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Die Bergquell-Macher

Prokuristin Sonja Wünsche, Braumeister Guido Sattelmaier und ihr Chef Steffen Dittmar sind Unternehmen mit für den Erfolg verantwortlich. Und das kann auf eine 170-jährige Geschichte zurückblicken.

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© Thomas Eichler

Löbau. In trauter Dreisamkeit stehen sie da: Bergquell-Prokuristin Sonja Wünsche, Braumeister Guido Sattelmaier und ihr Chef Steffen Dittmar. Fehlt nur noch die Marketingbeauftragte Evelyn Klenner. Wäre sie nicht gerade mit der Überwachung der Vorbereitungen für den 170. Brauereigeburtstag im Löbauer Messepark beschäftigt gewesen, dann wäre das Viergestirn von Bergquell komplett. „Sie sind die Säulen des Unternehmens“, sagt Dittmar über das Trio Wünsche, Klenner, Sattelmaier. Sowieso lässt der Bergquell-Chef kaum eine Möglichkeit aus, um die Wichtigkeit seiner Mitarbeiter für das Unternehmen herauszustellen. Dittmar selbst gibt dagegen zu, dass er sich eigentlich gar nicht so gern auf jedem Foto abgebildet sieht. In diesem Jahr steht sowieso das große Ganze im Vordergrund. Denn das Unternehmen des 52-Jährigen feiert 170. Geburtstag.

Bereits am Freitag ist die dreitägige Sause zur 170-Jahrfeier losgegangen. Zehn Prozent der Firmengeschichte hat dabei Steffen Dittmar aktiv mitgestaltet. Oder wie er es ausdrückt: Mitgestalten dürfen. Seit nunmehr 17 Jahren führt er die Löbauer Brauerei und hat sie zu einer deutschlandweit erfolgreichen Marke gemacht. Und dennoch hat Dittmar eins nicht vergessen: das Bewahren von Traditionen. „Erhalte dass, was deine Vorväter getan haben und pflege es“, lautet sein Motto. Die Bergquellahnen haben bereits 1846 am Löbauer Theaterplatz damit begonnen, Bier zu brauen. Mit einem Fuhrpark von 32 Pferden und zehn Zugochsen sind die abgefüllten Fässer dann durch Löbau gekarrt worden. Diese Tradition pflegt die Brauerei noch heute. Allerdings ohne Ochsen.

Bei einem Blick noch weiter zurück in die Geschichte wird schnell klar, dass sich Löbau eigentlich das Prädikat „Bierstadt“ verdient hätte. Denn schon im frühen 13. Jahrhundert soll in der Stadt am Berge das kühle Blonde gebraut worden sein. Mit der Bergquell-Gründung hat die Bierproduktion dann noch einmal so richtig Fahrt aufgenommen. Beispielsweise sind es um 1900 schon rund 82000 Hektoliter, also über acht Millionen Liter Bier gewesen, die in der Brauerei abgefüllt worden sind. Und für all diejenigen, die sich schon damals lieber auf der sicheren Seite bewegt haben und nicht zu tief ins Glas schauen wollten, hat Bergquell mit der Herstellung von alkoholfreien Getränken begonnen. Um 1912 schafft die Brauerei dann als erstes Unternehmen Lastkraftwagen an, damit die Holzfässer voll mit Bier besser transportiert werden können. Erst 1969 schafft Bergquell die letzten Holzfässer ab und ersetzt sie durch zwölf neue Lagertanks. Die Bierproduktion Anfang der 1970er Jahre gleicht ungefähr der aus der Jahrhundertwende. Nur gesellen sich dazu noch etwa 11000 Hektoliter an Alkoholfreiem dazu. Vier Jahre vor der nächsten Wende ins neue Jahrtausend werden schließlich die ersten Gebäude des heutigen Firmensitzes im Löbauer Gewerbegebiet West in Betrieb genommen. Steffen Dittmar findet zu Dienstbeginn im Jahr 1999 also optimale Bedingungen vor. Und dennoch hat der gelernte Diplomingenieur für Land- , Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft das Unternehmen über die Jahre stetig weiterentwickelt. Noch in diesem Jahr sollen fünf weitere Lagertanks hinzukommen. Für rund eine Million Euro investiert Dittmar außerdem in eine neue Verpackungsanlage.

Geschichte der Bergquell-Brauerei

1846 wird mit dem Bau der späteren Bergquell-Brauerei am Löbauer Theaterplatz begonnen.

1867 stellt die Brauerei auf Dampfbetrieb um und braut als eine der ersten sächsischen Brauhäuser Lagerbier.

1889 wird ein neues Sudhaus gebaut und ist bis 1989 in Betrieb.

1945 nimmt die Brauerei nach dem Krieg wieder die Produktion auf.

1969 werden Holzfässer durch zwölf neue Lagertanks ersetzt.

1990 wird das Sudhaus der Brauerei für 12 Millionen DDR-Mark umgebaut.

2000 wird in Löbau wieder Flaschenbier abgefüllt.

2016 ist das Unternehmen eine bekannte Marke in ganz Deutschland.

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Den Erfolg seiner Bergquell-Brauerei beschreibt er mit einer selbstaufgestellten Prozentrechnung. „In meinen 17 Jahren als Chef habe ich die Erfolge zu 90 Prozent dem Glück, zu neun Prozent meinen Mitarbeitern und zu einem Prozent meinem persönlichen Vermögen zu verdanken“, sagt Steffen Dittmar. Darauf wird an diesem Wochenende angestoßen. (ms)