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Der Pfeiffer steht zum Verkauf

Doch eigentlich will die Besitzerin nicht veräußern – wenn sie denn endlich Mitarbeiter finden würde.

Von Peter Redlich
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Die bekannte Gaststätte „Zum Pfeiffer“ am Sächsischen Weinwanderweg ist derzeit nur für Hotelgäste geöffnet. Sie ist eine der einst fünf Ausspannen auf dem Höhenweg über dem Elbtal in Radebeul.
Die bekannte Gaststätte „Zum Pfeiffer“ am Sächsischen Weinwanderweg ist derzeit nur für Hotelgäste geöffnet. Sie ist eine der einst fünf Ausspannen auf dem Höhenweg über dem Elbtal in Radebeul. © Norbert Millauer

Radebeul. Das Radebeuler Berggasthaus „Zum Pfeiffer“ steht zum Verkauf. 2,5 Millionen Euro für ein Hotel mit elf Zimmern samt 23 Betten, reichlich 10 000 Quadratmetern Land, 850 Quadratmetern Wohnraum, geeignet für Tagungen oder einfach nur den erholsamen Aufenthalt. Oberhalb der Lößnitzstadt, gleich neben Dresden.

Andrea Lehmann gehört die Immobilie. Am liebsten mag sie gar nicht über die Anzeige auf immonet.de reden. Aber sie stand nun mal im Netz. Ein Dresdner Immobilienunternehmen betreute die Offerte bis Jahresende. Die Fotos zeigen gemütliche und dennoch moderne Zimmer im Landhausstil. Einen Blick in die Küche und den Speiseraum gibt es.

Der Makler beginnt das Angebot mit dem Satz: Das geschichtsträchtige und überregional bekannte Anwesen befindet sich in exponierter Lage auf einem Bergsporn oberhalb der Weinstadt Radebeul und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Elbtal. Was bei anderen Anzeigen zum Verkauf von Immobilien aufgehübschte Sätze sind, trifft hier zu. Der Blick weit ins Tal, bis nach Dresden und weiter ist grandios. Offenbar wissen das Kenner zu schätzen.

„Ich habe Buchungen bis September 2019“, sagt Andrea Lehmann. Doppelzimmer mit Frühstück zwischen 85 und 99 Euro die Nacht. Das ist nicht geschenkt. Muss auch nicht. Touristen vor allem, aber auch Geschäftsleute buchen im „Pfeiffer“. Das Essen ist gut, frisch und einfallsreich gekocht. Die Zimmer stets aufgeräumt und sauber. Und es ist absolut ruhig. Dass das so ist, dafür sorgt fast vollständig die Hausherrin selber. Sie reinigt, bezieht Betten, bereitet das Frühstück und kocht auch, feine Ochsenbäckchen mit Semmelknödel und Gartengemüse stehen neben Gänsesülze mit geräucherten Kartoffeln auf der Karte.

In den meisten Wochen schuftet Andrea Lehmann sieben Tage. Allerdings nur für die Gäste, die hier gebucht haben. Bei schönem Sommerwetter bleibt dann mancher schon mal auf eine Tasse Kaffee mehr auf der Terrasse mit dem super Ausblick sitzen. Vorbeikommende Wanderer setzen sich hinzu und wollen auch bedient werden. „Doch das schaffe ich nicht“, sagt Andrea Lehmann. „Ich muss die Wanderer darauf hinweisen, dass das nur für Gäste geht – die ziehen dann mitunter murrend ab.“

Warum das so ist? Weil sie nahezu alles – bis auf zwei 450-Euro-Beschäftigte – alleine macht. „Ich bekomme einfach keine Mitarbeiter“, sagt die Pfeiffer-Wirtin, die dringend Kellner und Servicekräfte braucht. Überall habe sie schon Zettel hängen. Bei der Arbeitsagentur nachgefragt. Sie würde ordentlich über Mindestestlöhne hinaus bezahlen. Zwei Ukrainerinnen hätten gewollt. Doch sie bekamen keine Genehmigung für die Arbeit.

Auch Feiern nimmt die Hotelbetreiberin noch an und bekocht die Gäste. „Weihnachten hätte ich 200 Bestellungen haben können“, sagt sie. Arbeiten, beinahe ohne freien Tag, 15 Stunden täglich, das gehe so nicht mehr lange weiter, sagt die rührige Frau.

Deshalb ist sie auf die Idee gekommen mit der Immobilienanzeige. Mal testen, sagt sie. Einige hätten schon angerufen und versucht zu verhandeln.

Die Verkaufsanzeige hat sich inzwischen in Radebeul herumgesprochen. Das Haus steht unter Denkmalschutz. Wenn hier einer das Hotel schließt, Wohnungen draus macht, einen Zaun drumherum zieht, dann wäre Schluss mit der schönen Aussicht und überhaupt der nächsten Gaststätte am Sächsischen Weinwanderweg.

Die „Sängerhöhe“ nahe dem Paradies gibt es schon lange nicht mehr. Der Besitzer hat das Haus mit Liebe saniert und wohnt drin. Die Wunschträume der Stadt, wieder in der Friedensburg ein Restaurant mit Aussicht zu bekommen, ließen sich nicht durchsetzen. Einzig das Spitzhaus und eine ganze Anzahl von saisonal geöffneten Besenwirtschaften sind noch für Gäste da.

Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) sagt zur Verkaufsanzeige für den „Pfeiffer“: „Sicher ist die Wertigkeit nicht so hoch anzusetzen wie beim Spitzhaus und der Friedensburg. Wir hoffen dennoch alle, dass die gastronomische Nutzung bleibt.“ Der Balkon mit dem super Blick ins Tal habe gehöriges Potenzial. Wirtin Andrea Lehmann sieht das mit dem Potenzial nicht anders. Deshalb bleibt das Hotel auch weiter offen. Nur, sie brauche eben endlich Mitarbeiter. Und, dass die Stadt mal die Zufahrtsstraße saniert, das würde sie sich für 2019 wünschen.

Kontakt: Telefon 0351 839870

Kommentar: Der Plan entscheidet

Ausspannen am Weinwanderweg