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Diagnose Blutkrebs

Der zehn Wochen alte Tim aus Weixdorf kämpft um sein Leben. Alle Hoffnungen ruhen auf dem 18. Juni.

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© privat

Von Thomas Drendel

Es war ein Wunder, wie jede Geburt ein Wunder ist. Am 6. Februar brachte Christina Marquardt ihren zweiten Sohn Tim zur Welt. Sie war überglücklich. „Alle Untersuchungen liefen problemlos. Die Neugeborenengelbsucht, die bei ihm festgestellt wurde, ist in dem Alter nichts Ungewöhnliches“, sagt sie. Wieder Zuhause in Weixdorf hatte Tim sein Nest. Die junge Mutter kümmerte sich rund um die Uhr um ihr Baby. Wegen der Diagnose Neugeborenengelbsucht musste sie öfter zum Kinderarzt. Bei jeder Untersuchung war alles in Ordnung.

Bei der Untersuchung U4 schaute der Kinderarzt etwas genauer nach. „Dabei stellte er fest, dass Tims Milz vergrößert ist und er gern Blut abnehmen möchte.“ Wieder Zuhause machte sich Christina Marquardt keine Gedanken. Um 16.47 Uhr – an die Uhrzeit erinnert sie noch genau – kam einen Anruf von dem Arzt. „Er hat schon die Uniklinik informiert und wir sollten sofort hinfahren, notfalls holt uns auch der Helikopter ab. Wenn wir zu weit weg wären. Das war ein Schock. Ich verstand nichts von dem, was er sagte“, erinnert sich die Mutter. In der Uniklinik in Dresden wurde Tim erneut Blut abgenommen. Ihnen wird ein Zimmer in der Kinderklinik zugewiesen. Gegen 21.30 Uhr kommt der Arzt. „Wir ahnten noch nichts. Dann traf uns der Schlag. Ihr Sohn hat stark erhöhte Leukozyten, mehr kam bei mir nicht an. Als gelernte Diätassistentin und Sportwissenschaftlerin war mir alles klar, das bedeutet Leukämie, Blutkrebs.“ Zu diesem Zeitpunkt ist Tim gerademal zehn Wochen alt. Von einem Moment auf den anderen änderte sich das Leben der kleinen Familie. Das Baby wird nur wenige Stunden nach der schockierenden Nachricht in den OP gebracht, anschließend auf die Intensivstation. Von da an lief nur noch Chemie durch seinen kleinen Körper. „Er macht das alles super. Wenn er einen anlacht, weiß man nicht, was man machen soll. Der Gedanke ihn zu verlieren, ist zu schmerzhaft, aber seine Prognose sieht derzeit nicht gut aus.“

Diagnose hat das ganze Leben verändert

Nach weiteren Untersuchungen ist klar, eine Knochenmarkspende ist unumgänglich. Sie wird am 18. Juni von 11 bis 16 Uhr in der Oberschule Weixdorf stattfinden. Die Typisierung kann Tim, wie auch vielen anderen an Blutkrebs erkrankten Menschen helfen. Je mehr Menschen sich typisieren lassen, desto größer die Chance, einen Menschen mit den passenden Genen zu finden.

Was ist eine Typisierung?

Spendern werden bei der Aktion eine Blutprobe oder Zellen aus der Mundschleimhaut abgenommen.

Stimmen bei einem Spender die notwendigen Gensequenzen mit denen von Tim überein, wird er zu einem späteren Zeitpunkt zur Stammzellenspende eingeladen.

Bei der Stammzellenspende wird ihm dann Blut abgenommen. Daraus werden die Stammzellen geerntet. Die Spende ist schmerzfrei.

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Die Diagnose Leukämie hat das gesamte Leben der Familie auf den Kopf gestellt. Seit dem 21. Mai sind Tim und seine Mutter rund um die Uhr im Krankenhaus. „Es werden noch viele Wochen und Monate sein, die wir hier leben!, sagt sie. Die Behandlungsblöcke dauern zwischen vier und acht Wochen. Dazwischen liegen meist nur ein paar Tage, die sie zu Hause verbringen kann. „Mein siebenjähriger Sohn muss jetzt ohne mich klarkommen, da er nicht auf Station darf.“ Die beiden skypen oft und die Mutter versucht, wenigstens einmal die Woche für einige Stunden nach Hause zu kommen. „Leider ist sein leiblicher Vater im Mai verstorben und ich kann in der schweren Zeit ihm keine Stütze sein. Das schmerzt doppelt.“

Das ganze Leben noch vor sich

Zur Sorge um ihren Sohn kommen berufliche Probleme. Christina Marquardt führt ein kleines Fitnessstudio mit therapeutischer Ernährungsberatung in Dresden. Ihre Eltern haben es aufgebaut. Nach der schweren Erkrankung ihrer Mutter übernahm sie 2014 die Firma, auch um die Eltern zu entlasten. „Als ich im Mai 2015 die Nachricht bekam, dass ich schwanger bin, war das einerseits überwältigend, andererseits war die Schwangerschaft ein Kampf, da es mir meist nicht gutging und ich beruflich stark zurücktreten musste“, erzählt die 34-Jährige. Seit 2014 hatte sie zwei Mitarbeiterinnen eingestellt, die den größten Teil der Arbeit machen. „Alles, was ich finanziell erwirtschaftet hatte, habe ich in der Zeit benötigt, da ich nach der Geburt sehr zeitnah wieder arbeiten wollte.“ Als Fachdozentin an einer Dresdner Berufsschule wird sie das nächste Jahr ebenfalls nicht zum Einsatz kommen können. Dennoch versucht sie, durchzuhalten. „Wir wurden mit einem Schicksal konfrontiert, welches man niemandem wünscht. Egal wie alt ein Mensch ist, der Krebs darf niemals siegen, und unser kleiner Tim, hat das ganze Leben noch vor sich.“

Inzwischen ist die Hilfsbereitschaft groß. Ein Lebensmittelgeschäft hat sich bereiterklärt, bei der Typisierung einen Imbiss bereitzustellen. Zahlreiche weitere Firmen, Praxen, Geschäfte und Vereine haben ebenfalls ihre Hilfe angeboten. „Auch die Band Firebirds wird die Werbetrommel für uns rühren.“ Die Musiker wollen am 18. Juni selbst vorbeikommen und sich registrieren. Christina Marquardt appelliert an alle, ihrem Sohn zu helfen. „Tim braucht eine Stammzellenspende. Bitte lasst euch typisieren. Wie Tim geht es auch anderen Patienten. Für viele ist eine Stammzelltransplantation die letzte Chance auf Leben.“

Die Typisierungsaktion für Tim findet am Sonnabend, dem 18. Juni, 11 bis 16 Uhr in der Oberschule Weixdorf statt.

Wer an der Typisierungsaktion nicht teilnehmen kann findet alternative Registrierungsmöglichkeiten und weitere Infos zu Typisierung und Stammzellspende unter: www.dkms.de/de