Von Tobias Winzer
Wilsdruff/Freital. Als Radfahrer gibt es Jens Sackmann zweimal. Einmal den Jens Sackmann, der mit Mountainbike oder Rennrad große Touren im Osterzgebirge fährt. Und einmal den Jens Sackmann, der als Radwegewart verantwortlich ist für ein Wegenetz von 180 Kilometern im alten Weißeritzkreis zwischen Wilsdruff im Norden über Freital und Altenberg im Süden. „Wenn ich als Radwegewart unterwegs bin, dann schaue ich mir die Wege aus der Sicht des Otto-Normal-Radlers an“, sagt der 52-Jährige, der das Ehrenamt seit April innehat. Dann findet der Seifersdorfer meist den einen oder anderen Mangel. „Wenn ich hingegen privat unterwegs bin, dann komme ich mit den Wegen eigentlich gut klar.“
Dass Jens Sackmann im Frühjahr im Kreistag zum Radwegewart gewählt wurde, hat mit einem Artikel in der Sächsischen Zeitung zu tun. Als Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) testete er im vergangenen Jahr, wie radfahrerfreundlich Dippoldiswalde ist. Daraufhin meldete sich das Landratsamt bei ihm und fragte, ob er nicht Interesse an der vakanten Stelle des Radwegewarts habe. Jens Sackmann sagte zu und wurde schließlich im April als solcher bestätigt.
Der Angestellte im Baugewerbe ist tagsüber eigentlich ausschließlich mit dem Auto unterwegs. Das Radfahren ist für ihn ein Ausgleich zum Berufsleben. „Man hat dabei direkten Kontakt mit der Natur.“ Mit Freunden unternimmt er regelmäßig Touren von 80, 90 Kilometern durch das Osterzgebirge – entweder durch den Wald mit seinem Mountainbike oder mit dem Rennrad auf Straßen. „Das ist das Mindeste.“ Auf 2 000 Radfahrkilometer bringt es Jens Sackmann pro Jahr.
Touren-Tipps des Radwegewarts
Für das Radfahren und ordentliche Radwege setzt er sich ein, weil er findet, dass im Radtourismus viel Potenzial steckt und weil er glaubt, dass die Wege durchaus noch verbessert werden können. „Es tut sich aber gerade einiges.“ Das Fahrrad sei eine gute Alternative zum Auto, mit dem man viele Wege erledigen könne, sagt er.
Zu den Pflichten eines Radwegewartes gehört das jährliche Befahren des kompletten offiziellen Radwegenetzes. Etwa 180 Kilometer sind das zurzeit. Jens Sackmann schätzt, dass er bislang etwa die Hälfte davon geschafft hat. Die noch fehlenden Strecken nimmt er sich für die kommenden Monate vor. „Das ist aber locker zu schaffen“, sagt der Rad-Enthusiast. In seiner Funktion als Radwegewart geht er außerdem entweder Hinweisen von Bürgern nach, die an ihn herangetragen werden. Oder er bekommt Aufträge für Kontrollfahrten vom Landratsamt. „Das kann ein Radweg sein, der an einer Stelle zugewachsen ist oder es geht um ein Schlagloch, das sich aufgetan hat“, erklärt Jens Sackmann.
Mit dabei hat er dann eine kleine Kamera. Er protokolliert die Schäden und schickt die Daten an das Landratsamt zur weiteren Bearbeitung.
„Es fehlt an Alltagsrouten“
Mit dem Zustand der Radwege und mit der Größe des Radwegenetzes ist Jens Sackmann allgemein zufrieden. „Klar, es ist immer eine Frage des Geldes. Aber es wird schon viel gemacht für die Radfahrer.“ Er nennt ein aktuelles Projekt des Freistaats, bei dem alle offiziellen Radwege neu ausgemessen und beschildert werden sollen. „Die Beschilderung ist mitunter lückenhaft.“ Ein Navigationsgerät am Fahrrad habe nicht jeder und ständig anhalten und auf die Karte gucken, mache keinen Spaß. Deswegen sei das Vorhaben sehr wichtig. „Der Kammweg im Osterzgebirge zum Beispiel ist schon sehr gut ausgeschildert.“
Außerdem sind mehrere Lückenschlüsse vorhandener Radwege geplant. Durch das Müglitztal solle ein Radweg entstehen, sagt Jens Sackmann. Auch rund um die Malter werde an einem Radweg geplant. „Das sind alles Projekte, die jetzt nach und nach in die Puschen kommen.“
Der Radwegewart sieht auf seinen Touren aber auch noch einige Problemstellen. Zum Beispiel fehlt auf einem Radweg zwischen Possendorf und Bannewitz ein Stück Asphalt. Die Butterstraße zwischen Somsdorf und Ruppendorf ist an einigen Stellen sehr ausgefahren.
„Es fehlt generell an Alltagsrouten“, sagt Jens Sackmann. Wer zum Beispiel von Seifersdorf zum Einkaufen nach Dippoldiswalde mit dem Fahrrad fahren wolle, für den gebe es keinen Radweg. „Für mich ist das kein Problem. Ich fahre dann eben einfach auf der Straße“, sagt Jens Sackmann. „Aber gerade die älteren Leute, die machen das nicht mehr.“ Es brauche deshalb mehr Verbindungen zwischen den einzelnen Orten. Ein Asphaltstreifen, mindestens zwei Meter breit, würde schon reichen. „Da kann man nicht viel falsch machen.“