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Der Wald wird geputzt

Engagierte Bürger riefen am Sonnabend zum Aufräumen auf – am Auer und auf dem Dorfanger Naundorf.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Naundorf. Schon am Mittag liegen etliche der blauen Müllsäcke am Wegesrand. Daneben steht eine grüne Papptanne mit lachendem Gesicht. Andreas Liebenstein hat sie für die Kinder aufgestellt, die beim dritten Waldputz in Weinböhla mit anpacken. Der Frühlingsputz in dem Waldgebiet am Auerweg ist auf seine Initiative entstanden. Andreas Liebenstein lebt in Weinböhla und fährt viel mit dem Mountainbike durch den Wald: „Da ist mir der ganze Müll und Unrat aufgefallen. Dagegen wollte ich etwas unternehmen“, sagt er.

Am Dorfanger in Naundorf helfen ganze Familien beim Putz.
Am Dorfanger in Naundorf helfen ganze Familien beim Putz. © Norbert Millauer

Energisch läuft der junge Mann den Waldweg ab. Hier und da füllen freiwillige Helfer die Müllsäcke mit allem möglichen Abfall. Alte Autoreifen finden sich genauso wie Glasflaschen und Plastemüll. Besonders viel liegt direkt an der Moritzburger Straße, die durch das Waldgebiet führt. „Die Leute kommen mit ihren Autos und laden ihren Müll einfach hier ab“, sagt Liebenstein verärgert.

Vor drei Jahren hat er sein Anliegen deshalb der Gemeinde Weinböhla vorgetragen, Aushänge gemacht und ist im ersten Jahr mit fünf Helfern gestartet. Heute, im dritten Jahr, sind es immerhin etwa 20 Helfer. Für eine Gemeinde mit über 10 000 Einwohnern dennoch zu wenig, findet Liebenstein. Zumal sich Weinböhla mit dem Prädikat eines staatlich anerkannten Erholungsortes schmückt.

Unter den Freiwilligen ist auch Ines Schübel von der Initiative „Weinböhla hilft“. Sie ist mit drei Asylbewerbern zum Waldputztag gekommen. Der 29-jährige Rebaz Yassim Muhammad und sein Freund Zafaa Alfardan laufen mit den Abfallsäcken durch das Gestrüpp. Beide kommen aus dem Irak und sind seit ungefähr einem Jahr in Weinböhla. Noch immer wohnen sie im Asylbewerberheim. Auf die Frage, warum sie helfen, den Wald sauber zu machen, antwortet Rebaz: „Die Deutschen helfen uns, also müssen wir auch helfen.“

Dorfteich muss entschlammt werden

Ganz anders sieht es da im Radebeuler Stadtteil Naundorf aus. Der Dorf- und Schulverein hat zum Frühjahrsputz gerufen und viele Helfer sind gekommen. Überall im Dorfkern des Ortes stehen Leute und kümmern sich vor allem um die Bepflanzung. Denn Müll gibt es hier keinen. „Die Gegend wird von allen wertgeschätzt“, sagt André Gyöngyösi, der erst seit etwa einem Jahr in Naundorf lebt.

Trotzdem hilft er gern, auch weil seine Großeltern hier gewohnt haben und er mit dem Ort verwurzelt ist. Besonders wichtig ist ihm die Gemeinschaft, die es in der Stadt so nicht gibt, sagt er. „Ich habe in Berlin und in Dresden gelebt, aber da ist jeder für sich und es gibt keinen Zusammenhalt.“

Dass solch eine Gemeinschaft hier funktioniert und die Einwohner sich für ihren Ort engagieren, freut auch Steffen Meißner. Denn er hat den Dorf- und Schulverein vor über 20 Jahren mitgegründet. Er ist in Naundorf geboren und lebt seit 1991 wieder hier. „Wir wollen einen schönen Ort haben. Deshalb machen wir im Frühjahr und im Herbst diese Putzaktion“, sagt er wie selbstverständlich.

Die einzige größere Baustelle ist der Dorfteich. Nach über 15 Jahren muss er wieder einmal entschlammt werden. Über die Zeit ist aus dem Teich ein Biotop mit zu vielen Algen und Schlamm geworden. Auch die Mauern sind sanierungsbedürftig. Die Stadt hat bereits mit den ersten Arbeiten begonnen, wann es weiter geht, ist noch unklar. „Wir hoffen, dass der Teich bis zur Sonnwendfeier im Juni wieder in Ordnung ist“, sagt Steffen Meißner.

Im Weinböhlaer Waldgebiet dagegen gäbe es noch viel zu tun. Am Ende des Tages sind hier über 20 Müllsäcke voll geworden.