Der Kick am zweiten Weihnachtsfeiertag
Bautzen. Das Thermometer zeigt vier Grad über Null, es ist nasskalt. Doch Fußball gespielt wird bei jedem Wetter. Auch und gerade am zweiten Weihnachtsfeiertag. Schließlich darf die Tradition nicht abreißen. 1959 wurde sie begründet. Seitdem treffen sich alljährlich Sportler aus Bautzen und Umgebung, um sich nach dem üppigen Festessen wieder etwas Bewegung zu verschaffen. Es waren und sind nicht nur Fußballer, sondern auch Leichtathleten, Radsportler und Bergsteiger.
Auch an diesem regnerischen und trüben zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2019 steht Klaus Cisak wieder auf dem Platz. In seiner giftgrünen Jacke pfeift er das Spiel. Er ist der letzte aus der Garde, die die Tradition seinerzeit begründeten.
Am Spielfeldrand schauen weitere Veteranen zu, die allerdings nicht ganz von Anfang an dabei waren. Günter Knobloch, Siegfried Jurk und Ulrich Franke hatten ihre Hoch-Zeit in den sechziger Jahren und spielten bis vor wenigen Jahren selbst noch mit. Doch jetzt lässt es die Gesundheit nicht mehr zu. Auch Ulrich Frankes Sohn Klaus kann zu seinem Bedauern nicht mehr mitkicken. Wegen seiner Knieprothese ist dieser Sport für ihn tabu. Da der Wahl-Dresdner, der früher für Loschwitz aktiv spielte, aber über die Festtage seine Eltern in Bautzen besucht, lässt er sich das Spiel als Zuschauer nicht entgehen.
Auf dem Platz bietet sich ein buntes Bild. Um den Ball rangeln Jüngere und Ältere. Auch eine Frau ist dabei. Claudia Heiduschka ist bereits das zehnte Mal mit von der Partie. Sie gehört der Sorbischen Frauen-Nationalmannschaft an. Außerdem ist sie als Leichtathletin aktiv, bestreitet vor allem Langstreckenläufe. Der jüngste Teilnehmer ist erst zehn Jahre alt, doch auch schon das dritte Mal dabei: Der zehnjährige Lennox Schulze spielt normalerweise bei Budissa Bautzen in der E-Jugendmannschaft. Auch sein Papa Steffen Zanders kämpft mit um den Ball. Patrick Blase ist aus Leipzig angereist. Er ist dort Facharzt für Anästhesie, scheut den Weg in seine Heimatstadt nicht. Die weiteste Anreise hatte Sascha Heuer aus Idar-Oberstein. Er hat eine Bautzenerin geheiratet und pendelt regelmäßig zwischen der Spreestadt und Wiesbaden. Jeden Freitag kickt er hobbymäßig mit einigen der Weihnachtsfußballer. – Klaus Cisak ist den Gastgebern, der FSV Budissa Bautzen, sehr dankbar für die Unterstützung. Da diesmal der Platz auf dem oberen Vereinsgelände wegen Reparaturen am Kunstrasen nicht bespielbar ist, spielten die Weihnachtsfußballer unten auf dem Platz neben der Feldscheune. Dieses Spielfeld wurde durch den Verein extra mit Kreide markiert. Wie immer stellte Budissa den Platz kostenfrei zur Verfügung. Auch der Wirt der Sportlergaststätte öffnete diese, um den Kickern nach dem Spiel heiße Getränke zum Aufwärmen und einen kleinen Imbiss anzubieten.
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