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Der neue Beichtvater der Marienthaler Nonnen

Pater Bruno Hannöver ist der geistliche Begleiter der Zisterzienserinnen von der Neiße. Das Kloster kennt er schon länger.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Über eine schmale hölzerne Treppe führt Pater Bruno die Gäste in den ersten Stock der Propstei. Das Gebäude neben der Klosterkirche sieht immer noch wie eine Baustelle aus, seit das Hochwasser 2010 reichlich Schaden angerichtet hat. Eine Weile wird es noch so bleiben, die Arbeiten sollen nun 2017 stattfinden. Pater Bruno zeigt zum Ende des Ganges. Dort liegen seine Wohnräume samt Büro. Es ist ein schönes Appartement, wie der Geistliche findet. An der Wand im Arbeitszimmer hängt ein Bild aus Äthiopien. Studien- und Forschungsaufenthalte führten Pater Bruno bereits in mehrere Länder. Auf dem Tisch steht eine grüne Lampe. Die habe ihm so sehr gefallen, dass er sie unbedingt haben wollte. Eine Bekannte hörte von seinem Wunsch und schenkte sie ihm für sein neues Zuhause in Marienthal.

Der 44-Jährige ist der neue geistliche Begleiter der Zisterzienserinnen von der Neiße. Bernd Fischer, der katholische Pfarrer von Ostritz, übernahm diese Aufgabe in den vergangenen Monaten. Die Marienthaler Schwestern hatten den Wunsch, dass wieder ein Geistlicher aus dem Zisterzienserorden ihr Spiritual, wie es im Kirchendeutsch heißt, wird. Norbert Hannöver – wie Pater Bruno mit bürgerlichem Namen heißt – trat 1995 als Novize ins Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien ein. Sein Ordensname geht auf den Heiligen Bruno von Köln zurück, dem Gründer der Karthäuser, dem strengsten Orden der katholischen Kirche. Als Jugendlicher habe er, so erzählt der Pater, mehr durch Zufall einen Film über die Karthäuser gesehen. Es war der Anstoß, sich intensiver mit Klöstern und Orden zu beschäftigen.

Aufgewachsen ist er in dem kleinen niedersächsischen Dorf Cappeln bei Cloppenburg. Aus dieser Gegend stammt auch Heinrich Timmerevers, der neue Bischof des Bistums Dresden-Meißen. „Ich könnte plattdeutsch mit ihm reden, wenn ich es selber könnte“, meint Pater Bruno.

Das Umfeld, in dem er groß geworden ist, war katholisch. Im Cloppenburger Land gingen die Leute zur damaligen Zeit noch jeden Sonntag in die Kirche. Er selbst, so erzählt Pater Bruno, wollte aber kein Messdiener werden. Im Gegensatz zu seinem Bruder. Er habe keine Lust gehabt, vorne zu sitzen. Lieber wollte er zwischen den anderen Gottesdienstbesuchern sitzen, wo sich nicht alle Blicke auf ihn richten. „Diejenigen, die früher Messdiener waren, sieht man heute nicht mehr in der Kirche“, sagt Pater Bruno. Dafür steht er nun vor der gesamten Gemeinschaft.

Als geistlicher Begleiter der Marienthaler Schwestern leitet er die Messen – sowohl die täglichen als auch die am Sonntag. Heilige Messen können nicht von Frauen geleitet werden. Auch deshalb braucht das Nonnenkloster an der Neiße einen männlichen Spiritual. Einmal im Monat will Pater Bruno auch geistliche Vorträge halten sowie Gästen des Klosters spirituelle Impulse geben. Außerdem nimmt er auf Wunsch auch den Schwestern die Beichte ab oder gibt ihnen die Krankensalbung. Als Geistlicher im Mutterhaus der Franziskanerinnen in Münster konnte Pater Bruno schon Erfahrungen in der Seelsorge von Ordensfrauen sammeln.

Ganz unbekannt ist ihm das Kloster St. Marienthal bei der Übernahme der neuen Aufgabe nicht gewesen: Das allererste Mal weilte er 2008 an der Neiße, kurz nach seiner Priesterweihe. Seinerzeit hielt er beim alljährlichen Treffen des Kloster-Freundeskreises den Festvortrag über die Entstehung der Frauenklöster der Zisterzienser im 13. und 14. Jahrhundert. Pater Bruno kann man durchaus als Kenner auf diesem Gebiet bezeichnen. Er hat im Fach Kirchengeschichte promoviert und später vier Jahre am Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät Paderborn gearbeitet. Vor zwei Jahren wurde er als Dozent für Kirchengeschichte nach Lantershofen berufen. Beim Studienhaus St. Lambert, ansässig auf der Burg Lantershofen, handelt es sich um das größte Priesterseminar im deutschsprachigen Raum. In das Jahr 2014 fällt auch sein zweiter Besuch in Marienthal. Mit einer Pilgergruppe habe er damals verschiedene Zisterzienserklöster besucht.

Pater Pirmin Holzschuh, der Prior des Zisterzienserklosters Bochum-Stiepel, zu dem der 44-Jährige gehört, machte ihm Anfang des Jahres die neue Aufgabe in Marienthal schmackhaft. Doch bevor Pater Bruno ja sagte, weilte er noch mal in dem Kloster an der Neiße, diesmal für eine Woche. Testweise zelebrierte er bereits die Gottesdienste. Die Nonnen sollten schließlich nicht die „Katze im Sack“ bekommen.

Bei dem Vierbeiner, der während des Gespräches durch den Raum streift, handelt es sich eher um einen Kater. Der sitzt gern auf dem Lederstuhl neben dem Schreibtisch. Anfangs stand der Stuhl direkt am Tisch. Doch selbst wenn Pater Bruno draufsaß, habe sich der Kater noch dahinter gequetscht. Deshalb stellte ihn der 44-Jährige nun ans Fenster. „Kater lassen sich nicht dressieren, fast so wie Mönche“, meint Pater Bruno und schmunzelt dabei.