantine kreativ genutzt wird. Beispielsweise könnte das Kunsthaus aus der Neustadt von der Rähnitzgasse in die Lingnerstadt ziehen. Auch die Einrichtung eines Besucherzentrums sei möglich, falls Dresden wirklich Kulturhauptstadt 2025 wird. Die Netzwerke ostmodern und Industrie.Kultur.Ost schlagen neben einem Café im 1970er-Stil und einem kleinen Restaurant auch die Einrichtung einer Dauerausstellung vor: die sächsische Mikroelektronik mit dem Robotron-Kombinat als Wiege der DDR-Computerschmiede.