Dresden
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Der Opa mit dem Koks ist da

Mit stolzen 76 Jahren zählt Christian K. zu Sachsens ältesten Drogendealern. Nun wurde er wieder verurteilt. 

Von Alexander Schneider
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Blick auf das Landgericht in Dresden.
Blick auf das Landgericht in Dresden. © Robert Michael

Dresden. Seit je her hat Christian K. (76) beste Verbindungen nach Nordrhein-Westfahlen. Der gebürtige Bautzner ist in Dresden aufgewachsen, hatte als ältester Spross sechs Geschwister. Im Sommer 1989 durfte K. die DDR verlassen und seiner Familie folgen, die längst in NRW lebte. Doch schon Anfang der 90er kehrte K. nach Dresden zurück. Er plante, ein Café zu eröffnen, sich selbstständig zu machen. Das ging schief. Etwa zur selben Zeit, also mit fast 50, startete der Mann mit der abgebrochenen Bootsmann-Ausbildung eine neue Karriere. Eine, mit der er sich eine ganze Reihe Strafverfahren einhandelte. Zunächst handelte er mit gestohlenen oder geschmuggelten Zigaretten, dann mit Drogen. 2002 und 2012 hatte der Dealer jeweils mehr als fünf Jahre Haft dafür bekommen.

Am Montag war es wieder soweit. Wachtmeister führen den gefesselten Angeklagten in den Sitzungssaal des Landgerichts Dresden. Er hatte am 4. Dezember 2018 seine Wohnung in Prohlis gegen eine staatlich finanzierte Unterkunft am Dresdner Hammerweg tauschen müssen. Die Polizei hatte ihn mit 112 Gramm Kokain erwischt. K. war an jenem Dienstag im Zug von NRW zurück nach Sachsen gereist. Rauschgiftfahnder der gemeinsamen Ermittlungsgruppe von Zoll und Landeskriminalamt hatten seit Wochen wieder K.s Telefon abgehört und daher gewusst, dass sie ihren alten Bekannten am Dresdner Hauptbahnhof mit einer illegalen Fracht erwischen würden. Neben dem Kokain fanden die Ermittler 2.020 Euro Bargeld in seinem Gepäck. In K.s Wohnung fanden die Beamten weitere 6.000 Euro, eine Feinwaage und Klipptütchen. Menge, Geld und Zubehör ließen nur einen Schluss zu: Opa K. dealt noch immer.

Vor seinem Prozess hatte K. das bestritten, das sei nicht sein Stoff gewesen. Das änderte sich erst, als Katja Reichel und Jürgen Saupe, die Verteidiger des Rentners, ihrerseits das Gericht um einen Deal baten. In dieser Verfahrensverständigung stellte das Gericht K. für ein Geständnis und einen deutlich verkürzten Prozess einen Strafrahmen von dreieinhalb bis vier Jahre Haft in Aussicht. Das Geständnis kam prompt: Mehr als „Ja, das ist richtig“ sagte K. nicht zu den Vorwürfen.

Das Gericht verurteilte den Rentner zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Der Vorsitzende Richter Joachim Kubista wollte die Prognose der Verteidiger, dies sei nun sicher K.s letzter Prozess gewesen, allerdings nicht so ohne Weiteres teilen.