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Der Mann, der täglich 38000 Gäste versorgt

Kultur, Wein und sonstige Lebensfreuden sieht der Unternehmer Willy Dany nicht als Widerspruch zu seinem Job: Er leitet 21 McDonalds-Restaurants.

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Von Ulrich Wolf

Seine Karriere begann im „Fiasko“. Sie führte ihn über einen italienischen Garten („Il Jardino“) und fand in einem Weltimperium den bisherigen Höhepunkt. Willy Dany sitzt mit seinem anthrazit-farbenen Jacket, in das ein beiges Seidentuch gesteckt ist, mit Jeans und kariertem Hemd bei McDonalds am Dresdner Einkaufszentrum „Elbepark“. Der 48-Jährige lacht: „Ja, es stimmt. Alles begann mit dem ,Fiasko‘.“ So taufte Dany seine erste gastronomische Unternehmung Ende 1980 in Trier: „Das war die erste Schüler- und Studentenkneipe der Stadt.“

Fünf Jahre später machte er daraus das italienische Restaurant „Il Jardino“, beteiligte sich an zwei weiteren Restaurants und einem Bistro. „Doch schon damals“, sagt Dany, „hat mich die Erfolgsgeschichte von McDonalds beeindruckt.“ Vielleicht, weil der Konzern ein Inbegriff ist für den amerikanischen Traum, vieles zu erreichen, wenn man nur will. Vitamin B – also gute Beziehungen in die Gesellschaft – waren Dany nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater war Tischler, die Mutter Hausfrau.

Nach dem Hauptschulabschluss machte Dany eine Ausbildung als Fernmeldetechniker, zeitgleich holte er über die Abendschule die mittlere Reife nach. Aufs Gymnasium wechselte er erst mit 20 Jahren, beendete es mit dem Fachabitur. Zu dieser Zeit hielt er sich mit Jobs in der Gastronomie über Wasser – bis er eben mit der Gründung des „Fiasko“ den Sprung in die Eigenständigkeit wagte.

Anfang 1990 verkaufte Dany seine Geschäftsanteile in Trier und bewarb sich als Franchisenehmer bei der McDonalds Deutschland Incorporation. Fünf Mitbewerber stach er aus, als es darum ging, Sachsen von Dresden aus für den Konzern zu erobern. „Ich musste mich nochmals komplett ausbilden lassen, angefangen beim Tellerwaschen.“ Daraus habe er gelernt. „Auch als Chef darf man sich für nix zu schade sein.“ Im Sommer 1991 ging er nach Dresden. „Hier gibt es alles, was ich mag und auch an Trier schätzte: Kultur, ein Fluss in der Mitte und Wein.“ Vor allem habe er seine Leidenschaft, dem Renovieren von Häusern, frönen können. „Die ersten Mitarbeitergespräche habe ich in den Umkleidekabinen des ehemaligen Eiscafés ,Barbarine‘ auf der Prager Straße geführt“. Silvester 1991 schließlich fiel der Startschuss für die erste Dresdner McDonalds-Filiale in der Prager Straße.

Heute ist Dany der zweitgrößte von 270 Mc-Donalds-Franchisenehmern in Deutschland. Die Willy Dany Restaurantbetriebs-GmbH & Co. Service KG, die zur Hälfte ihm gehört, betreut 21 Restaurants (siehe Grafik). Täglich kommen 38000 Gäste, die jährlich etwa 35 Millionen Euro in der Kasse lassen.

Wie viel Gewinn davon bleibt, verrät Dany nicht. Die Hälfte davon geht jedenfalls an die McDonalds-Deutschland-Zentrale in München; ihr gehören die anderen 50 Prozent der Dany-Betriebsgesellschaft. Der Konzern unterstützt den Franchisenehmer zwar beim Neubau einer Filiale, alle anderen Kosten wie Umbau, Renovierung, Einkauf, Personal und so weiter muss Dany allerdings selbst stemmen. „Auch mein Gehalt lege ich selbst fest.“

Das seiner 850 Mitarbeiter ist in einem Tarifvertrag geregelt, den der Bundesverband der Systemgastronomie erst im vorigen November mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten unterschrieben hat: Danach steigt der Lohn im Tarifgebiet Ost bis 2010 um 17,8 Prozent – das entspricht dann einem Stundenlohn von 6,75 Euro. Drei Viertel von Danys Leuten arbeiten Teilzeit, der Frauenanteil beträgt 77Prozent, Führungskräften zahlt Dany Leistungszulagen. „Auch wenn uns sein plötzliches Auftauchen in einem Restaurant manchmal schockt – unser Chef räumt Fehler ein und ist immer greifbar, wenn man ihn braucht“, sagt eine Mitarbeiterin, die seit zehn Jahren dabei ist.

Dany selbst, der seit elf Jahren verheiratet ist und drei Kinder im Alter von 18, 16 und zehn Jahren hat, betont: „Zweifel kenne ich nicht.“ Er sei nie in den roten Zahlen gewesen. Gleichwohl habe es „dünne Jahre“ gegeben wie die Konjunkturkrise 1997/98 oder 2000 wegen der Rinderseuche BSE.

Mit dem Einbau von „McCafés“ folgt Dany der McDonalds-Strategie, wegzukommen vom Kantinen-Image. „Gym- und Funbereiche“ sollen folgen, inklusive Radrenn-Parcours und Kletterwänden. Im nächsten Jahr will Dany 42 Millionen Euro umsetzen.

Ein Vorhaben steht dabei besonders im Mittelpunkt: Im September dieses Jahres will er den zwischenzeitlich geschlossenen Standort wiedereröffnen, wo vor 17 Jahren seine sächsische Erfolgsgeschichte begann: die Prager Straße.