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Der Traum von der Präzisionsuhr

Uhrmachermeister Max Rüttinger gibt in der Gründerlounge zur Karriere-Start Rat. Er liebt alte Stücke.

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© PR/Patrick Streubel

Von Bettina Klemm

Ein schlichtes Holzkästchen. Max Rüttinger hebt es wie einen wertvollen Schatz in die Höhe. Darin befindet sich ein Gewindeschneidsatz für Uhrmacher. 0,4 Millimeter Durchmesser lassen sich mit dem kleinsten Teil schneiden. „Ich habe 15 Jahre lang danach gesucht“, sagt er. Nach der Bohrmaschine daneben hat er sich zehn Jahre lang umgesehen. Max Rüttinger sammelt betagte Uhrmacherwerkzeuge. Mit deren Hilfe sowie viel Erfahrung und Geduld verhilft er alten Uhren zu neuem Leben.

Nach einer zehnmonatigen Weltreise hat sich der Uhrmachermeister vor einem Jahr selbstständig gemacht. „Uhrenwerkstatt Dresden“ heißt sein Unternehmen, das sich im Dachgeschoss eines alten Wohnhauses befindet. Dort gibt es einen picobello sauberen Raum für die feinen Arbeiten sowie eine Werkstatt mit größeren Geräten, dazu zählt auch eine 150 Kilogramm schwere Drehbank.

Ein Gesicht ohne Falten habe nichts zu erzählen, sagt der 36-Jährige. Deshalb soll auch der Charme der alten Uhren nach der sorgfältigen Wartung erhalten bleiben. Rüttinger repariert nicht nur, er erklärt seinen Kunden auch gern, wie das gute Stück zu pflegen ist, damit es lange Zeit Freude bereitet. „In der Gesellschaft gibt es glücklicherweise ein Rückbesinnen auf wahre Werte, mehr Klasse statt Masse“, sagt er. Das war schon immer sein Credo.

Schon als Kleinkind habe er gern gebaut. Seine Eltern – der Vater arbeitete als Bildhauer, die Mutter ist Textildesignerin – förderten dies und schenkten ihm einen Wero-Konstruktionskasten. So habe der kleine Max seine Feinmotorik geschult und Mechaniken schnell durchschaut. Später baute er Modellfahrzeuge von Fischertechnik. Sechs dieser Exemplare stehen noch heute in seinem Wohnzimmerregal. Die Berufswahl sei ihm später nicht schwergefallen. 1988 hatten seine Eltern mit ihm und seinem Bruder die DDR verlassen. So begann er seine Lehre im Oberallgäu. Diese schloss Rüttinger als Bester im Kammerbezirk und als Zweitbester im Land Bayern ab. 2002 kam er zurück in die Heimat und begann bei Glashütte Original. Sieben Jahre später entschied er sich für die Meisterausbildung in Vollzeit, diesmal im Schwarzwald. „Das Niveau ist dort sehr hoch, ich habe das Besondere gesucht und wollte gern das CAD-Konstruieren erlernen“, erklärt er. Mit seiner Meisterausbildung hat er sich auch einen Traum erfüllt: eine eigene Präzisionspendeluhr zu bauen. Sie besteht aus rund 350 Teilen, alle selbst gefertigt. „Ich habe dazu neue Werkstoffe wie Carbon verwendet“, sagt er. Die Präzisionsuhr mit einer Abweichung von weniger als einer Sekunde im Monat hängt nun in seinem Wohnzimmer. Rüttinger versucht, diesen Prototyp weiter zu veredeln.

In dem Tischlermeister Jan Beyer hat er seit drei Jahren einen guten Partner. Mit seiner Firma Artefact fertigt Beyer Uhrengehäuse. Beide Handwerkermeister schenken so alten Uhren ein neues Zuhause, wie sie gemeinsam auf der Messe Room & Style vor gut zwei Wochen geworben haben. Nun rüstet sich Rüttinger für den nächsten Messeauftritt. Er wird in der Gründerlounge zur Karriere-Start über seine Erfahrungen bei der Firmengründung sprechen. Netzwerke stricken, eine Familie als Rückhalt, Partner suchen und Hilfe annehmen, das sind für ihn die wichtigsten Kriterien. Sein Tipp: „Hole deine Träume in die Realität, und sie werden viel besser, als du sie dir je vorgestellt hast.“

Bildungs- und Gründermesse Karriere-Start vom 22. bis 24. Januar im Ostragehege.