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Der malende Kunstschmied

Für seine Bilder lässt sich Knut Winkler aus Burkau von seiner Arbeit als Restaurator und Metallgestalter inspirieren – zu sehen ab dem Wochenende in Rammenau.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Burkau / Rammenau. Vom Lustschloss Augusts des Starken in Moritzburg bis zu Sachsens schönster Landbarockanlage in Rammenau sind es an diesem Tag nur drei, vier Schritte. In der Kunstschmiede, die sich der Burkauer Knut Winkler vor knapp einem Jahr in Säuritz eingerichtet hat, treffen nicht nur beide Barockwelten aufeinander. Hier wird auch die Grenze fließend zwischen Knut Winkler, dem Kunstschmied, und Knut van der Vinzburg, dem Künstler. Fürs Schloss in Moritzburg fertigte der 53-Jährige jetzt zwei große, dekorative Lampen mit Krone nach originalem Vorbild an. Sie stehen noch in seiner Werkstatt. Gleich daneben befinden sich einige Plastiken, die er ab dem kommenden Wochenende im Kavaliershaus auf Schloss Rammenau zeigen wird. Dazu gehören zwei Hunde, zwei miteinander kämpfende Stiere und der geschwungene Körper einer Frau, der geradewegs einem der Gemälde von Knut van der Vinzburg entsprungen sein könnte.

Der Künstler Knut van der Vinzburg ist vielseitig und in mehreren Metiers zu Hause. Er malt in Öl und Acryl, und er gestaltet Plastiken aus Stahl und Holz. Mitunter, wie beim erwähnten Frauenkörper, kombiniert er beide Materialien miteinander. Öl, Acryl, Stahl und Holz sind die „Vier-Einigkeit“, die für sein Schaffen steht und die auch seiner Sonderausstellung in Rammenau den Namen gibt.

Treidler mit Flugzeugträger

Bereits mit zwölf Jahren begann Knut Winkler mit dem ersten Mal- & Zeichenunterricht bei Rosso Majores, der als Leiter des Mal- und Zeichenzirkels im Kulturhaus Bischofswerda seit den 50er-Jahren einen großen Anteil am künstlerischen Schaffen in der Region hatte. Die Mal-Leidenschaft lässt den Wahl-Burkauer bis heute nicht los. Er nutzt sie als Ausdrucksmittel für seine Träume, Emotionen und Fantasien. Mit vorwiegend surrealistisch-impressionistischen Werken möchte er den Betrachter auf tieferliegende Zusammenhänge aufmerksam machen, zum Nachdenken anregen bzw. Augen und Sinne in „unmögliche Räume“ entführen. Knut van der Vinzburg widmet sich dabei Gesellschaftsthemen, auch mit kritischem Blick. Vor Jahren malte er Ilja Repins Wolgatreidler nach. Bei Knut van der Vinzburg zogen sie kein Handelsschiff den Strom aufwärts, sondern ein U-Boot. Inzwischen gibt es ein ähnliches Werk. Es zeigt Treidler, die einen Flugzeugträger im Schlepptau haben. Ausdruck des immer größer werdenden Rüstungswahnsinns weltweit. Vor einigen Jahren malte er das Bild „Die Selbstzerstörung der Weltreligionen“ – aktueller denn je. Die Besucher in Rammenau werden diese Bilder neben vielen anderen sehen. Inspiriert von seiner Arbeit als Kunstschmied, Restaurator und Metallgestalter, entwickelte sich in den zurückliegenden Jahren eine Verbindung von Malerei und figürlicher Darstellung.

In der eigenen Werkstatt

Nicht alle, aber doch zahlreiche Arbeiten in der Ausstellung sind verkäuflich. Allerdings verdient sich Knut Winkler sein Geld nicht vorrangig mit der Kunst, sondern mit handfester Schmiedearbeit, die wiederum ebenfalls Kunst ist. Er lernte Kunstschlosser in der Denkmalpflege Dresden, arbeitete mit bei der Restaurierung zahlreicher Gebäude, machte seinen Meister. Jetzt ist er als Kunstschmied in der eigenen Werkstatt sowohl in der Restaurierung als auch in der Neuanfertigung tätig. Arbeit gibt es mehr als genug für den Ein-Mann-Betrieb. „Bis September ist das Auftragsbuch voll“, sagt der Handwerksmeister. Aufträge kommen aus allen Teilen Deutschlands. Aufträge für Geländer, Zäune, Tore, Fenstergitter, Leuchter, Zunftzeichen, Metallskulpturen, sogar für Büroeinrichtungen. Etwa drei Viertel aller Aufträge kommen von Privatkunden, ein Viertel von der öffentlichen Hand. Zu den Aufträgen des vergangenen Jahres, auf die Knut Winkler besonders stolz ist, gehört neben den Lampen für Moritzburg auch ein schmiedeeisernes Grabkreuz auf dem Friedhof in Burkau.

In Säuritz, keine zwei Kilometer von Burkau, entfernt, hat sich Knut Winkler vor einem Jahr in einem Teil einer früheren Fahrzeughalle eines Landwirtschaftsbetriebes eingerichtet. Dafür wurden eine Zwischenwand eingezogen, die Wände weiß gestrichen, neue, große Fenster eingebaut, die Elektrik erneuert, gutes Licht geschaffen, ein Warmluftgebläse installiert. Der Arbeitsraum ist hell und freundlich, auch ohne elektrisches Licht. Die Wände zieren schmiedeeiserne Arbeiten – und Poster mit Referenzobjekten. Einiges davon findet man auch in Rammenau. Etwa das Zunftzeichen an der Alten Schmiede am Dorfplatz und das Geländer des kleinen Balkons über dem Haupteingang des Barockschlosses. Auf dem Weg zur Vernissage zu seiner Ausstellung wird der Schmiedemeister am Sonnabend sicher auch dort hinaufschauen. Und er wird mächtig stolz sein auf seine beiden Söhne Armin und Leon, die das Gymnasium in Bischofswerda besuchen. Zur Vernissage spielen sie auf der Trompete.

Barockschloss Rammenau: Ausstellungseröffnung „Vier-Einigkeit“ am Sonnabend, 24. März, 15 Uhr, im Kavaliershaus. Die Exposition ist dann bis zum 12. August zu sehen.

Offene Kunstschmiede in Säuritz, Dorfstraße 6: Knut Winkler beteiligt sich an der Aktion „Offene Werkstätten“ und öffnet am Sonntag, 25. März, von 14 bis 17 Uhr.