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Der Wolfshund zieht weiter

Gerade noch wurde er in Kamenz und Schmorkau gesichtet. Nun ist der Vierbeiner offenbar in Richtung Großenhain unterwegs.

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© privat

Von Birgit Ulbricht

Er sieht aus wie ein Wolf. Zumindest für den Laien und aus der Ferne. Doch für Jörg Noack war sofort klar, das ist ein Hund, und zwar der Freigänger aus der Lausitz, der in den letzten Tagen im auch im Kamenzer Land für Aufregung gesorgt hatte. Nun hat ihn Jörg Noack gesehen. Der Gemeindewehrleiter von Thiendorf ist auch selbst Jäger, kennt sich mit dem Thema Wolf aus. Doch schießen dürfte er ihn als Jäger nicht. Denn auch das ist eine Folge aus dem neuen Jagdgesetz, das freilaufende Hunde gleich mit geschützt sind. Denn sonst könnte ja ein Jäger auf die Idee kommen, sich später zu entschuldigen, es habe geglaubt, es sei ein Hund. Soweit die Intention des Gesetzgebers. Also darf ein freilaufender Hund, der nachweislich wildert, nur geschossen werden, wenn die Jagdbehörde beim Landkreis dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Die dritte Woche auf Tour

Unser Freigänger wandert nun aber schon die dritte Woche zwischen den angrenzenden Landkreisen in der Lausitz und nun auch im Landkreis Meißen hin und her. Besser gesagt, er läuft in beachtlichem Tempo am Straßenrand entlang. Strecken von bis zu 40 Kilometern schafft er locker an einem Tag.

Zunächst wurde das Tier in Schleife gesichtet, ein anderes Mal bei Löbau, dann wieder in der Gegend von Schleife – jedes Mal schickten Leute Fotos und informierten Polizei und das Wolfsbüro in Rietschen. Die Polizei rückte bereits zweimal aus, denn die größte Gefahr besteht schließlich in einem Unfall.

Doch jedes Mal war der Rüde weg. Auch Vanessa Ludwig vom Wolfsbüro kann da nicht viel mehr machen, als alle Landratsämter zu benachrichtigen. Mit Sympathie verfolgen die Mitarbeiter bei Lupus den Fall schon deshalb, weil der Rüde „ein schöner Kerl“ und einem Wolf einfach so ähnlich ist. Kein Wunder, denn bei dem Freigänger zwischen Lausitz und Elbland handelt es sich um einen „tschechoslowakischen Wolfshund“.

Rasse erst seit 15 Jahren anerkannt

Die Rasse ist erst seit 1999 anerkannt und ist entstanden, weil Hundehalter zum Urbild Wolf zurück wollten. In Aussehen und Verhalten sollte ihr Hund möglichst ein Wolf sein. Das Experiment „zurück zur Natur“ hatte im kleinsten Kreis schon 1955 begonnen. Es begann als wissenschaftliches Experiment mit einer Kreuzung des Deutschen Schäferhundes mit dem Karpatenwolf. Da beim tschechoslowakischen Wolfshund seit 1982 keine Einkreuzungen von Wölfen mehr erlaubt waren und die Zucht sehr hart vor allem auf gute Arbeitseigenschaften und Gesundheit selektiert wurde, ist er heute nicht mehr mit Wolfshybriden zu vergleichen. Aber er ist scheuer und ursprünglicher als jeder andere Hund. Auch in der Körpersprache erinnert er noch heute an den Wolf.

Kein Wunder, dass dieser Hund mit dem Hype um das Wildtier Wolf regelrecht in Mode kam und wie immer, wenn etwas in Mode kommt, auch in falsche Hände. Denn der Wolfshund braucht viel Natur und eine feste, aber verständnisvolle Hand, so der Klub tschechoslowakischer Wolfshund auf seiner Homepage. Drill liegt ihm nicht, denn er langweilt sich schnell, heißt es da zum Beispiel. Manche können bereits mit einem halben Jahr alle Türen öffnen, Schubladen, Fensterverschlüsse und zwei Meter hohe Zäune stellen für die meisten keine unüberwindbaren Probleme dar. Es gibt Hunde, die abgeschlossene Autoschiebetüren und gekippte Fenster mit heruntergelassenen Rollläden öffnen können. Hat dieser Freigänger sich auch gelangweilt?