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Der neue Friedensrichter

Die erste Anfrage von einem Bürger hat Wolf-Dietmar Bleil schon. Vorerst muss er ihn aber vertrösten.

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© Dietmar Thomas

Frank Korn

Waldheim. Die Suche ist vorbei. Waldheim hat einen neuen Friedensrichter. Es ist Wolf-Dietmar Bleil, der von den Waldheimer Stadträten in das Amt gewählt wurde. Bleil ist 64 Jahre alt. Er arbeitet als selbstständiger Wirtschaftsberater, ist verheiratet und hat aus einer früheren Beziehung zwei erwachsene Söhne. Großen Spaß hat er, wenn er mit seinem Enkel Willi Fußball spielt.

Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) und Bauamtsleiter Michael Wittig hatten ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, das Amt des Friedensrichters zu übernehmen. „Ich habe mir das lange und reiflich überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass das eine Aufgabe ist, die mich interessiert“, so Bleil. Dennoch wollte er wissen, was für Aufgaben auf ihn zukommen. Als das in einem Gespräch mit Ernst und Wittig sowie Ordnungsamtsleiter Bernd Meinel ausreichend beantwortet worden war, habe er zugesagt. „Ich bin gebürtiger Waldheimer und will auch die Gelegenheit nutzen, der Kommune etwas zurückzugeben“, sagt Bleil.

Als Wirtschaftsberater vermittle er zwischen Unternehmen und Banken, zwischen Gläubigern und Schuldnern. Er müsse sich also in die Lage anderer Menschen versetzen. Ähnliches werde auch von einem Friedensrichter erwartet. „Es kommt darauf an, vorhandene Streitigkeiten möglichst auszuräumen“, sagt Bleil. Er wolle Denkanstöße geben. „Die Streitparteien sollen das Gefühl haben, dass sie mit erhobenem Haupt aus der Sache herausgehen können, dass ein Ergebnis zustande gekommen ist, mit dem beide leben können“, lautet das Ziel des neuen Friedensrichters. Es gehe auch darum, Kosten für die streitenden Parteien zu verhindern und im Idealfall eine Gerichtsverhandlung zu vermeiden.

Rein theoretisch hätte Wolf-Dietmar Bleil mit seinem neuen Ehrenamt schon loslegen können. „Ich habe bereits eine Anfrage erhalten, musste den Mann aber auf später vertrösten, denn ich darf erst nach der Vereidigung tätig werden.“ Sobald dies aber passiert sei, werde er das Anliegen bearbeiten. Bleil ist stolz darauf, dass die Stadträte seine Bewerbung mit 15 Ja-Stimmen und einer Enthaltung angenommen haben. „Ich habe in meiner beruflichen Praxis schon viele Erfahrungen gesammelt, die mir bei dieser Tätigkeit zugute kommen können.“

Obwohl Wolf-Dietmar Bleil im nächsten Monat 65 Jahre alt wird, will er sich auch beruflich noch nicht zur Ruhe setzen. „So weit es sich gesundheitlich umsetzen lässt, will ich noch ein paar Jahre weiterarbeiten, vielleicht die 25 Jahre als Berater voll machen. Ich habe genügend zu tun.“ In seiner Freizeit spielt Bleil Tennis beim 1. TC Waldheim. Und er betätigt sich auch auf künstlerischer Ebene. Gemeinsam mit Karl-Heinz Herden, dem ehemaligen Direktor der Justizvollzugsanstalt Waldheim, tritt er mit der Veranstaltungsreihe „Geschichten aus dem Knastalltag“ auf. Zwei Aufführungen stehen im Februar noch aus. „Wir waren erstaunt, wie gut das ankommt“, freut sich Bleil. Im Sommer soll eine zweite Reihe vorbereitet werden, die nicht unbedingt mit der JVA zu tun hat, aber im humoristischen und anekdotischen Bereich bleiben soll. Zudem ist er wie Herden Mitglied einer Theatergruppe im Förderkreis Centro Arte Monte Onore Ehrenberg. Schauspielern wie im Theater will Wolf-Dietmar Bleil aber nicht. Als Friedensrichter will er sich nicht in den Vordergrund schieben, sondern vielmehr zwischen den Parteien vermitteln. Er wolle aber auch klare Worte zu finden, wenn seine Hilfe nicht angenommen wird. „Man muss nicht allen gefallen.“

Seit fast zwei Jahren ist Waldheim ohne Friedensrichter. Nach dem Ausscheiden von Karin Bergner im Mai 2015 wurde im April 2016 ein Kandidat von den Stadträten abgelehnt. Ein weiterer teilte kurz vor der beschließenden Stadtratssitzung im Oktober des vergangenen Jahres mit, dass er doch nicht zur Verfügung steht. Doch nun hat Wolf-Dietmar Bleil das Amt für die Dauer von fünf Jahren inne. Die Ernennung und Vereidigung durch den Leiter des Amtsgerichts Döbeln steht noch aus.