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Der nächste Supermarkt schließt

Innerhalb kürzester Zeit verabschieden sich zwei Kaufhallen in der Pausitzer Delle. Entsteht eine Versorgungslücke?

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Nun schließt auch noch der Netto-Markt neben der Sachsenarena: Am 22. August ist es so weit. Die Filiale an der Pausitzer Straße entspreche nicht mehr dem Netto-Konzept in Hinblick auf Lage, Erreichbarkeit, Größe und Gestaltung, teilte eine Unternehmenssprecherin mit. Nach diesen Kriterien wird derzeit der Netto-Markt an der Friedrich-List-Straße umgebaut. Pünktlich zur Schließung der Filiale an der Arena öffnet der Markt am 23. August nach Umbauarbeiten wieder.

Den Bewohnern der Pausitzer Delle dürfte das kaum helfen. Bereits im Mai war bekannt geworden, dass der Einkaufsmarkt am Humboldtring schließt. Die Inhaberin hat das Rentenalter erreicht und schließt den Markt zum 30. September. Da viele ältere Bewohner der Delle den Markt zu Fuß erreichen und ihre Einkäufe nach Hause tragen müssen, hatte die Nachricht bereits für Empörung rund um den Humboldtring gesorgt. Auch, weil die Kaufhalle als beliebter Treffpunkt im Viertel gilt.

Nun also auch noch der Netto an der Pausitzer Straße: „Das ist eine böse Überraschung“, sagt eine Kundin vor dem Markt, als sie von der Schließung erfährt. Sie wohne in der Delle und gehe in der Regel zu Fuß einkaufen. „Besonders schlimm ist das aber für die alten Leute.“ Andere, wie Konstanze Riedel, nutzen den Netto-Markt an der Pausitzer Straße als Einkaufsgelegenheit am Weg. „Ich wohne in Staucha und arbeite in Riesa. Auf dem Nachhauseweg halte ich sicher drei- oder viermal in der Woche hier an“, sagt sie.

Die Nachricht von der nächsten Marktschließung kommt auch bei Dirk Förster-Wehle nicht gut an. Der Leiter des Immobilien-Managements der TAG Immobilien AG ist in der Pausitzer Delle für 320 Wohnungen zuständig. „Das ist für uns als Vermieter natürlich auch keine gute Nachricht.“ Die Versorgung sehe er in dem Viertel aber dennoch gesichert. Die nächstliegenden Märkte, Lidl und Netto, befinden sich an der Bebel-Straße. „Noch besser wäre für unsere Mieter natürlich ein Markt, der mitten im Wohngebiet liegt. Aber ich denke, die Einkaufsmöglichkeiten an der August-Bebel-Straße sind noch gut zu erreichen.“

Auch im Rathaus beschäftigt man sich mit den Schließungen. Die Verwaltung könne zwar nicht in die marktwirtschaftliche Prozesse und Unternehmensentscheidungen eingreifen, doch dafür bemüht sich die Stadt, Kontakte zwischen Eigentümern und potenziellen Nachfolgern für die Märkte herzustellen. „Um für unsere Einwohner wohnortnahe Lösungen für den täglichen Einkauf zu erhalten“, begründet Stadtsprecher Uwe Päsler. In Sachen Kaufhalle am Humboldtring könnte das gewirkt haben: „Unser Wirtschaftsförderer Gert Rönnau hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche zum Standort Humboldtring geführt und zwischen dem Eigentümer und mehreren potenziellen Betreibern vermittelt“, sagt Uwe Päsler. Es sehe inzwischen sehr hoffnungsvoll aus. „Aber einer endgültigen Entscheidung können wir jetzt noch nicht vorgreifen.“

Im Vergleich zu anderen Städten in der Region steht Riesa in puncto Lebensmittelgeschäften ganz gut da. Auf den Einwohner gerechnet, stehen jedem Riesaer Bürger laut Industrie- und Handelskammer Sachsen (IHK) 0,7 Quadratmeter zur Verfügung, auf denen Lebensmittel verkauft werden. Meißen wartet mit 0,8 Quadratmetern auf, ebenso viel Fläche hat Gröditz. Großenhain hingegen bietet mit einem halben Quadratmeter in diesem Bereich vergleichsweise wenig Ladenfläche.

Daher stellt auch IHK-Sprecher Lars Fiehler fest: „Riesa ist nicht unterversorgt.“ Die Verkaufsflächen haben in den vergangenen Jahren sogar deutlich zugenommen: Während man in Riesa vor fünf Jahren nur auf knapp 24 000 Quadratmetern Lebensmittel kaufen konnte, kann man dies heute auf mehr als 26 000 Quadratmetern. Allerdings sagten die Zahlen nichts über die Verteilung der Märkte aus, so Fiehler. Offenbar konzentrieren sich die Einkaufsgelegenheiten immer weiter – kleine Anbieter schließen. Inzwischen gibt es noch 87 Lebensmittelgeschäfte in Riesa. Vor fünf Jahren waren es noch mehr als 100.