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Deutsche und Tschechen vermessen Grenze neu

Im Dreiländereck bei Zittau startete ein ehrgeiziges Projekt: Zwischen Deutschland und Tschechien wird die Staatsgrenze neu vermessen. Ziel ist unter anderem die genauere Bestimmung ihres Verlaufs.

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Von Matthias Klaus

Statt auf Grenzsteine verlässt sich das Landesvermessungsamt Sachsen derzeit auf Satelliten. Mit Hilfe der künstlichen Himmelskörper wird die Staatsgrenze zu den tschechischen Nachbarn neu erfasst – supergenau, aufbereitet für den Computer. „Hintergrund der Aktion ist der Aufbau unseres so genannten digitalen Koordinatenkatasters“, sagt Siegfried Nitzsche, Referatsleiter im Landesvermessungsamt. „In diesem Kataster ist die deutsch-tschechische Grenze bisher noch nicht erfasst.“

Die Nachbarn sind an der Vermessungsaktion beteiligt. Grundlage ist ein Vertrag der beiden Staaten von 1994. Die sächsisch-tschechische Grenze besteht aus 23 Abschnitten. Die Messtrupps arbeiten abwechselnd: Mit den Abschnitten eins und zwei – vom Dreiländerpunkt bei Zittau bis Seifhennersdorf – starten die tschechischen Kollegen, drei und vier übernehmen die Deutschen. Ist Sachsen abgearbeitet, geht es in Bayern weiter. Die Messungen sind allerdings zeitaufwendig: Siegfried Nitzsche schätzt, dass sie auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Veränderungen im Grenzverlauf soll es nicht geben. „Die Grenze bleibt, wie sie ist“, sagt der Referatsleiter. Schwierig könne es jedoch im Hochwassergebiet werden. Siegfried Nitzsche: „Möglicherweise hat sich die Größe von Grenzgewässern verändert. Dann kann die Linie nicht mehr in der Mitte liegen, sondern sich verschoben haben.“

Das Landesvermessungsamt Sachsen verspricht sich von der neu vermessenen Grenze neben der Genauigkeit auch eine einfachere Handhabe. „Wir verwenden die gewonnenen Daten u. a zum Erstellen digitaler Karten“, sagt Siegfried Nitzsche. Ein vergleichbares Vorhaben an der deutsch-polnischen Grenze werde es vorerst nicht geben: Ein zugehöriger Vertrag fehlt. Der Referatsleiter: „Hier gelten noch entsprechende DDR-Abkommen.“