Merken

Der Geist der Cosel

SZ-Adventskalender, Türchen 12: Sagen aus der Sächsischen Schweiz - Wie sich bei Stolpen plötzlich der Berg auftat und einen Saal freigab.

Von Peter Ufer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Jasmin (6) aus Gohrisch als Gräfin Cosel.
Jasmin (6) aus Gohrisch als Gräfin Cosel. © Marko Förster

Stolpen ist bekannt für seine Burg und eine Frau, Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, geborene von Brockdorff. Ohne die Mätresse, die länger eingesperrt auf der Burg lebte, als in Freiheit, geht in Stolpen nichts. Sie ist die Heldin, die dem sächsischen Kurfürstkönig, August den Starken, einst das Versprechen für die Ehe abrang, obwohl er doch schon verheiratet war, die ihm Nachwuchs gebar, ihn vorführte wie einen Tanzbären, die dafür im Knast auf der Burg landete und erst mit 84 Jahren das Zeitliche segnete, um zu zeigen, wie standhaft sie dem Tod und vor allem der Demütigung ihres Geliebten widerstand. Doch auch nach ihrem Tod findet sie keine Ruhe.

Bis heute wandert ihr Geist in und um Stolpen durch die Gassen, die Wiesen, die Wälder. Nachts steigt ihre Gestalt aus einer Höhle, die sich unterhalb des Schafberges zwischen der Burgstadt und Langenwolmsdorf befindet. Es soll schon vorgekommen sein, dass sie Leuten, die Gutes über sie erzählten, einen Goldtaler in die Hand drückte. Würden die Stolpner noch mehr Gutes über die Cosel berichten, so könnten sie vermutlich alle sehr reich werden. Einmal ließ ein Schäfer seine Tiere unweit der Höhle am Schafberg weiden. Da erschien ihm plötzlich, nein, kein Wolfsrudel, sondern eine Jungfrau von vielleicht 18 Jahren, die der jungen Gräfin ähnlich gesehen haben soll. Sie trug ein weißes Kleid, das im Mondlicht schimmerte und um ihre Hüften einen schwarzen Gürtel. Der Schäfer erzählte später, dass die Jungfrau ihn gefragt haben soll, ob er ihr helfen könne. Er nickte, die schöne junge Frau winkte ihm, ihr zu folgen.

Wie benommen stolperte er hinter ihr her und als sie an der Höhle der Gräfin angekommen waren, da öffnete sich plötzlich der Berg. Er sah hinein und erblickte einen weiten Gang, eine riesige Halle und einen breiten Wassergraben. Die Jungfrau rief ihm zu: „Spring!“ Der Schäfer aber antwortete: „Er ist zu breit!“ Als ihn die junge Frau noch einmal bat, da hat er es wohl versucht, aber er kam nicht drüber. Da tat sich ein riesiges Tor auf, in einem Saal saßen viele Männer mit weißen Bärten und einer rief: „Wieder umsonst, noch hundert Jahre!“ Darauf verschwand alles. So erzählte es der Schäfer, der sich sein Leben lang nicht von dem Schreck erholte.

Gelesen werden die Sagen täglich, 17 Uhr, auf dem Pirnaer Canalettomarkt vom Weihnachtsmann, auch das Kalenderkind ist dann mit auf der Bühne.

Schöne Bescherung – Sagenhafter Advent mit märchenhafter Musik am 16. Dezember 2018 um 18 Uhr im Tom Pauls Theater Pirna; Karten 23 Euro, 1 03501 7793122.