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Der falsche Kaiser kommt

Steffen Heidrich verdient sein Geld als Double. Er sieht sich als Stellvertreter von Roland Kaiser.

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© Michael Schneider

Riesa. Der Kaiser kommt nach Riesa. Roland Kaiser? Nein, sein Double: Steffen Heidrich (49). Es gibt Leute, die behaupten, der Entertainer aus Dresden singe besser als der „echte Kaiser“. Die Stadtfest-Gäste können sich am Sonnabend ihr eigenes Bild davon machen. Im Vorfeld sprach „der falsche Kaiser“ im SZ-Interview über sein Leben im Schatten des Stars, die Double-Industrie und seinen Dresdner Namensvetter, Ex-DDR Oberliga-Spieler und Vereinsmanager Steffen Heidrich.

Herr Heidrich, wenn wir mal ehrlich sind, würden die Zuschauer bei Ihren Auftritten lieber den „echten Kaiser“ sehen. Wie gehen Sie damit um, immer im Schatten des eigentlichen Stars zu stehen?

Für mich ist das kein Problem. Ich nenne es eher Glück, dass die Leute mich als Double akzeptieren und schätzen. Nicht umsonst werde ich immer wieder gebucht. Das Publikum merkt, dass ich nicht nur eine Show durchziehe. Und natürlich singe ich immer live. Ich mache das jetzt schon seit über zehn Jahren. In dieser Zeit hat ein Wandel stattgefunden.

Was für ein Wandel?

Dass Doubles akzeptiert werden, ist eine vergleichsweise neue Entwicklung. Deswegen gibt es auch so viele – eine wahre Double-Industrie. Ich könnte Ihnen ohne Probleme ein 24-Stundenprogramm nur mit Schlager-Doubles zusammenstellen. Wenn ein Veranstalter einen Künstler bucht, ist das natürlich auch eine Frage des Preises.

Wie sind Sie Kaiser-Double geworden?

Gesungen habe ich schon als Kind. Und ich habe wohl auch Talent, singend zu unterhalten. Ich stamme aus Halle an der Saale. Wenn ich dort geblieben wäre, wäre ich heute mit Sicherheit kein Kaiser-Double. In Dresden, wo ich seit 1982 lebe, habe ich als Discotheker begonnen. Irgendwann habe ich dann angefangen, auf den Feiern auch zu singen. Deutsche Schlager, alle möglichen Interpreten. Ich kann auch Udo Jürgens singen, Griechischer Wein oder so, aber nichts kommt stimmlich so gut an, wie die Songs von Roland Kaiser. Die Leute sagen auch heute immer mal wieder, ich klänge wie der Echte. Manche meinen auch, ich sähe ihm ähnlich. Aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich denke, das Gesamtbild stimmt. Fakt ist, dass ich mich nie verbogen habe, um zu sein wie Roland Kaiser. Ich verstelle mich auf der Bühne nicht. Ich bin einfach ich – mit seinen Liedern. Und es funktioniert. Das nenne ich Glück.

Hatten Sie nie Lust gehabt, mit eigenen Songs bekanntzuwerden?

Das ist ein verdammt hartes Geschäft. Daran kann man sich die Zähne ausbeißen. Mit eigenen Liedern hätte ich wahrscheinlich nicht so viele Auftritte. So wie ich es jetzt mache, stehe ich an den Orten, an denen Roland Kaiser nicht sein kann. Ich sehe mich also quasi als seine Vertretung. Im Übrigen macht es mir auch einfach Spaß, seine Lieder zu singen – und es fasziniert mich auch immer wieder.

Haben Sie eine Gesangsausbildung?

Ja, in Dresden habe ich zu DDR-Zeiten eine Gesangsausbildung im Robotron-Ensemble gemacht. Zu singen wie Roland Kaiser, ist auch nicht so einfach. Eine ausgebildete Stimme ist da sicher sehr hilfreich und der Klang der Stimme selbst natürlich auch. Daher gibt es auch nicht so viele Kaiser-Doubles.

Können Sie von Ihrem Job leben?

Ja, ich stehe fast jedes Wochenende auf der Bühne – bei Stadtfesten, Privatfeiern oder wie jetzt in Dresden bei den Kaisermania-Partys. Hauptsächlich bin ich in Ostdeutschland unterwegs.

Kennt der echte Roland Kaiser Sie?

Es gab zwei Begegnungen bisher. Beim ersten Treffen hat er mich gefragt, ob ich auch echt singe. Das war damals wie ein kleiner Ritterschlag für mich. Dazu muss man wissen, dass es viele Schlagerdoubles gibt, die dem Star sehr ähnlich sehen, aber nicht echt singen. Sie liefern eine Vollplayback-Show ab. Das ist nicht meins.

Sind Sie selbst ein echter Kaiser-Fan?

Ja, jetzt schon. In meiner Jugend habe ich lieber Karat oder Peter Maffay gehört. Aber jetzt würde ich mich als großen Kaiser-Fan bezeichnen. Sonst würde es auch nicht funktionieren.

Es gibt noch einen anderen Dresdner mit Ihrem Namen: DDR-Oberliga-Spieler und Vereinsmanager Steffen Heidrich. Kommt es häufig zu Verwechselungen mit dem Fußballer?

Es ist schon häufiger vorgekommen, dass jemand meine Nummer im Telefonbuch gefunden hat, anrief und dachte, ich wäre der Fußballer. Kurios ist, dass wir beide nahezu gleich alt sind, 49 Jahre. Unsere Geburtstage liegen nicht einmal zwei Monate auseinander. Wir haben uns auch schon mal getroffen. Ich sang damals bei der Veranstaltung einer Bank, die Sponsor von Dynamo-Dresden war und Steffen Heidrich saß direkt vor mir.

Roland Kaiser-Double Steffen Heidrich tritt am Sonnabend, 20. August, bei der „Langen Nacht des Schlagers“ ab 17 Uhr im Innenhof Margenberg (Hinterhof der Hauptstraße 42) auf.

www.kaiserparty.de

Das Gespräch führte Britta Veltzke.