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Die Brücke ist fertig

Der Straßenverkehr hat in Neusörnewitz wieder freie Fahrt. Fußgänger und Fahrradfahrer müssen sich jedoch weiter gedulden.

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Von Philipp Siebert

Das wollte sich Olaf Lier nicht nehmen lassen. Als Erster fuhr Coswigs Ordnungsamtschef über die neue Gleisquerung an der Cliebener Straße. Die Brücke ist fertig. Der Straßenverkehr hat in Neusörnewitz wieder freie Fahrt. Von Brockwitz bis zur Dresdner Straße in Weinböhla brauchen Autofahrer jetzt nur noch knapp fünf Minuten. „Das fährt sich echt gut.“ Olaf Lier ist zufrieden.

Nach einem Jahr Bauzeit steht das riesige Bauwerk. Dort, wo einst Kleingärtner Tomaten und Erdbeeren anpflanzten, rollt heute der Verkehr. Die Laubenpieper mussten für die Brücke umziehen, bekamen dafür Ausweichgrundstücke und eine Entschädigung. Mit Fertigteilen aus Beton wurde das Bauwerk auf den einstigen Grünflächen errichtet. Trotz Problemen mit dem hohen Grundwasserstand nach der Juniflut ging es sogar schneller als geplant. „Eigentlich wollten wir die Brücke erst am Sonnabend öffnen“, so Lier.

Notwendig ist der Bau, weil die Deutsche Bahn zukünftig öfter mit der S-Bahn zwischen Dresden und Meißen pendeln will. In drei Jahren soll die S 1 doppelt so oft durchs Elbland rollen als bisher – im Viertelstundentakt. „Deswegen musste der beschrankte Bahnübergang an der Cliebener Straße verschwinden“, sagt DB-Projektleiter Jens Hettwer. Stattdessen können Autos, ohne an der Schranke warten zu müssen, jetzt über die neue Brücke fahren.

Wie wichtig das Bauwerk für den Verkehr im Elbtal ist, wird jedoch erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Die Straße in Neusörnewitz und Weinböhla ist zwischen Meißen und Coswig die einzige direkte Verbindung zwischen Elbtal und Moritzburger Hochland. Während die Brücke über die S-Bahn-Gleise gebaut wurde, wurde deshalb auch ein Teil der Köhlerstraße in Weinböhla saniert. Auch der wurde jetzt freigegeben. Bis zur Dresdner Straße haben Pkw und Lkw jetzt genügend Platz. Danach wird die Straße Richtung Auer wieder enger. Im nächsten Frühjahr soll es deshalb mit der Sanierung der Köhlerstraße in Weinböhla weitergehen.

Ganz problemlos rollt der Verkehr in Neusörnewitz jedoch noch nicht. „Bisher gilt auf der Brücke nur Tempo 30“, so Lier. Die Fahrbahn ist auf gut 60 Metern noch eingeengt. Dort soll Anfang nächsten Jahres eine Verbindung hinüber zur Sörnewitzer Straße gebaut werden. Rampen aus Erde müssen die Bauarbeiter dafür noch aufhäufen. Sobald der Winter vorbei ist, kommt Asphalt auf den kleinen Hügel. Zeitgleich wird die Auffahrt zur Brücke aus Richtung Brockwitz noch erneuert. Die bisher kurvige Anfahrt soll verschwinden. Ist das geschafft, wird die Brücke für Tempo 50 freigegeben.

Genug zu tun gibt es für die Arbeiter auch noch einige Hundert Meter weiter Richtung Meißen. Auch an der Sörnewitzer Straße baut die Bahn. Doch nicht für Pkw-Verkehr. Die Straße bleibt für immer dicht. Direkt am Haltepunkt wird für Fußgänger und Radfahrer ein Tunnel unter den Gleisen gebaut. Denn die neue Brücke dürfen sie nicht überqueren.

Bereits Mitte Juli wurden die Betonfertigteile unter den Schienen eingebaut. Jetzt sind beidseits der Gleise Treppen entstanden. Die Stufen sollen bis zum Wochenende eingehaust sein – mit den bahntypischen Glasfronten im Stahlgerüst. Dann kann der Tunnel freigegeben werden. Der Zeitplan der Deutschen Bahn ist jedoch ambitioniert. Projektleiter Jens Hettwer ist aber Optimist. „Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Tunnel rechtzeitig fertig werden.“ Doch das ist nur der erste Schritt in Neusörnewitz. Derzeit wird nur auf der rechten Seite der Gleise gebaut. Dort wurde ein neuer Bahnsteig angelegt. Die S-Bahnen in Richtung Meißen halten am Montag das erste Mal dort.

In der nächsten Woche geht auf der anderen Seite der Gleise weiter. Auch in Richtung Dresden wird ein neuer Perron entstehen. Anfang nächsten Jahres kommt das Wartehäuschen weg. Das manuelle Stellwerk, das ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist, hat damit ausgedient.

Ab Montag wird die Bahn die Weichen in Neusörnewitz elektronisch von Leipzig aus steuern. Bis Mitte 2014 soll auch der Bahnsteig in Richtung Dresden umgebaut sein.