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Die Bastei-Aussicht soll für immer gesperrt bleiben

Der marode Felsen ist offenbar technisch nicht mehr zu sichern. Die Aussage ist umstritten.

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© Archivbild/Marko Förster

Von Katarina Gust und Gunnar Klehm

Rathen. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Am Wochenende wurde bekannt, dass die berühmte Bastei-Aussicht für immer dichtgemacht werden soll. Die Besucherplattform musste vor acht Monaten geschlossen werden. Der Grund war der Zustand des darunter liegenden Felsens. Untersuchungen hatten ergeben, dass das Gestein marode ist und zu bröckeln beginnt. Um die jährlich mehr als eine Million Touristen, die die Bastei besuchen und Erinnerungsfotos schießen, zu schützen, wurde die Felsnadel durch einen Zaun abgesperrt. Ein Einschnitt, der ursprünglich nur auf Zeit gedacht war.

Der beliebteste Aussichtspunkt im Basteigebiet sollte in diesem Jahr wieder öffentlich zugänglich sein. Im Juli – mitten in der Hochsaison – sollten die Arbeiten beendet werden, der Sperrzaun abgebaut und Wanderer wieder den Blick ins knapp 200 Meter darunter liegende Elbtal genießen können. Fachleute wollten bis dahin dafür sorgen, dass der marode Sandstein gesichert wird. Für rund 60 000 Euro sollte die Felsnadel neuen „Hüftspeck“ bekommen. Mithilfe von Stahl und Beton war eine Art Gürtel um den Felsen angedacht. Dieser hätte wie ein Stützkorsett funktioniert und dauerhaft für Sicherheit gesorgt.

Nun jedoch die überraschende Wende: Der Wiedereröffnungstermin im Juli wurde angeblich gestrichen. Laut Bild.de hat das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB), das für das Gelände an der Bastei verantwortlich ist, erklärt, dass eine Sicherung des Felsens nicht möglich ist. „Der Felsen ist dauerhaft nicht mehr begehbar, da er mit technischen Mitteln nicht mehr zu sichern ist“, wird SIB-Abteilungsleiter Dieter Ruf zitiert. Der beruft sich dabei auf das Untersuchungsergebnis von Geologen. Diese hatten die Felsnadel in den vergangenen acht Monaten intensiv untersucht.

Die Experten seilten sich am Gestein ab und bohrten insgesamt zwölf Löcher in den Fels, um einen halben Meter tiefe Sandsteinproben zu entnehmen. Die Bohrkerne wurden inzwischen untersucht. Das entnommene Gestein sei bröselig, heißt es jetzt. Der Felsen werde von innen nach außen immer weicher und damit instabiler. Hinzu käme, dass sich der Sandstein mit Wasser vollsaugen kann. Der Felsen hätte seine Festigkeit verloren und drohe im Extremfall abzubrechen. Das Risiko für einen Felssturz sei laut Abteilungsleiter Dieter Ruf latent.

Dass es im Elbsandsteingebirge immer mal zu einem Felssturz kommt und kommen kann, ist nicht neu. Die Basteiaussicht ist allerdings ein Sonderfall, weil nirgends sonst so viele Besucher gezählt werden.

Dass die Bastei-Aussicht geschlossen bleibt, sorgt beim Geschäftsführer des Bastei-Hotels, Dieter Schröter, für Unverständnis. „Ich habe aus dem Internet von dieser neuen Entwicklung erfahren“, sagt Schröter gegenüber der SZ. Die Nachricht habe ihn verärgert. Denn offiziell wurde er bis Sonntag nicht über die dauerhafte Sperrung informiert, obwohl Schröter als Hotel- und Grundstücksbesitzer in die geplanten Sicherungsarbeiten involviert ist.

Der Nationalpark, der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der Tourismusverband und Schröter selbst hätten zuvor an einen Tisch geholt werden müssen. „Mir stellt sich ganz klar die Frage, ob das Immobilienmanagement allein entscheiden kann, ob und wie es mit der Sicherung der Bastei-Aussicht weitergeht“, sagt Schröter. Er bezweifelt, dass es um den Zustand des Felsens wirklich so schlecht bestellt ist. „Es gibt technische Mittel, um das Gestein dauerhaft zu sichern und das Problem zu lösen“, ist der Hotelier überzeugt.