Schule sagt Dealern den Kampf an
Von Andreas Weller
Dass die zentrale Lage und der Park in der Nähe früher oder später auch zu Drogenproblemen führen können, dessen war sich der Schulleiter des Gymnasiums Bürgerwiese bewusst. Jens Reichel hat deswegen von Anfang an auf Prävention gesetzt, sagt er. Dennoch nimmt auch Reichel besorgt zur Kenntnis, dass das, was immer befürchtet wurde, nun eintritt: Immer mehr Dealer treiben im Umfeld der Schule ihren Handel. Die Polizei hat festgestellt, dass Drogenhändler zum Teil vom Wiener Platz verdrängt wurden, sie nun aber vor dem Rundkino und neuerdings auch rund um den Park Bürgerwiese aktiv sind.
„Stadtzentrum und Jugendliche, da kann es immer zu Problemen kommen“, so Reichel. „Deshalb arbeiten wir eng mit den Bürgerpolizisten zusammen und haben auch regelmäßig das Präventionsteam der Polizei bei uns im Haus.“ Die Beamten kommen dann mit einem Drogenkoffer, zeigen wie die Rauschmittel aussehen, erklären wie sie wirken und welche Schäden diese anrichten. Dazu hat das Gymnasium einen eigenen Schulsozialarbeiter, der für die Schüler da ist. Bisher finanzierten ihn die Eltern, seit diesem Schuljahr wird er von der Stadt gefördert. Weitere Präventionsangebote von der Stadt werden in der Schule ebenfalls genutzt.
Die Aufklärung beginne in der 7. Klasse, erläutert Reichel. „Die Situation ist für uns nicht neu, weil wir irgendwann damit gerechnet haben.“ Die Schule, Schüler, Eltern und Lehrer seien aber gut vorbereitet. „Es gibt bisher noch keinen konkreten Verdacht, dass Schüler belästigt oder angesprochen wurden.“ Allerdings habe es zuvor Einzelfälle gegeben, in denen Schüler mit Drogen erwischt wurden. „Jede weiterführende Schule hat solche Fälle“, so Reichel. „Ich kenne aber keinen Fall, in dem an einem Dresdner Gymnasium Crystal konsumiert wurde.“ Es gehe eher um Cannabis und nicht um synthetische Drogen.
Der Polizeibericht vom 5. Januar
Auch die Vorsitzende des Kreiselternrates, Annett Grundmann, bestätigt, dass Drogen vor allem an Oberschulen und Gymnasien zum Problem werden können. „Es gibt jedes Jahr mindestens einen Fall, bei dem wir zurate gezogen werden.“ Im vergangenen Jahr seien es zwei gewesen. Eine Konzentration auf bestimmte Stadtteile kann Grundmann nicht erkennen. Sowohl in sozialen Brennpunkten als auch in besseren Gegenden komme es zu Drogenkonsum an Schulen. So habe es auch in Bühlau einen Fall gegeben. „Dort lebt die besserverdienende Klientel und die Schüler kommen einfacher an Geld heran“, so Grundmann. Auffällig sei, dass meist große Schulen, mit vielen Schülern, betroffen sind, kleinere Häuser dagegen nicht.
Die Entwicklung rund um den Park Bürgerwiese bereitet Grundmann Sorge. „Dort passiert genau das, was wir auch beobachten: Dealer werden verdrängt, suchen sich Parkanlagen und schnell sind sie im Umfeld von Schulen.“ Sie fordert mehr Prävention von der Polizei. Das sei das einzige, was Eltern und Schülern helfe. „Leider wurden diese Teams reduziert. Schulen müssen bis zu sechs Monate auf Termine warten“, kritisiert Grundmann. „Das geht nicht. Wir müssen unsere Familien und Kinder schützen!“ Außerdem sollten die Razzien vom Wiener Platz auch auf die Bürgerwiese ausgeweitet werden, mit deutlich mehr Beamten. Die Polizei arbeitet gerade an einem Konzept dazu.
Laut Polizei wurden im vergangenen Jahr von den fünf zuständigen Beamten für Prävention 477 Veranstaltungen an Dresdner Schulen durchgeführt. „Drogenkriminalität an Schulen ist kein Schwerpunkt innerhalb der Betäubungsmittelkriminalität in Dresden“, so Polizeisprecher Thomas Geithner. Solche Fälle seien die Ausnahme. „Junge Menschen sind aber eher anfällig für Drogenkonsum“, erklärt Geithner. Der Erstkontakt finde selten auf dem Schulgelände, oftmals aber im Freundeskreis statt. Um diesem „Gruppenzwang“ zu entfliehen, fördere die Präventionsarbeit insbesondere auch das Selbstbewusstsein der Jugendlichen „Nein“ zu sagen. Die Hinweise zum Handel an der Bürgerwiese nehme die Polizei sehr ernst. Prävention findet seit den 1990er-Jahren an Schulen statt, betont auch die Bildungsagentur. Jede Schule habe einen Verantwortlichen dafür.