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Der Traum vom Haus auf vier Rädern

Die Leute, die in ein Wohnmobil einsteigen, werden immer jünger. Auf Komfort müssen sie nicht verzichten.

Von Jens Hoyer
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Enrico Heilenz sitzt in einem Wohnmobil der Marke Adria. Die Schlafgelegenheit lässt sich von der Decke absenken. Der schwenkbare Fahrradträger ist eine Eigenentwicklung von Sachsen Caravan.
Enrico Heilenz sitzt in einem Wohnmobil der Marke Adria. Die Schlafgelegenheit lässt sich von der Decke absenken. Der schwenkbare Fahrradträger ist eine Eigenentwicklung von Sachsen Caravan. © Dietmar Thomas

Döbeln. Enrico Heilenz und seine Mannschaft verkaufen und vermieten das Zubehör für Lebensträume. Mit dem Wohnmobil unterwegs sein, heute hier, morgen dort – bei Sachsen Caravan gibt es das ab 80 Euro pro Tag in der Sparsaison von November bis März. Die Hauptsaison ist ohnehin fast ausgebucht, sagt Heilenz, Geschäftsführer von Sachsen Caravan. 

25 Fahrzeuge hat die Firma in der Vermietung. „Viele Leute fahren mit dem Wohnmobil nach Skandinavien. Oder nach Südeuropa.“ Bis zu sechs Leute können in den größeren Ausführungen übernachten. Toilette, Dusche, Miniküche sind selbst in einfacheren Versionen Standard. Für die größeren Exemplare über 3,5 Tonnen braucht es einen Lkw-Führerschein. Wer noch zu DDR-Zeiten den Pkw-Führerschein gemacht hat, darf selbst diese Fahrzeuge bewegen.

Das Hauptgeschäft macht die Firma aber nicht mit der Vermietung, sondern mit dem Verkauf der Reisemobile. Los geht es da ab 40 000 Euro. Nach oben sind praktisch keine Grenzen gesetzt, sagt Heilenz. Das Geschäft läuft gut. Die Leute investieren im Unvertrauen auf den Euro lieber in ihren Traum vom Haus auf vier Rädern. „Früher waren unsere Kunden im Durchschnitt Ende 50, Anfang 60. Heute sind sie zehn Jahre jünger. Die Leute fangen eher an zu leben.“ Auch die gestiegenen Einkommen machten sich bemerkbar.

„Wir haben eine Familie als Kunden, die hat sich das sechste Fahrzeug in 13 Jahren gekauft. Die wohnen mit ihren Kindern im Wohnblock und sind in ihrer freien Zeit immer unterwegs. Die leben das voll aus“, sagte Heilenz. Der Wertverfall sei bei einem Wohnmobil weitaus geringer als bei einem normalen Pkw. „Sonst würden die Kunden nicht so schnell neu kaufen.“

Seit fast 17 Jahren ist Sachsen Caravan am Markt. „Wir gehören zu den zehn größten Händlern in Deutschland“, sagte Heilenz. Vor vier Jahren war die Firma vom Gewerbegebiet Ost an die Fichtestraße umgezogen. Und dort hat sie kräftig investiert. Im Mai wurde eine neue Ausstellungshalle eröffnet. „Wir haben auch das gesamte Gelände asphaltieren und die Kanalisation erneuern lassen“, sagte Heilenz.

Bei Sachsen Caravan arbeiten 16 Mitarbeiter im Verkauf, Vermietung und Service. Viele Kunden lassen sich ihren Traum auf vier Rädern noch mit Zubehör wie Satellitenschüsseln, Markisen und Rückfahrkamera aufrüsten. Auch teure, aber leichte Litiumionen-Akkus für die Stromversorgung kommen immer mehr auf. Und selbst Brennstoffzellen zur Stromerzeugung, mit Methanol betrieben, werden heute in Wohnmobile eingebaut, erzählte Enrico Heilenz.

Was der Händler auf dem Markt nicht findet, stellt er auch schon mal selbst her. Heilenz hat mit einem Partner einen Fahrradträger für E-Bikes entwickelt. Die sind ziemlich schwer und die Hecktüren der Kasten-Wohnmobile damit überfordert. Heilenz‘ Träger lässt sich zur Seite schieben und verschwenken, damit sich die Hecktüren des Campers öffnen lassen. „Da haben wir drei Patente drauf“, erklärt er.

Die Kunden kommen teilweise von weit her, um sich in Döbeln nach einem neuen Wohnmobil umzuschauen. Sachsen Caravan hat 120 Stück zur Auswahl. Eine Menge Träume, die da auf Käufer warten. Aber Heilenz sieht dazu keine Alternative. „Die Leute wollen ja etwas zum Anschauen haben.“