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Der Gewürz-Jäger

Beim Festival Genusswelten erzählt der Spice-Hunter Marcel Thiele von seltensten Gewürzen auf seinen Reisen in 75 Länder.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Letztlich ist er doch Anwalt geworden. Ein Verteidiger des grünen Glücks. Aber bevor Marcel Thiele seinen ersten Plan, Jura zu studieren, aufgab und Experte für Kräuter und Gewürze wurde, folgte er dem Wunsch seiner Eltern. „Ich komme aus einer Gastronomenfamilie“, erzählt der
37-Jährige. Dort hätte man ihn doch gern als Nachfolger gesehen, und zunächst sah ja auch alles danach aus.

Denn Marcel absolvierte eine Koch-Ausbildung. Bald darauf jedoch verband er das Reisen mit den Speisen. Für zweieinhalb Jahre fuhr er mit der Marine zur See. „In jeder freien Minute an Land besuchte ich Plantagen, Märkte, alles, wo ich exotische Speisen, Gewürze und Kräuter finden konnte.“ Lange habe er gar nicht richtig gewusst, wozu ihm nützen sollte, was er da alles lernte und erlebte. „Es war einfach ein innerer Antrieb, immer mehr wissen zu wollen.“ Warum essen wir Menschen, was wir essen? Diese zentrale Frage trieb ihn um – und irgendwann sogar um die halbe Welt. Inzwischen hat Marcel Thiele rund 75 Länder bereist, immer auf der Suche nach unbekannten Essgewohnheiten und getrieben von der Frage: Mit welchen Gewürzen und Kräutern bereiten Völker ihre Speisen zu, und weshalb tun sie das? „Gewürze sind nicht in erster Linie für den Geschmack zuständig, sondern nur ein angenehmer Nebeneffekt“, sagt der Experte. Im Vordergrund stehe die gesundheitliche Wirkung. Naturvölker bedienen sich ihrer traditionell, während in der modernen Welt wenig von solchen Zusammenhängen bekannt ist.

Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr arbeitete Marcel Thiele in verschiedenen deutschen Restaurants, in der Schweiz und in Österreich. Zunehmend war sein Wissen über natürliche Wirkstoffe gefragt, wie sie in Pflanzen vorkommen und Speisen ergänzen. So wurde aus dem Küchenmeister und Patissier ein Spice-Hunter, stets auf der Jagd nach exotischen Gewürzen. In dieser Rolle war der gebürtige Chemnitzer schon für verschiedene Gastro-Unternehmen, Gewürzhändler und einen Schokoladenhersteller unterwegs. Inzwischen folgt er der Mission der Firma Koppert Cress, ist aber auch als Dozent zu erleben. Zum Beispiel am 26. und 27. August beim Gastro- und Kulturfest Genusswelten im Ostrapark.

Dort wird er einen Teil seiner aromatischen Geheimnisse verraten. Ebenso wie einige Entdeckungen: „Die Frau ist nicht nur anders, sie isst auch anders“, sagt Thiele. Weibliche Gäste verhielten sich in Ernährungsfragen bewusster als Männer und seien deshalb die kritischste Zielgruppe. Köchinnen müssten nach dieser Theorie Frauen am besten auf den Zahn fühlen können. Trotzdem dominieren Männer die Spitzengastronomie. Das erklärt Marcel Thiele mit der körperlichen Härte des Berufes und seinen schwierigen Arbeitszeiten. Dennoch habe er schon viele herausragende Köchinnen in führenden Positionen kennengelernt, sagt er.

Und wie ernährt sich jemand, der des Pudels Kern der Ernährung gefunden zu haben scheint? „Ich halte mich an die Regel, 80 Prozent nicht tierische und 20 Prozent tierische Produkte zu essen.“ Milchprodukte meidet er, und von Pulvern und Superdrinks hält er nichts. „Naturprodukte sind das A und O einer guten Ernährung.“

www.genusswelten-dresden.de