Merken

Weinkönigin a.D. behält Kontrolle

Evelyn Brückner trug einst die Winzer-Krone und zog nach Württemberg. Zurück in Dresden, entsagt sie dem Wein – aber nur in ihrem neuen Job.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Wirsig

Von Nadja Laske

Zwischen bauchigen Gläsern, feinen Trauben und Weinfreunden ist Evelyn Brückner zurück in ihrem Element. Es setzt sich aus frischer Luft, Wasser und gutem Boden zusammen, und wenn ein Feuer im Kamin knistert, ist der Genuss perfekt.

Sechs Jahre lang hat der Wein Evelyn Brückners Leben bestimmt. Von dem Moment an, als der Dresdnerin das Krönchen der Deutschen Weinkönigin 2007 aufgesetzt wurde, drehte sich alles um Rebsorten, Weinbaugebiete, Kellerwirtschaft, Bouquets und Marketing. Als diese spannende Zeit begann, hieß die damals 24-Jährige noch Schmidt. Von ihrer Amtszeit als 59. Deutsche Weinkönigin sagte sie später: „Ich hatte keine Vorstellung davon, welch enorme Bedeutung dieses Amt in den großen deutschen Weingebieten hat und welche Rolle es im Ausland spielt.“ Das erfuhr sie ein Jahr lang auf unzähligen Reisen, sogar bis nach Japan, wo ihr ein Kimono auf den Leib geschneidert wurde. Schließlich gab sie die Krone und somit auch all die Aufgaben an die folgende Würdenträgerin weiter und begann, an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg in Württemberg zu arbeiten. Fünf Jahre beriet Evelyn Brückner Winzer, die sich auch im Fremdenverkehr etablieren wollen. Dann wurde die Sehnsucht nach der alten Heimat zu groß. „Mein Mann und ich konnten uns zwar vorstellen, in meiner zweiten Heimat Heilbronn eine Familie zu gründen“, sagt sie. Doch der Weg zu den Verwandten in Dresden war allzu weit.

Inzwischen ist die 32-Jährige zurück in Sachsen, hat geheiratet und eine Tochter bekommen. Und sie hat dem Wein entsagt – in der Schwangerschaft und mit Baby sowieso, nun aber auch beruflich. Einen neuen Job fand sie in einem Unternehmen, in dem Alkohol nun gerade gar nicht zur Tagesordnung gehört: Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben. Dort arbeitet sie im Controlling. „Dabei kommt mir mein Wirtschaftsstudium zugute“, sagt die Weinkönigin a.D. Zumindest in ihrer Freizeit aber hält Evelyn Brückner den Trauben doch die Treue. Ihr Töchterchen ist nun über ein Jahr alt, und ein Schlückchen in Ehren muss sich ihre Mutter nun nicht mehr verwehren. Außerdem freut sie sich aufs Wochenende, wenn in Dresden die Weinmesse „Baden-Württemberg Classics“ zu Gast ist. Dort wird die Weinexpertin den Stand des Weingutes Albrecht Kiessling betreuen. „Das war früher mein Nachbar, er bot mir die Aufgabe an.“ Der Ausflug in vertraute Gefilde ist Evelyn Brückner willkommen. Außerdem werden unter den rund 40 Winzern und Vertretern von Genossenschaften viele alte und gute Bekannte sein.

Neuen Weinfreunden kann sie viel über Weine aus Baden und Württemberg erzählen. Die Vielfalt der Rebsorten dort sei, verglichen mit denen aus unserer Gegend, enorm. Allein Württemberg habe rund 11 500 Hektar Anbaufläche, während in Sachsen Wein auf etwa 500 Hektar wächst. Spannende Rotweine bringen die Winzer mit, neue Sorten können die Messegäste entdecken, die junge Winzergeneration kennenlernen und sich zu Urlaubsreisen inspirieren lassen.

www.bwclassics.de