Von Udo Lemke
Meißen. Ein schmales Stück Garten, der Elberadweg und ein paar Meter Wiese – dann kommt schon die Elbe. So wohnt Eckhard Zscherper in Meißen-Winkwitz, direkt unterhalb des Knorrefelsens. Wenn er in der Küche das Essen zubereitet, kann er die Elbe vorbeifließen sehen, auch, wenn er vom Fernseher oder vom Computer aufschaut. Eines seiner zahlreichen Hobbys mutet ungewöhnlich an: Eckard Zscherper hält, was auf der Elbe vorbeifährt, im Bild fest. Dass es dazu kam, hat mit der deutschen Teilung zu tun.
Auf der Wasserstraße unterwegs
Eckhard Zscherper studierte Verkehrs- und Betriebswirtschaft für Luftverkehr in Dresden und arbeitete von 1975 bis 1977 auf dem Flughafen Klotzsche. Er war nicht mit der Politik in der DDR einverstanden und wurde 1984 ausgebürgert. Die vorübergehende neue Heimat wurde Bad Aibling zwischen München und Rosenheim. Im Jahr 2000 übernahm er trotzdem das Haus an der Elbe von seinen Eltern.
„Ich habe dann eine Webcam installiert, um das Haus auch von Bayern aus kontrollieren zu können und immer mal einen Screenshot gemacht, wenn ein Schiff vorbei kam.“ So wurde Eckhard Zscherper zum Schiffebeobachter. Zu den Screenshots kamen „richtige“ Fotos, und so entstand eine Sammlung mit Dutzenden Aufnahmen von A wie Arbeitsschiffe über K wie Kreuzfahrtschiffe bis W wie Weiße Flotte. „Für mich ist es immer wieder ein Schauspiel, wenn ein Raddampfer vorbei fährt. Wer hat schon die größte und älteste Dampfschiffflotte der Welt vor der Haustür?“
So hat Eckhard Zscherper im Laufe der Jahre vieles von dem Verkehr auf der Wasserstraße festgehalten, was an den meisten anderen vorbeigeströmt ist. So kam im September 2004, in Segmente zerlegt, das größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A 380, vorbeigeschwommen. In Klotzsche wurde das Flugzeug wieder zusammengesetzt, um Vibrationsuntersuchungen daran vornehmen zu können.
Dann zeigt er auf das Foto eines Schiffes mit einem riesigen Würfel, der auf Füßen steht. „Das ist eine Siemenskiste, aber ich habe keine Ahnung, was da drin ist.“ Nun kommt ein langgestrecktes weißes Kreuzfahrtschiff ins Bild. „Das ist die Elbe-Princesse. Sie fährt unter französischer Flagge. Das Besondere sind die beiden Schaufelräder am Heck, und das Schiff ist mit sehr geringem Tiefgang, extra für die Elbe entwickelt worden.“ Sogar Sprechfunk hatte sich Eckhard Zscherper angeschafft, um Kontakt mit den vorbeifahrenden Schiffen aufzunehmen. „Aber die haben eine andere Frequenz, für die man eine Lizenz braucht.“ Bleibt der Sichtkontakt – gerade einmal gut hundert Meter werden es bis zur Flussmitte sein.
„Obwohl die Elbe meist braun aussieht, hat sich die Wasserqualität in den letzten Jahren stark verbessert, es soll ja wieder 42 Fischarten in ihr geben.“ Mich begeistern aber nicht nur die Schiffe, sondern auch die Tiere und Pflanzen am Fluss und bei entsprechendem Wind die Schaumkronen auf den Wellen. „Dann denkt man, die Elbe fließt bergauf.“ Natürlich scheint das nur so, was real ist, ist, „dass die Tage mit Eisgang sehr abgenommen haben.“
Manchmal ist Eckhard Zscherper auch jetzt noch in Bad Aibling, aber sein eigentliches zu Hause ist die Elbe : „Ich bin schließlich an ihr aufgewachsen.“