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Die Blaumacherin

In der Pulsnitzer Blaudruckwerk sind jetzt die Weihnachtsmotive gefragt. Und das Haus bekommt ein neues Dach.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Cordula Reppe macht gern öfter blau. Nun mit Ausspannen hat das nichts zu tun. Im Gegenteil. Dann hat die Pulsnitzerin alle Hände voll zu tun. An den Händen ist das auch besonders gut zu erkennen. Denn die sind ebenso tiefblau - indigofarben - wie ihre kunstvollen Textilien in der Blaudruckerei. Heute färbt Cordula Reppe wieder und hat schon den Ofen im Färberhaus angeheizt. Denn dort ist es in diesen Tagen ziemlich frisch. Ihr selbst mache das nichts aus. Aber den Textilien. Die Farbe braucht die richtige Temperatur, wenn sie später mit dem Sauerstoff in Berührung kommt zum Oxidieren. „Der erste Tauchgang in der Farbe ist immer der spannendste“, sagt Cordula Reppe und kurbelt eine Ladung frisch gefärbter Tischdecken aus der Kübe, wie die Fachfrau sagt, ins Licht. Die Augen gleiten über den tropfnassen Stoff und die Blaudruckerin nickt zufrieden. Die Textilien dürfen nicht aneinander kleben, die Farbe nicht auslaufen. Dann ist es wie ein bisschen Zauberei: An der Luft geht die Farbe langsam von einem Türkis in das Indigoblau über. Nur die Ornamente bleiben weiß. Die frisch gefärbte Ware muss in diesen Tagen drin trocknen. Das hat nicht nur etwas mit dem regnerischen Wetter zu tun. Derzeit sind die Handwerker im Haus oder besser gesagt: Sie steigen der Blaudruckerin in diesen Tagen aufs Dach. Auf dem Grundstück türmen sich die neuen Biberschwänze und weiteres Baumaterial. Kein Platz für frisch gefärbte Tischdecken, Übergardinen oder Mode im Blaudruckstil.

Das Dach der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt wird neu eingedeckt. Martin Gölfert legt die nächsten Biberschwänze auf die Latten.
Das Dach der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt wird neu eingedeckt. Martin Gölfert legt die nächsten Biberschwänze auf die Latten. © René Plaul

Projekt mit dem Denkmalschutz

Der Dachstuhl ist inzwischen saniert, morsche Sparren repariert. Und die Dachdecker nageln die ersten Bibelschwänze auf die neuen Dachlatten. „Es ist ja noch das Originalgebälk von 1820“, sagt Cordula Reppe. Immerhin ist die Blaudruckerei vermutlich sogar die älteste noch existierende in Deutschland. So wurde es Zeit, dass endlich Fachleute anrücken. Zumal es immer wieder an manchen Stellen hereingeregnet habe. Auch die Fassade des Umgebindehauses wäre dran. Das weiß Cordula Reppe natürlich. So ist auch die Holzverkleidung im Obergeschoss nicht mehr komplett. Aber alles der Reihe nach, sagt die Chefin. Für die Fassadensanierung habe sie schon konkrete Vorstellungen. Erst müsse allerdings ein Projekt in Kooperation mit dem Denkmalsschutz erarbeitet werden - wie schon beim Dach. Aufwendig werde es vor allem, die Holzfassade zu erneuern. Das müsse auf jeden Fall im Sommer passieren. Voraussichtlich im kommenden oder dem Jahr darauf. Die Model oder auch Druckstöcke mit Weihnachtsmotiven kommen jetzt zum Einsatz - so wie das mit dem Weihnachtsengel oder Räuchermann und Nussknacker. Manche Model sind über 100 Jahre alt. Gerade nach diesen historischen Motiven fragen die Kunden oder bestellen die Tischdecken gleich in der passenden Größe. Sie habe sich auch vorgenommen, die Druckstöcke zu katalogisieren. Ihr Vorgänger Alfred Thieme habe damit angefangen. Bei etwa 1 000 Stück sei das aber eine Mammutarbeit. Und die Produktion geht vor. Gerade in der Vorweihnachtszeit, da häufen sich die Aufträge. Die kommen aus ganz Deutschland. So stattet die Pulsnitzerin jetzt auch ganze Wohnungen aus mit Blaudruck von den Kissen bis zur Übergardine. Das liege derzeit ein bisschen im Trend, das Bauernhäuschen oder die Wohnung im Landhausstil passend mit Blaudruck auszustatten.

Lavendelsäckchen und Brotkörbe

Derzeit steckt Cordula Reppe mitten im Adventsgeschäft und ist auch bald auf Weihnachtsmärkten unterwegs. In ihrem Schau- und Verkaufsraum duftet es unterdessen intensiv nach Lavendel aus dem eigenen Garten. Lavendelsäckchen und Brotkörbe und Blaudruck-Glückwunschkarten gehören zu den Neuheiten. Außerdem habe sie jetzt auch den Direktdruck eingeführt, mit blauer Farbe auf Leinen. Die Technik ist natürlich einfacher, aber für ihre Aktionen mit Kindern gut geeignet. Sie freue sich immer wieder, mit welcher Begeisterung die Mädchen und Jungen dabei sind. Das ist auch die Blaudruckerin selbst. Vor dreieinhalb Jahren hatte die frühere Pulsnitzer Museumsleiterin, die traditionsreiche Blaudruckwerkstatt auf der Bachstraße samt handwerklicher Geheimnisse von Alfred Thieme übernommen. Das habe sie keinen Tag bereut. Sie habe sich schon immer für Handarbeit begeistert und der Blaudruck sei wunderschön.

Blaudruckwerkstatt, Bachstraße 7 in Pulsnitz;  035955 73873; Dienstag bis Freitag 9 – 13 Uhr/ 14 – 17 Uhr; 1. und 2. Sonnabend im Monat 9 – 12 Uhr; Führungen nach Vereinbarung