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Der moderne Kick am Osterei

Annelie Rölke war am Wochenende erstmals beim Sorbischen Ostereiermarkt dabei. Die junge Frau interpretiert die alten Motive neu.

Von Carmen Schumann
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Annelie Rölke nahm am Wochenende erstmals am Sorbischen Ostereiermarkt in Bautzen teil.
Annelie Rölke nahm am Wochenende erstmals am Sorbischen Ostereiermarkt in Bautzen teil. © Carmen Schuhmann

Bautzen. Die uralten Motive auf den sorbischen Ostereiern haben alle eine tiefere Bedeutung. Sie sollen Glück und Fruchtbarkeit verheißen und symbolisieren die Vorfreude auf den Frühling. Volkskünstler beweisen ein ruhiges Händchen und einen Blick für Schönheit und Gleichmäßigkeit, mit dem sie die Motive auf das Ei bringen.

Die 24-jährige Annelie Rölke aus Mühlrose hat schon als Kind Ostereier verziert. Die Fertigkeiten schaute sie sich bei ihrer Mutter Ramona Rölke ab. Aber auch an ihrer Grundschule in Schleife, wo sie die sorbische Sprache erlernte, gehörten Exkursionen zum Sorbischen Kulturzentrum in Schleife zum festen Unterrichtsprogramm. Dort lernten die Schüler unter Anleitung erfahrener Volkskünstler die verschiedenen Techniken des Eierverzierens kennen.

 „Ich mag am meisten die Bossiertechnik, die mir auch am besten liegt“, sagt Annelie Rölke. Dabei wird das Ei mit eingefärbtem Bienenwachs betupft. Diese Technik ist recht unkompliziert, wie die junge Volkskünstlerin sagt. Sie hat es dabei schon zu einiger Meisterschaft gebracht. Seit 2014 beteiligt sie sich am Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei. Vor zwei Jahren belegte sie dabei einen dritten Platz, im vorigen Jahr sogar den ersten Platz im Jugendwettbewerb. In diesem Jahr beteiligte sie sich wegen ihres Alters erstmals am Wettbewerb für Erwachsene und konnte einen Förderpreis in Empfang nehmen.

Alte Muster, ungewöhnliche Farben

Am Sorbischen Ostereiermarkt, der am Wochenende im Bautzener Haus der Sorben stattfand, beteiligte sich Annelie Rölke zum ersten Mal. Sie war gespannt, wie ihre Arbeitsweise bei den Besuchern ankommen würde. Denn obwohl auch sie die traditionellen Muster auf das Ei bringt, versucht sie doch, diese modern zu interpretieren. Dies gelingt ihr, indem sie die Muster verschiedenartig kombiniert, vor allem aber durch ungewöhnliche Farbzusammenstellungen.

Möglich wird dies, weil die Wachsstifte, die geschmolzen werden, heutzutage auch in ungewöhnlichen Farbtönen hergestellt werden. So bringt Annelie Rölke gern auch pastellige Farben wie Rosè oder Violett zusammen. Eine sehr moderne Anmutung haben auch Metallic-Farben wie Kupfer, Silber oder Gold. Am leichtesten zu handhaben seien die Hühnereier, sagt Annelie Rölke. Die bekommt sie von ihrer Großmutter. Nicht ganz so einfach sei das Verzieren von Nandu-Eiern, weil da die veränderten Proportionen bedacht werden müssen. Die Nandu-Eier bekommt die junge Frau von Bekannten, die diese Großvögel züchten.

Vorbereitung beginnt im Herbst

Um genügend Ostereier für den Markt herzustellen, muss die junge Volkskünstlerin bereits im November mit dem Eiermalen beginnen. Das war diesmal gar nicht so einfach, weil sie sich auch noch um ihr Studium kümmern muss. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester in Leipzig begann sie im Herbst ein Studium der Heilpädagogik in Görlitz. Praktika absolviert sie dabei bei der Lebenshilfe in Weißwasser. Wo es sie nach dem Studium hin verschlagen wird, weiß sie jetzt noch nicht.

Fakt ist aber, dass bei ihr demnächst ein Umzug ansteht. Denn ihr Heimatdorf wird abgebaggert. Annelie Rölke zieht aber nicht in die Siedlung Neu-Mühlrose in Schleife, sondern mit ihrem Freund nach Burgneudorf. „Für mich ist es nicht schlimm, dass wir wegziehen müssen“, sagt sie. Die Ungewissheit der letzten Jahre sei anstrengender gewesen.