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Der erste Lachs seit 100 Jahren

Der Lachs gehört gar nicht in die Freiberger Mulde und hat es doch geschafft. Bis Döbeln wird er aber nicht kommen.

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Von Peggy Zill

Für Friedrich Richter vom Anglerverband Leipzig ist es eine Sensation: Ein Angler aus Colditz hat aus der Mulde bei Klosterbuch einen Lachs gefangen. „Das ist seit 100 Jahren der Erste“, freut sich Richter. Und er wird wohl auch für eine Weile der Letzte bleiben. Denn in der Mulde gibt es zu viele Hindernisse für die Fische.

Das nun gefangene 74 Zentimeter lange Exemplar hat es vermutlich nur durch das Hochwasser bis nach Klosterbuch geschafft. Denn das Dessauer Wehr, das auf seinem Weg gelegen hat, ist eigentlich unüberwindbar für die Fische. „Es gibt Videosequenzen, wo man sehen kann, wie die Lachse es versuchen, aber nicht schaffen“, erklärt Friedrich Richter, der vermutet, dass die Juni-Flut noch mehr Lachsen flussaufwärts geholfen hat.

Die meisten Lachse sind Wanderfische. Vom Geburtsort schwimmen sie ins Meer und danach zurück, um wieder zu laichen. „Die Mulde war früher einer der besten Lachsflüsse“, sagt Richter. In die Freiberger Mulde gehören sie aber eigentlich nicht. Denn im März 2004 wurden unterhalb von Chemnitz die ersten Junglachse ausgesetzt. Fünf bis zehn Prozent der Fische finden ihre Kinderstube aber nicht wieder. „So können neue Regionen besiedelt werden“, erklärt Richter. Der Anglerverband fordere, dass alle Flüsse fischdurchlässig werden, Wehre also so umgestaltet werden, dass der Fischaufstieg möglich wird. Erst dann können vielleicht irgendwann auch in Döbeln Lachse gefangen werden. „In Klosterbuch war für den Lachs jetzt Schluss. Denn danach kommen weitere Wehre“, so Richter.

Stefan Peterhansl, der Colditzer, der den Sensationsfang an der Angel hatte, musste sich vom Lachs schnell wieder verabschieden. Die Fische sind ganzjährig geschont.

Im Jahr 1995 hat Sachsen ein Programm gestartet, Lachse in die Elbe und ausgewählte Nebengewässer zurückzuholen, nachdem die Fischart nach 1947 in der Elbe als ausgestorben galt. So sind in den unmittelbar in die Elbe mündenden Lachsbach seit 1998 inzwischen mindestens 1 000 Laichlachse aufgestiegen. Die wichtigsten Laichplätze für den Lachs auf sächsischem Gebiet lagen in früherer Zeit jedoch im Einzugsgebiet der Mulden im Erzgebirge.