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Der Herr der neuen Handballhalle

Wer ist dieser Mann, der für 15 Millionen Euro das innovativste Handballprojekt Deutschlands in Dresden gestartet hat?

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© Sven Ellger / Ronald Bonß

Von Alexander Hiller

Ein Kollege verdribbelt sich leicht. „Sie als Handballexperte ...“ Uwe Saegeling unterbricht höflich, aber entschieden. „Ich bin nun überhaupt kein Handballexperte.“ Der Satz sagt viel über den 51 Jahre alten Unternehmer. Obwohl er den HC Elbflorenz in Dresden als Präsident, Hauptsponsor und Mäzen im Hintergrund gerade in die 2. Bundesliga geführt hat, hält sich der Finanzier bei sportlichen Dingen im Hintergrund. Auf bodenständige, geerdete Art und Weise. Saegeling ist Handball-Fan, und ohne ihn würde es den Verein vielleicht gar nicht mehr geben, der in Sachsen die Nummer zwei nach dem SC DHfK Leipzig werden kann – zumindest nicht mit dem jetzt definierten Leistungsanspruch.

Blick in die neue Mehrzweckarena

Der Blick in die neue Halle am 26. April 2017.
Der Blick in die neue Halle am 26. April 2017.
Das 12,5 mal 5 Meter große Bewegungsbecken mit Gegenstromanlage ist vor allem für Kurse jeglicher Art gedacht, aber auch aufstiegsfeiertauglich.
Das 12,5 mal 5 Meter große Bewegungsbecken mit Gegenstromanlage ist vor allem für Kurse jeglicher Art gedacht, aber auch aufstiegsfeiertauglich.
Statt der üblichen Spielfeldmarkierungen wurden LED-Linien verlegt.
Statt der üblichen Spielfeldmarkierungen wurden LED-Linien verlegt.
Die lassen sich für unterschiedliche Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Badminton separat ein- und ausschalten.
Die lassen sich für unterschiedliche Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Badminton separat ein- und ausschalten.
Die Farbe der Umkleidekabinen ist sicher ungewöhnlich.
Die Farbe der Umkleidekabinen ist sicher ungewöhnlich.
Gastmannschaften können allerdings aus vier farblich unterschiedlich gestalteten Räumen wählen.
Gastmannschaften können allerdings aus vier farblich unterschiedlich gestalteten Räumen wählen.
Geschwitzt wird nicht nur auf dem Spielfeld: Blick in eine Sauna.
Geschwitzt wird nicht nur auf dem Spielfeld: Blick in eine Sauna.
Die bundesligataugliche Kegelbahn musste der Bauherr als Ersatzbau für die abgerissene Kegelhalle integrieren. Kosten: 1,4 Millionen Euro.
Die bundesligataugliche Kegelbahn musste der Bauherr als Ersatzbau für die abgerissene Kegelhalle integrieren. Kosten: 1,4 Millionen Euro.
Hier treffen sich künftig bis zu 200 wichtige Personen: Der VIP-Bereich der Arena ist noch eine Baustelle – und künftig auch unabhängig vom Sport nutzbar.
Hier treffen sich künftig bis zu 200 wichtige Personen: Der VIP-Bereich der Arena ist noch eine Baustelle – und künftig auch unabhängig vom Sport nutzbar.
Im Keller verstecken sich auch Bereiche: fünf Squashfelder beispielsweise, eines davon interaktiv mit einem Kamerasystem zur Spielanalyse.
Im Keller verstecken sich auch Bereiche: fünf Squashfelder beispielsweise, eines davon interaktiv mit einem Kamerasystem zur Spielanalyse.

Der Mann traut sich etwas, setzt seine Visionen auch gegen Widerstände um. Jahrelang suchte der Geschäftsführer der Saegeling Medizintechnik GmbH ein Gelände für sein bislang spektakulärstes Sportprojekt. Gegenüber der ehemaligen Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden-Mitte fand er das Grundstück. Nun wird am Wochenende der 15-Millionen-Euro-Bau eröffnet, am Sonnabend ab 10.30 Uhr mit einen Tag der offenen Tür. Die Ballsportarena, das deutschlandweit erste Projekt dieser Größe und Bedeutung, mit einem innovativen Glasboden. Unter dem Spezialbelag sind LED-Leitungen verlegt, durch die sich unabhängig voneinander die Spielfeldlinien für Handball, Volleyball, Basketball oder Badminton anwählen lassen.

