Merken

Der Glücksfall

Der Maler Karl Sinkwitz hat sein ganzes Werk der Stadt vermacht. An diesem Sonnabend ist sein 130. Geburtstag.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Lisa-Marie Leuteritz und Peter Redlich

Radebeul. So ein Glück widerfährt einer Stadtgaleristin vielleicht einmal im Leben: Die Erben des Malers Karl Sinkwitz haben der Stadt Radebeul das gesamte Werk geschenkt. Vier dicke Mappen mit über 400 Werken.

Karl Sinkwitz – an diesem Sonnabend ist sein 130. Geburtstag.
Karl Sinkwitz – an diesem Sonnabend ist sein 130. Geburtstag.

2012 war das schon. Seitdem lagern die Mappen im Depot. „Jetzt sind wir soweit, daraus eine Ausstellung zu gestalten“, sagt Karin Baum, Radebeuls Stadtgaleristin. In welchem Zustand die Mappen und die darin befindlichen Werke waren, zeigt ein kleines Bild am Eingang zur Stadtgalerie. Manche Zeichnung, manches Aquarell hat ein kleines Loch oder einen ausgefransten Rand.

Karin Baum kennt die Geschichte zu den vier Mappen und deren Inhalt. Wahrscheinlich liegen die Blätter seit 1933 so darin. Als ihr Mann vor 83 Jahren in der Radebeuler Blumenstraße mit 47 Jahren starb, musste sich Charlotte Sinkwitz erst einmal ums tägliche Brot für sich und ihre zwei Kinder kümmern. Die Lehrerin schaffte das so gut es ging, die hinterlassene Kunst ihres Mannes ruhte im Schrank.

Auch Bernhard Sinkwitz, der Sohn von Karl, bewahrte die Werke im Ganzen auf. Und: Er verfügte, dass die Stadt den Nachlass bekommen soll. Sein Vater hatte es so gewollt.

Hommage an die wunderschöne Gegend

Das Erbschaftsglück für die Stadt ist jetzt in der Galerie in Altkötzschenbroda ausgebreitet. Ein Landschaftsbild mit Licht- und Schattenspielen, klein in der Ecke das Schloss Moritzburg. Auch altbekannte Gebäude, die es heute nicht mehr gibt, hat Karl Sinkwitz für die Ewigkeit festgehalten. So findet sich zwischen den Studien ein kleines Bild der ehemaligen Sektkellerei Bussard. Den Pavillon auf dem Bild gibt es so heute nicht mehr.

Seine Werke sind eine Hommage an diese wunderschöne Gegend. Den Bildern sieht man die Jahre an, die sie in verschiedenen Kellern lagen. In ganz Deutschland und sogar Holland verstreut. Manche befinden sich noch in den originalen Rahmen, was den Zeichnungen einen besonderen Charme verleiht. Dennoch sind viele der Werke restaurierbedürftig.

Doch das kostet. Vorerst wird eine Auswahl in der Stadtgalerie Radebeul präsentiert. Die Vielfalt von Karl Sinkwitz zeigt sich in frühen Studien bis hin zum wahrscheinlich letzten Bild. Pastelle mit Landschaften aus Bautzen und Meißen hängen über Werbeskizzen für Zigarrenmanufakturen.

Das Team um Stadtgaleristin Karin Baum erhielt ein Konvolut an Skizzen, Malereien und hochwertigen Zeichnungen von der Erbengemeinschaft Sinkwitz. Doch Informationen über den Künstler gab es kaum. Eine mühselige Recherche beginnt. Die Sammelmappen und Einzelstücke des Künstlers aus Radebeul werden sorgfältig sortiert und in der Stadtgalerie zwischengelagert.

Es ist selten, dass eine Galerie ein nahezu vollständiges Lebenswerk eines Künstlers ausstellen kann. Das hat sie den großzügigen Schenkern zu verdanken. Auch Ausstellungen über Karl Sinkwitz gab es so hier noch nicht. Das wird jetzt gleich opulent nachgeholt.

Lichtspiele und leuchtende Farben

Die Pastellmalereien wurden sorgfältig in Passepartouts eingepasst, damit Werke nicht zerstört werden. Auf anderen Bildern sieht man das getönte Papier durchscheinen. Die vergilbten Ränder der Materialen verweisen auf das Alter und die Originalität der Einzelstücke. Auch Raster und Hilfslinien, die Karl Sinkwitz für seine Studien anlegte, sind auf vielen Zeichnungen noch deutlich erkennbar.

Die Dynamik in den Bildern von Sinkwitz kehrt immer wieder. Egal ob Steindrucke oder Kohlezeichnungen der engen Gassen in Bautzen. Der Künstler legte besonders viel Wert auf Licht und so werden seine Landschaften durch Lichtspiele und leuchtende Farben lebendig.

Karl Sinkwitz war in Radebeul angekommen. Seine Bilder zeigen das. Wenn genug Spenden und Gelder zusammenkommen, können auch die verbliebenen Werke restauriert werden, sagt Karin Baum.

Übrigens: Das Grab der Familie Sinkwitz befindet sich ebenfalls hier, auf dem Friedhof Am Gottesacker. An diesem Sonnabend um 11 Uhr treffen sich seine Verehrer am Familiengrab.

Ausstellung: Bis zum 8. Mai ist die Schau in der Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21 in Radebeul zu besichtigen;
offen ist Dienstag/Mittwoch/Donnerstag/Sonntag von 14 bis 18 Uhr; am 8. Mai gibt es 16 Uhr eine Sonderführung.