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Der Biber ist da

Flussaufwärts ist das Nagetier in der Neiße nun schon bis Zittau geschwommen. Die Spuren sind eindeutig - und er will und darf bleiben.

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© Weidner

Von Holger Gutte

Aufmerksame Wanderer haben jetzt an der Neiße bei Zittau eine ganz seltene Beobachtung gemacht. Einige am Flussufer gefällte junge Bäume sind nicht einer Axt oder einem Sturm zum Opfer gefallen. Die Nagespuren deuten eindeutig auf Biber hin. Alexander Wünsche bestätigt das auf Nachfrage der SZ. Er ist der Sachbearbeiter für den nationalen Artenschutz in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises und hier für das Bibermanagement zuständig. Nördlich von Görlitz ist die Neiße nahezu durchgehend mit Bibern besiedelt. Südlich von Görlitz gibt es einzelne Biberreviere. Mittlerweile ist der Nager in Zittau angekommen. „In Drausendorf wurden bereits im Zuge des Deichbaues die von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) neu gepflanzten Bäume Opfer durch Biberfraß, berichtet LTV-Sachbearbeiterin Romi Reichow. Auch in Leuba sind schon Biberspuren gesichtet worden. Und wie Alexander Wünsche hinzufügt, sind einzelne Biber über die Spree bis zur Talsperre Quitzdorf eingewandert.

An der Neiße wurden bei Zodel 1999 erstmals wieder Biber festgestellt. Sie stammen vermutlich aus einem polnischen Auswilderungsprojekt. Seither hat eine stetige Wiederbesiedlung stattgefunden. Deutlich und immer mehr zeigt er in den letzten Jahren im Unesco-Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ mit gefällten Bäumen seine Anwesenheit. Im Landkreis Bautzen gibt es sogar einen Biberbeauftragten.

„Biber gestalten aktiv ihren Lebensraum. Das führt in unserer Kulturlandschaft punktuell zu Konflikten“, sagt der Sachbearbeiter für Artenschutz im Landkreis Görlitz. Insbesondere wenn Flächen überflutet werden, weil durch Dämme das Wasser angestaut wird. „Es sieht ganz so aus, als will der Biber hierbleiben. Also werden wir mit ihm auch leben müssen“, sagt Alexander Wünsche.

In der Neiße spielen Dämme allerdings wegen des meist günstigen Wasserstandes keine Rolle. Jedoch können auch hier die angenagten und gefällten Bäume zum Problem für den Bootstourismus werden oder bei Hochwasser abtreiben und an Brücken und Wehren das Wasser anstauen. Biberbaue sind in der Neiße in der Regel bisher nicht aufgefallen, da in diesem Fluss nur selten Burgen angelegt werden. Meist liegen die Baue als Erdbau in den Gewässerufern. Hier kann es zu Einbrüchen kommen. Wo Biber vorkommen haben Jungbäume oder Neupflanzungen nur noch eine geringe Lebenserwartung. Alle hochwasserschutzrelevanten Anlagen der LTV werden deshalb in solchen Gebieten zyklisch und anlassbezogen kontrolliert. Dadurch können frühzeitig eventuelle Problemstellen geortet und notfalls Sicherungsmaßnahmen eingeleitet werden, schildert Romi Reichow.

„Bisher sind die Schäden an der Neiße überschaubar und beherrschbar“, so Alexander Wünsche. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang bei Bekanntwerden von Bibervorkommen, sich vor absehbaren Schäden zu schützen. Beispielsweise können wertvolle Einzelbäume mit Drahthosen vor dem Benagen geschützt werden. Bei ernsthaften Problemen, wie etwa Überflutungen kann aber auch ein Biberdamm reduziert werden. Dazu bedarf es einer naturschutzrechtlichen Genehmigung: Der Biber ist ein streng geschütztes Säugetier.