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Countdown zur BER-Eröffnung

Am 31. Oktober ist es endlich soweit. Der Hauptstadtflughafen BER eröffnet. Alle sind auf den 1. November gespannt, den ersten vollen Betriebstag.

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Check-in-Schalter im Terminal 1 des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER).
Check-in-Schalter im Terminal 1 des neuen Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER). © Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin/Schönefeld. Der Chef des neuen Hauptstadtflughafens BER, Engelbert Lütke Daldrup, rechnet für den ersten vollen Betriebstag am 1. November am Hauptterminal T1 mit rund 5.000 Fluggästen. Wenn eine Woche später der Flughafen Tegel schließt, würden am T1 dann rund 16.000 Passagiere abgefertigt, sagte Lütke Daldrup am Montag. Weitere 8.000 Fluggäste würden dann über den Flughafen Schönefeld reisen, der als Terminal 5 des BER dient.

Insgesamt liege damit die Auslastung zu Beginn des Flugbetriebs am BER lediglich bei rund 20 Prozent des im Oktober und November üblichen Niveaus, an den Wochenenden etwas höher bei rund einem Drittel. "Wir haben natürlich dadurch ausreichende Kapazität, um auf alle Störungen reagieren zu können. Darauf haben wir uns intensiv auch in Sonderprozessen vorbereitet."

Ende vergangener Woche war der Probebetrieb am Flughafen zu Ende gegangen, bei dem seit April die Abläufe auf dem Gelände getestet und überprüft wurden. Rund 10.000 Freiwillige nahmen daran in den folgenden Wochen und Monaten teil. Sie probten die Gepäckabgabe, die Sicherheitskontrolle sowie den Einstieg ins Flugzeug. "Wir haben 54.000 Buchungsprozesse durchgeführt", sagte Lütke Daldrup. Auch die Abläufe am Bahnhof direkt unter dem Hauptterminal wurden getestet.

Als Konsequenz der Übungen wurden Hinweisschilder umgestaltet oder ausgetauscht, um für eine bessere Orientierung zu sorgen. Auch zusätzliche Mülleimer wurden am Flughafen aufgestellt, weil die bisherigen nicht ausgereicht hätten.

Unterdessen hat der Schönefelder Gewerbeverein seine geplante Eröffnungsgala zum Start des BER abgesagt. "Mit den steigenden Zahlen haben wir keine Alternative", sagte der Vize-Vorsitzende des Vereins, Michael Wuscher, am Montag mit Blick auf die Corona-Neuinfektionen auf Anfrage. "Da müssen wir der Gesundheit den Vorrang geben." Zuerst hatte die Zeitung "B.Z." (online) berichtet. Der Verein wollte am 30. Oktober in einer Messehalle am Flughafen eine Gala mit 750 Gästen ausrichten. Im Landkreis Dahme-Spreewald liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen aktuell in einem kritischen Bereich. (dpa)

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Die peinlichsten Pannen 

  • DAS LICHT GEHT NICHT AUS: Damit überraschte der Flughafen 2013. Es gab Probleme mit der Leittechnik, wo nach Umplanungen immer wieder angeflickt wurde.
  • DIE ROLLTREPPEN SIND ZU KUR: Zwei feste Treppen folgten am Bahnhofsausgang auf die Rolltreppen, sie waren zu kurz bestellt worden. Über den Austausch wurden Flughafen und Bahn lange nicht einig.
  • DER RAUCH MUSS DURCH DEN KELLER: Bei Feuer geht ein Teil des Rauches durch den Keller nach außen. Das sorgte für Spott, ist wegen des Unterdrucks aber möglich. Die Anlage war über die Jahre aber so groß geraten, dass sie sich nicht mehr steuern ließ. Lösung: Aufteilung und Abluftkamine im Dach.
  • DIE TÜREN SIND FALSCH NUMMERIERT: Jeder dritte der 4000 Räume im Terminal trug nach Umplanungen eine falsche Nummer - und war etwa für Rettungsdienste nicht zu finden. 2014 ging die Flughafengesellschaft das Problem an.
  • IM TERMINAL HERRSCHT KABELSALAT: Mit den Erweiterungen in der Bauphase kamen immer mehr Leitungen auf die Kabeltrassen, was wegen Hitzebildung riskant sein kann. Kabel führten auch durch Kanäle mit Hauptleitungen für Wärme, Kälte und Wasser. Teilweise fehlten Pläne.
  • VERTRAULICHE UNTERLAGEN IM MÜLL: Ordnerweise Baupläne lagen 2014 in einem Abfallcontainer auf offener Straße in Berlin. Es gab auch Hochstapelei und Schmiergeld-Affären am BER.
  • MONITORE LAUFEN UND LAUFEN: 750 Bildschirme im BER waren jahrelang in Betrieb, zeigten Flugziele und Schalternummern - bis die Monitore schrottreif waren und entsorgt wurden.

Der BER in Zitaten

  • "Wir stehen kurz vor der Eröffnung." (Der damalige Regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit (SPD), 2010 zum Starttermin am 30. Oktober 2011)
  • "Das ist eine Blamage. Es kann eigentlich gar nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland und in einer Stadt wie Berlin so eine Show abgeliefert wird." (Hartmut Mehdorn als Air-Berlin-Chef 2012 zur BER-Hängepartie)
  • "Entweder das Ding fliegt oder ich fliege."(Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) 2013)
  • "Wenn sie eine Strickjacke am Anfang mit dem ersten Knopf falsch zuknöpfen und dann oben angekommen sind, dann ist es eben so: Dann müssen sie erst alle Knöpfe aufmachen, bevor sie dann wieder neu ansetzen können." (Hartmut Mehdorn 2014 als Flughafenchef zu den Arbeiten im Terminal)
  • "Ich bin trotzdem guter Hoffnung, dass dieser Flughafen, wenn er fertig ist, ins Herz der Berliner wächst." (Der Architekt Meinhard von Gerkan, dessen Büro den Flughafen entworfen hat, 2014)
  • "Für mich war es eine Zeit lang wie ein Weihnachtskalender: Jede Woche kam ein neues Thema." (Der damalige Technikchef Jörg Marks 2015 zu Problemen auf der Baustelle)
  • "Kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen." (Der damalige BER-Kommunikationschef Daniel Abbou, 2016)
  • "Eines der größten Probleme ist das Geld - es gab zu viel davon." (Der Berliner Grünen-Abgeordnete Andreas Otto, 2016)
  • "Wir planen ja keine Mondlandung." (Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) 2017)
  • "Ein Flughafen ist nie fertig." (Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, 2017)
  • "Ich akzeptiere es nicht, wenn die Welt über diese Baustelle lacht." (Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) 2018 nach einem Baustellenbesuch)
  • "Die Botschaft der Vergangenheit ist ja klar: Wir können Flughafen. Wir können nicht: bauen." (Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider 2018).
  • "Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als der Flughafen." (Tesla-Chef Elon Musk, der in der Nähe des BER eine Autofabrik bauen lässt, im November 2019)
  • "Die Bauleute konnten heute berichten: Wir haben fertig." (Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup im Mai 2020)