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Schule sagt Dealern den Kampf an

Weil im Park an der Bürgerwiese Drogen verkauft werden, sind Lehrer und Eltern am benachbarten Gymnasium alarmiert. Auch andere Schulen haben solche Probleme.

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© Christian Juppe

Von Andreas Weller

Dass die zentrale Lage und der Park in der Nähe früher oder später auch zu Drogenproblemen führen können, dessen war sich der Schulleiter des Gymnasiums Bürgerwiese bewusst. Jens Reichel hat deswegen von Anfang an auf Prävention gesetzt, sagt er. Dennoch nimmt auch Reichel besorgt zur Kenntnis, dass das, was immer befürchtet wurde, nun eintritt: Immer mehr Dealer treiben im Umfeld der Schule ihren Handel. Die Polizei hat festgestellt, dass Drogenhändler zum Teil vom Wiener Platz verdrängt wurden, sie nun aber vor dem Rundkino und neuerdings auch rund um den Park Bürgerwiese aktiv sind.

„Stadtzentrum und Jugendliche, da kann es immer zu Problemen kommen“, so Reichel. „Deshalb arbeiten wir eng mit den Bürgerpolizisten zusammen und haben auch regelmäßig das Präventionsteam der Polizei bei uns im Haus.“ Die Beamten kommen dann mit einem Drogenkoffer, zeigen wie die Rauschmittel aussehen, erklären wie sie wirken und welche Schäden diese anrichten. Dazu hat das Gymnasium einen eigenen Schulsozialarbeiter, der für die Schüler da ist. Bisher finanzierten ihn die Eltern, seit diesem Schuljahr wird er von der Stadt gefördert. Weitere Präventionsangebote von der Stadt werden in der Schule ebenfalls genutzt.

Die Aufklärung beginne in der 7. Klasse, erläutert Reichel. „Die Situation ist für uns nicht neu, weil wir irgendwann damit gerechnet haben.“ Die Schule, Schüler, Eltern und Lehrer seien aber gut vorbereitet. „Es gibt bisher noch keinen konkreten Verdacht, dass Schüler belästigt oder angesprochen wurden.“ Allerdings habe es zuvor Einzelfälle gegeben, in denen Schüler mit Drogen erwischt wurden. „Jede weiterführende Schule hat solche Fälle“, so Reichel. „Ich kenne aber keinen Fall, in dem an einem Dresdner Gymnasium Crystal konsumiert wurde.“ Es gehe eher um Cannabis und nicht um synthetische Drogen.

Der Polizeibericht vom 5. Januar

Einbruch in Arztpraxis

Zeit: 03.01.2017, 13.00 Uhr bis 04.01.2017, 07.40 Uhr

Ort: Dresden-Radeberger Vorstadt

Unbekannte sind in eine Arztpraxis an der Waldschlößchenstraße eingebrochen. Die Täter hebelten eine Tür auf und durchsuchten die Räume. Nach einem ersten Überblick wurde nichts gestohlen. Der entstandene Schaden beträgt etwa 2.500 Euro.

Haftbefehl vollstreckt, Cannabispflanzen sichergestellt

Zeit: 03.01.2017, 15.00 Uhr

Ort: Dresden-Pieschen

Polizeibeamte nahmen am Dienstagnachmittag einen 25-Jährigen fest, der mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde. Die Polizisten hatten sich zu einer Wohnung an der Großenhainer Straße begeben, um dort einen Haftbefehl zu vollstrecken. Den eigentlich Gesuchten trafen die Beamten nicht an. In der Wohnung hielt sich jedoch ein junger Mann auf, der seinerseits ebenfalls mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde. Er wurde festgenommen und in die JVA gebracht. In der Wohnung wurde auch eine kleine Pflanzanlage für Marihuana entdeckt, in der zehn Cannabispflanzen standen - zum Teil fast zwei Meter groß. Zudem fanden die Beamten eine Tüte mit Marihuana. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Einbruch in Schule

Zeit: 03.01.2017, 17.00 Uhr bis 04.01.2017, 07.45 Uhr

Ort: Dresden-Plauen

In der Nacht zum Mittwoch drangen Unbekannte in eine Schule an der Kantstraße ein. Dort stahlen sie einen Laptop. Der entstandene Schaden ist noch nicht bezifferbar.

