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Der blaue Geist im Einnehmerhaus

Der Kunstverein Freital zeigt Bilder von Alexander Jesau. Der Freitaler entdeckt gerade die Malerei für sich.

Von Thomas Morgenroth
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Der Freitaler Alexander Jesau steht im Einnehmerhaus Freital vor den Bildern seiner ersten Ausstellung, links hängt „blue ghost“, der blaue Geist.
Der Freitaler Alexander Jesau steht im Einnehmerhaus Freital vor den Bildern seiner ersten Ausstellung, links hängt „blue ghost“, der blaue Geist. © Thomas Morgenroth

Im Einnehmerhaus herrscht der grimmig-lustige blaue Geist über ein seltsames Reich, das aus 65 bunten Bildern besteht. Bis auf wenige Ausnahmen sind es abstrakte Gemälde oder Assemblagen. Zum ersten Mal zeigt Alexander Jesau, der im April 1961 als Stefan Straube in Halle an der Saale geboren wurde, das Ergebnis seines Ringens mit der Kunst. Es sind emotionale und oft spontane bildnerische Äußerungen, die der seit 2014 in Freital lebende ehemalige Arzt auf Pappe oder Leinwand bringt.

Ein Stil ist nicht auszumachen, den will Jesau, wie er sagt, auch nicht entwickeln. Er malt, spachtelt oder rakelt mit allen möglichen Farben, wie es ihm in den Sinn kommt. „In der Kunst muss man nichts“, sagt er. So könnte man auch den Titel seiner Ausstellung interpretieren: „nothing has to be“ – nichts muss sein, aber alles kann. Eines seiner Bilder hat er so genannt, als es ein Freund mit dem Hinweis kommentierte, das sei doch ein schöner Hintergrund, nun könne dort das Motiv drauf.

Jesau lacht, wenn er das erzählt, denn gerade die Freiheit, keine Erwartungen erfüllen zu müssen, ist es ja, was ihn an seiner kreativen Tätigkeit reizt. Einmal ist Jesau beinahe klassisch mit seiner Malerei, jedenfalls was den Auftrag der Farbe betrifft, ein andermal häuft er Marmormehl auf die Leinwand und malt darüber, sodass topografische Reliefs entstehen. Oder er klebt Eierverpackungen, Weinkorken, Plastehüllen und Einwickelpappen auf Karton und bemalt die Objekte, gern mit glitzerndem Gold, die so eine völlige neue Bedeutung erlangen. Manches wirkt durchaus gelungen, anderes eher bemüht.

Eine künstlerische Ausbildung hat Jesau nicht, er ist Autodidakt, und will, wie er sagt, auch nicht an Kursen teilnehmen. Mit dem Malen beschäftigt er sich seit 2013 intensiv, als er wegen einer schweren Erkrankung seinen Beruf als Allgemeinmediziner aufgeben musste. Er macht derzeit eine Umschulung zum Journalisten. Für Jesau, der über Pirna, Bautzen, Radeberg und Meißen im Kamenzer Stadtteil Jesau für lange Zeit heimisch wurde, war das ein harter Schnitt. Aber auch eine Art Wiedergeburt, wie er sagt, bei der aus Stefan Straube Alexander Jesau wurde, benannt nach seinem zweiten Vornamen und dem Wohnort.

Zu diesem Pseudonym habe ihn der Künstler Georg Baselitz angeregt, sagt Jesau, der sich nach seinem Heimatort Deutschbaselitz benannte, einem Dorf, das nur zwei Kilometer von Jesau entfernt ist. Mit Baselitz indes wolle er sich nicht vergleichen, betont Jesau, die Wahl seines neuen Namens als „freier Künstler“, wie es auf seiner Visitenkarte steht, sei eher als ironische Hommage an den Profi aus der Nachbarschaft zu verstehen.

Stefan Straube hat in der Malerei eine neue Leidenschaft gefunden. Er ist Farben und Formen auf der Spur und folgt dabei allein seinen Gefühlen. Aber er steht erst am Anfang seines Weges. Seine Bilder im Einnehmerhaus wirken oft wie Übungen denn wie gültige Ergebnisse. Daran ändern auch die Titel in englischer Sprache nichts. Da gibt es „spiders world“, die Spinnenwelt, „ovulation“, den Eisprung, „dark angel“, den dunklen Engel, und eben „blue ghost“, den blauen Geist, der immerhin etwas Witz in die Ausstellung bringt.

Bis 7. April im Einnehmerhaus Freital, geöffnet Dienstag bis Freitag 16-18 Uhr, Samstag und Sonntag 10-17 Uhr.