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Die Apfeldiebe

Zwei Biologen verkaufen Delikatessen aus eigenem Anbau. Einige Zutaten dafür stammen aus einem Sebnitzer Garten.

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© Steffen Unger

Von Stephan Klingbeil

Sebnitz. Am Wochenende zieht es Corinna Burkart zur Gartensparte am Sonnenblick nach Sebnitz. Die Biologin aus Bannewitz kümmert sich dort mit dem Dresdner Dirk Jungmann um Apfelbäume, Beerensträucher und um Gemüsebeete. „Für mich ist das ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeit im Büro, man kann dabei die Gedanken kreisen lassen und sieht am Ende, was man geschafft hat“, erklärt die Ökotoxikologie-Expertin. Für ihn, ebenfalls Biologe, bieten Anbau und Ernte verschiedener Obst- und Gemüsesorten eine „Alternative zur Eintönigkeit von Kulturlandschaft und Essen“.

Doch nicht nur das: Das Duo hat aus der Freizeitbeschäftigung heraus eine kleine Firma gegründet: Apfeldiebs Atelier. Seit 2015 verarbeiten sie ihre Ernte zu Likören, Brotaufstrichen, Säften und Essig. Die Kreationen verkaufen sie im Landladen/Teedo in der Markthalle in Dresden-Neustadt.

Vor ein paar Jahren lernten sich die beiden leidenschaftlichen Hobbygärtner an der Technischen Universität Dresden kennen. Der inzwischen 54-jährige Jungmann hatte den Sebnitzer Garten seiner Schwiegereltern übernommen. Sie pachtete die zugewucherte städtische Fläche nebenan. Die Sebnitzer Verwaltung unterstützte das Vorhaben der 31-jährigen Biologin. Das Areal wird seither sinnvoll genutzt, und dieses Jahr werden auf der dort angelegten Streuobstwiese auch noch weitere Apfelbäume gepflanzt.

Corinna Burkart, die kürzlich ihre Doktorarbeit fertiggestellt hat und beim Umweltbundesamt in Dessau arbeitet, setzt dabei meist auf alte, robuste Apfelsorten. Vor allem der Geschmack sei wichtig. Und bei der Gartenarbeit kommen ihr zudem ihre Kenntnisse über chemische Schädlingsbekämpfungsmittel zugute: „Klar, ich weiß ja auch, dass es Alternativen dazu gibt“, sagt Corinna Burkart.

Mit den ersten Ernten kam dann die Frage, was tun mit dem leckeren Obst. Im April 2015 meldeten die beiden Biologen deshalb ihr Nebengewerbe an. Der Name Apfeldiebs Atelier entsprang einer Idee von Corinna Burkart. „Wir haben damals zusammengesessen und lange überlegt. Auf die Bezeichnung Manufaktur haben wir bewusst verzichtet, das ist abgenudelt, weil es schon so oft vorkommt.“

Erinnerung an Kindertage

Atelier stehe dabei für einen Ort der Kreativität. Aber wieso Apfeldieb? „Das soll keine Verherrlichung von Kriminalität sein“, schmunzelt die Bannewitzerin. Vielmehr soll dies an die Kindertage erinnern, in der man auch mal über Nachbars Zaun gestiegen ist, um Äpfel zu stibitzen. Äpfel stehen auch im Mittelpunkt ihres Anbaus.

Corinna Burkart und Dirk Jungmann hat im ersten Erntejahr 300 Kilogramm verarbeitet. Die Früchte stammen vom Anbau in Sebnitz und vom Forstbotanischen Gartens in Tharandt. Im Gegenzug für die Ernteerlaubnis stellen die Biologen im Forstgarten selbst gestaltete Informationstafeln zu dort wachsenden Pflanzen auf.

Der Bezug zur Region und die biologische Erzeugung sind den beiden Sachsen wichtig. „Wir setzen auf regionale Produkte mit Bio-Qualität“, erklärt Corinna Burkart. Als Bio-Produkte zertifizieren lassen, wollen sich die beiden Kleinstunternehmer ihr Obst und ihre Kreationen aber nicht. „Das kostet im Verhältnis zu viel. Es lohnt sich in dem kleinen Rahmen, in dem wir das machen, einfach nicht.“ Ihr Konzept sei bisher ganz gut aufgegangen. Vor allem ihre Apfelessig-Kreationen kommen gut an.

„Unser Fokus liegt auf Delikatessen“, so die Bannewitzerin. Insbesondere Touristen interessieren sich für Souvenirs mit regionalem Bezug, die man aufbrauchen kann. Die Nachfrage wolle man bedienen. Doch, auch wenn es gerade gut läuft: An den Ausbau von Apfeldiebs Atelier denkt das Unternehmerduo derzeit nicht – noch nicht.

Mehr unter: www.apfeldiebs-atelier.de