Weshalb aber leistet sich ein Unternehmer aus Heidenau diesen Luxus in Dresden? Zunächst verfügt der Neubau nicht über sonderlich viele luxuriöse Details, besitzt dafür vielmehr sportspezifische Anlagen, die aber dem modernsten technischen Standard entsprechen. Und der leidenschaftliche Squash-Spieler Saegeling ist einer, der Projekte entweder mit ganzem Herzen oder gar nicht anpackt. In der alten Heimstätte, einer kleinen Halle in der großen Eishockeyarena, waren der Vereinsentwicklung Grenzen gesetzt. „Ich hab den Bau nicht aus der Portokasse bezahlt“, stellt er klar. „Die Halle ist aber sauber durchfinanziert. Auch mithilfe von Banken.“ Der Bauherr muss also künftig Schulden abzahlen. „Auch da habe ich ein Ziel, das ehrgeizig ist. Es soll nicht lange dauern.“ Detaillierter will sich Uwe Saegeling dazu nicht äußern.

Dieser Mut zur Herausforderung liegt der Familie offenbar im Blut. Der Vater des heutigen Vereins-Bosses hat 1962 als selbstständiger Unternehmer die Firma gegründet und sich bis zum Ende der DDR erfolgreich gegen eine geplante Verstaatlichung gewehrt. „Er hat für sich verinnerlicht, dass vieles endlich ist, aber Medizintechnik immer gebraucht wird. In dieser Zeit war das eine respektable unternehmerische Leistung“, sagt Uwe Saegeling.

1991 steigt der frisch ausgebildete Diplom-Medizintechniker als Servicemitarbeiter in die Firma ein, fünf Jahre später übernimmt er die Geschäfte – und die sieben Mitarbeiter. Heute arbeiten knapp 150 Menschen für die Saegeling-Gruppe, deren Hauptgebiete die Instandhaltung von Beatmungsgeräten und Medizinmonitoren ist. Der Jahresumsatz beläuft sich auf 28 bis 30 Millionen Euro.

Seine Leidenschaft für den Handball wurde spät entfacht. Wolfgang Bautz, Amtsvorgänger beim HC Elbflorenz, und der damalige Geschäftsführer Volkmar Köster sprachen 2008 beim Heidenauer Unternehmer vor. Eine im Nachhinein betrachtet seherische Eingebung. „Ich habe gesagt, ich helfe mit einem kleinen Betrag. Dann guckte ich mir mein erstes Handballspiel an und war von der Dynamik sofort gepackt“, sagt er. Als Wirtschaftsbeirat des Vorstandes und als Sponsor bleibt er den Handballern treu. 2010 war der HC Elbflorenz jedoch wirtschaftlich am Ende. Die damaligen Gesellschafter der Spielbetriebs GmbH hatten sich mit der Vereinsführung überworfen. Der Verein stand mit dem Rücken zur Wand, wagte den Neustart. Mit Mäzen Saegeling an der Spitze. „Es gab keinen anderen, der es gemacht hätte. Die Aufgabe hat mich auch unternehmerisch gereizt“, sagt der Mann, der derzeit eigentlich drei Jobs hat – Bauherr, Geschäftsführer seiner Firma und Vereinsboss, Letzteres freilich im Ehrenamt. „Jede Aufgabe würde für einen Arbeitstag reichen.“ Der Vater zweier erwachsener Töchter (19, 24) muss sich also jetzt irgendwie am Ziel wähnen – oder nicht? Aufstieg in die 2. Bundesliga, Hallenneubau fertig. Uwe Saegeling lächelt leicht. „Die Halle ist für uns auch wirtschaftlich ein Abschluss und für uns alle ein Riesending, da bin ich auch stolz drauf“, sagt er. Sportlich hat er die nahe Zukunft bereits durchgeplant. Der Etat wird um 300 000 Euro auf 1,4 Millionen Euro aufgestockt. Der Kader steht bis auf maximal drei anvisierte Neuzugänge. „Wir wollen ankommen. Ich werde mich ganz sicher nicht dazu verleiten lassen, dass ich jetzt sage, wir spielen in zehn Jahren erste  Liga.“ Dass das (s)eine neue Vision sein könnte, lässt der Unternehmer aber so im Raum stehen.