Hoyerswerda
Merken

Der erste Kapitän büßte sechs Zähne ein

Ronny Klein legte zu 60 Jahren Aktivist Schwarze Pumpe „Das Große Pumpe-Buch“ vor – wir bringen Auszüge. Heute Teil 29: eine Episode ganz vom Beginn.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Pumpe-Kapitän Max Dommaschk (rechts) beim Präsente-Tausch vorm Testspiel 1957 gegen den SV Fürth – vor 1961 noch möglich.
Pumpe-Kapitän Max Dommaschk (rechts) beim Präsente-Tausch vorm Testspiel 1957 gegen den SV Fürth – vor 1961 noch möglich. © Foto: Pumpe-Buch

Von Ronny Klein

Fußballgeschichte. Er erlebte die bittersten Stunden seiner Heimat, sah das zu großen Teilen zerbombte Spremberg in den letzten Kriegstagen 1945. Fast jede Familie verlor Angehörige, Freunde, gute Bekannte. Trotz allen Schmerzes ließ ihn seine große Leidenschaft nie los. So kickte der junge Max Dommaschk bereits kurz nach Kriegsende wieder in seiner Heimatgemeinde, half in Cantdorf (heute Spremberger Ortsteil) eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen.

Als 23-Jähriger konnte der kantige Libero dem guten Angebot von Aktivist Brigitta (Spreetal) allerdings nicht widerstehen. Und zwar aus gutem Grund. Der Sektionsleiter sprach ihn an: „Max, wir müssen demnächst mehrere Leute nach Aue schicken. Körperlich schwere Grubenarbeit unter Tage. Ich könnte mich dafür stark machen, dass du hierbleiben kannst ...“ Max blieb und wechselte 1951 zu Aktivist: „Bereut habe ich diesen Schritt nie. Schließlich wurde ich sofort Stammspieler, bekam eine gute Anstellung als Elektroschweißer in der Hauptwerkstatt.“

Grundstein für Schwarze Pumpe

Brigitta spielte fortan in der Kreisklasse eine gute Rolle und Dommaschk mit der Rückennummer 3 organisierte die Abwehr. Bis die Mannschaft knappe fünf Jahre später den Grundstein für die neu gegründete BSG Aktivist Schwarze Pumpe legte. Dommaschk: „Trainer Willi Duy schätzte meine Fähigkeiten, machte mich auf Anhieb wieder zum Stammlibero, ernannte mich zum Kapitän.“ Doch Pumpe spielte nur ein halbes Jahr auf Kreisniveau. Durch die Fusion mit Einheit Spremberg waren Dommaschk und Co. quasi über Nacht Drittligaspieler: „Das war schon ein gehöriger Sprung für viele“, erinnert sich Dommaschk. „Dreimal wöchentlich trainieren, ein harter Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft. Der neue Trainer Günter Schölzel selektierte zwar kräftig. Ich blieb allerdings auf meiner Position, behielt Stammplatz und Kapitänsamt.“ Nur ein Jahr darauf war Dommaschk dabei, als Aktivist den Wiederaufstieg schaffte. „Zu feiern wussten wir schon damals recht gut“, schmunzelt der Kapitän der ersten Stunde. „Vor allem im «Suhler Klubhaus» von Schwarze Pumpe ging die Post ab.“ Pech für Maxe: Anfang 1958 zog er sich bei einem Testspiel gegen Spremberg eine Knieverletzung zu. „Das linke Bein wurde von oben bis unten eingegipst. Doch kein Arzt stellte die richtige Diagnose. Erst später stellte sich heraus, dass ein Kreuzband durch war.“ Das war das Ende seiner Karriere bei Pumpe.

Doch die Erinnerungen an ereignisreiche Jahre blieben. Der Libero brachte es auf 57 Pflichtspiel-Einsätze für Aktivist – und nicht alle dieser Partien (übrigens auch die Freundschaftsspiele nicht) hinterließen nur ungetrübte Freude. Zwei solche Erfahrungen, auf die er lieber verzichtet hätte, schilderte Dommaschk denn aber doch.

Sieben Dinger kassiert

„Bei einem Testspiel gegen den Briesker Oberligisten bekam ich es mit dem langen Gerhard Marquardt zu tun – damals einer der besten Erstligastürmer. Der war einen halben Kopf größer als ich, hat mich ein ums andere Mal vernascht. Pumpe kassierte sieben Stück“, schüttelt Dommaschk den Kopf. „Und bei einem Spiel in Bernsdorf trat mir mein Gegner in die Kauleiste. Sechs Zähne wackelten, mussten durch Implantate ersetzt werden. Aber ich habe die 90 Minuten durchgehalten.“ Ein Kämpfertyp eben, der im wahrsten Sinne des Wortes, die Zähne zusammenbeißt ...

„Das große Pumpe-Buch – Aktivist / FSV / FC Lausitz“ von Ronny Klein // 496 Seiten mit 1 300 Fotos und (Kurz-)Berichten von allen 3 125 Spielen des Vereins // 37,95 Euro // Zu haben ist es unter anderem im SZ-Treffpunkt Hoyerswerda (Lausitz-Center, Lausitzer Platz 1).

www.aktivist-chronik.de