Einbruch in Gaststätte

Zeit: 04.01.2017, 00.45 Uhr bis 07.50 Uhr

Ort: Dresden-Äußere Neustadt

Am Mittwoch brachen Unbekannte in eine Gaststätte an der Rothenburger Straße ein. Nachdem die Täter eine Tür aufgehebelt hatten, durchsuchten sie die Räume und stahlen rund 100 Euro aus einer Geldkassette. Der entstandene Sachschaden ist nicht bekannt.

Raub vorm Neustädter Bahnhof

Zeit: 04.01.2017, 09.20 Uhr

Ort: Dresden-Innere Neustadt

Am Mittwochvormittag ist ein Mann von einem Unbekannten beraubt worden. Der 51-Jährige befand sich auf dem Schlesischen Platz, als ihm der Täter unvermittelt den Rucksack mit rund 400 Euro sowie persönlichen Gegenständen entriss. Der Täter entkam unerkannt. Der 51-Jährige erlitt einen Schock. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Seniorin bestohlen

Zeit: 04.01.2017, gegen 12.00 Uhr

Ort: Dresden-Cossebaude

Durch ein geöffnetes Fenster gelangte am Mittwochmittag ein Unbekannter in ein Einfamilienhaus an der Weinbergstraße. Dort stahl er zwei Ringe im Wert von etwa 450 Euro. Kurz darauf wurde er von der Hauseigentümerin (84) überrascht und flüchtete.

Autoteile gestohlen

Zeit: 03.01.2017 bis 04.01.2017

Ort: Stadtgebiet Dresden

Unbekannte haben von vier Skoda Octavia die Scheinwerfer sowie in zwei Fällen die Radio-Navigationsgeräte gestohlen. Die betroffenen Fahrzeuge standen auf den Straßen Am Anfang, Lange Zeile und Altstrehlen sowie auf der Eilenburger Straße. Der Wert des Diebesgutes beträgt rund 13000 Euro. Zu dem entstandenen Sachschaden liegen keine Angaben vor.

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Auch die Vorsitzende des Kreiselternrates, Annett Grundmann, bestätigt, dass Drogen vor allem an Oberschulen und Gymnasien zum Problem werden können. „Es gibt jedes Jahr mindestens einen Fall, bei dem wir zurate gezogen werden.“ Im vergangenen Jahr seien es zwei gewesen. Eine Konzentration auf bestimmte Stadtteile kann Grundmann nicht erkennen. Sowohl in sozialen Brennpunkten als auch in besseren Gegenden komme es zu Drogenkonsum an Schulen. So habe es auch in Bühlau einen Fall gegeben. „Dort lebt die besserverdienende Klientel und die Schüler kommen einfacher an Geld heran“, so Grundmann. Auffällig sei, dass meist große Schulen, mit vielen Schülern, betroffen sind, kleinere Häuser dagegen nicht.

Die Entwicklung rund um den Park Bürgerwiese bereitet Grundmann Sorge. „Dort passiert genau das, was wir auch beobachten: Dealer werden verdrängt, suchen sich Parkanlagen und schnell sind sie im Umfeld von Schulen.“ Sie fordert mehr Prävention von der Polizei. Das sei das einzige, was Eltern und Schülern helfe. „Leider wurden diese Teams reduziert. Schulen müssen bis zu sechs Monate auf Termine warten“, kritisiert Grundmann. „Das geht nicht. Wir müssen unsere Familien und Kinder schützen!“ Außerdem sollten die Razzien vom Wiener Platz auch auf die Bürgerwiese ausgeweitet werden, mit deutlich mehr Beamten. Die Polizei arbeitet gerade an einem Konzept dazu.

Laut Polizei wurden im vergangenen Jahr von den fünf zuständigen Beamten für Prävention 477 Veranstaltungen an Dresdner Schulen durchgeführt. „Drogenkriminalität an Schulen ist kein Schwerpunkt innerhalb der Betäubungsmittelkriminalität in Dresden“, so Polizeisprecher Thomas Geithner. Solche Fälle seien die Ausnahme. „Junge Menschen sind aber eher anfällig für Drogenkonsum“, erklärt Geithner. Der Erstkontakt finde selten auf dem Schulgelände, oftmals aber im Freundeskreis statt. Um diesem „Gruppenzwang“ zu entfliehen, fördere die Präventionsarbeit insbesondere auch das Selbstbewusstsein der Jugendlichen „Nein“ zu sagen. Die Hinweise zum Handel an der Bürgerwiese nehme die Polizei sehr ernst. Prävention findet seit den 1990er-Jahren an Schulen statt, betont auch die Bildungsagentur. Jede Schule habe einen Verantwortlichen dafür.