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Die einzigartige Zuckertüte

Sie gehören zum Schulanfang. Immer häufiger basteln die Eltern sie selber. Dabei gibt es professionelle Hilfe in Görlitz.

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© Nikolai Schmidt/nikolaischmidt.de

Von Sabrina Winter

Görlitz. Im Sommer ist so manche stolze Mutter aus dem Bastelstudio von Christine Kloß am Sechsstädteplatz gekommen. Immer mit einer selbst gebastelten Schultüte auf dem Arm. Christine Kloß betreibt ihr Studio seit 26 Jahren und bastelt seitdem Zuckertüten gemeinsam mit Eltern. Sie schätzt, dass in den vergangenen 26 Jahren einige hundert Schultüten ihren Laden verlassen haben – alle selbst gemacht. Zum heutigen Schulfanfang tragen die Kinder ihre Zuckertüte stolz. Den Trend, die Zuckertüte zu basteln, gibt es schon länger. In den letzten Jahren etabliert er sich mehr und mehr.

Christine Kloß legt vor allem Wert auf Individualität. Keine Schultüte soll doppelt aus ihrem Laden gehen. „Die Leute kommen mit ihren Wünschen und wir verwirklichen sie“, sagt Kloß. Sei es der Lieblingsheld aus einem Film, ein Schmetterling, Feen oder ein Fußballer, der auf die Tüte soll. Es muss eben zu den Hobbys der Kinder passen. Dieses Jahr sind Reptilien angesagt. Viele wollen Eidechsen, Schlangen und Co. auf der Zuckertüte haben. „Das ist neu“, sagt Christine Kloß. Sie bietet kleine Kurse an, in denen Schultüten gebastelt werden. Manchmal gibt sie auch Einzelkurse und unterstützt Eltern, die das Material bei ihr kaufen. Was die Materialien angeht, hat sich einiges getan in den vergangenen Jahren. Christine Kloß erinnert sich: „Früher haben wir die Tüten noch aus Pappe gedreht. Heute ist vieles einfacher. Es gibt Vorlagen und selbstklebende Tüten.“

Im Trend: Zuckertüten aus Stoff

Die Schultüten werden mit Moosgummi, Bändern und Glitzer dekoriert. Dieses Jahr ist besonders Filz als Dekomaterial gefragt. Manche gehen sogar so weit, die ganze Tüte aus Stoff zu nähen. Solche Tüten brauchen innen eine Verstärkung aus Pappe. Das Praktische an der Stofftüte: Sind die Süßigkeiten darin aufgegessen, kann man sie ausstopfen und als Kissen ins Kinderzimmer legen.

In Sachsen geben Eltern im Durchschnitt 105 Euro für die Schultüte samt Füllung aus. Die meisten sind mit Süßigkeiten und Schulausrüstung gefüllt. In jeder zehnten deutschen Zuckertüte steckt ein Handy. Die Mehrzahl der Eltern kauft die Zuckertüte und füllt sie selbst. Sieben Prozent der Eltern in Deutschland greifen zu Schere und Papier, um die Tüte selbst zu basteln. Bei Christine Kloß beginnt die Zuckertütenbastelei schon nach Ostern. Ihr ist bewusst, dass die Konkurrenz nicht schläft. „Auch der Handel bietet tolle Tüten mit trendigen Motiven“, sagt die Besitzerin des Bastelstudios. Wer trotzdem selbst basteln will, wird natürlich im Internet fündig: Dort gibt es Schultütenbastelsets in allen Farben und Größen.

Doch wer Hilfe beim Basteln braucht, muss suchen. Manchmal gibt es Bastelabende in Kindergärten. Im Görlitzer Familientreff Cari-fé konnten Eltern und Kinder in den vergangenen Jahren kleine Zuckertüten und Schulranzen basteln. Dieses Jahr hat es jedoch nicht in den Zeitplan gepasst und die Bastelnachmittage beginnen nicht vor der ersten Schulwoche. „Wir basteln keine großen, professionellen Schultüten“, sagt Regina Liepelt, Mitarbeiterin im Cari-fé. „Es geht darum, eine Kleinigkeit zu der richtigen Zuckertüte dazuzugeben.“ Auch Kinder basteln im Cari-fé manchmal Schultüten, zum Beispiel für die Geschwister. Regina Liepelt sagt: „Da helfen wir oft, denn für Kinder ist es gar nicht so einfach, eine Zuckertüte zusammen zu kleben.“

Wer es allein versuchen will, findet das Material in Schreibwarenläden. Dort gibt es Tüten, die aus Plaste gestanzt sind und nur noch in die richtige Form gebracht werden müssen. Ihre Außenschicht ist mit einer selbstklebenden Schicht überzogen. So muss man nur die Folie abziehen und Stoff darüber ziehen. Je nach Geschmack kommen Aufkleber, Bänder und Schleifen dazu. Kerstin Kraunus, Geschäftsführerin des Schreibwarenladens am Reichenbacher Turm, hat dieses Jahr viele der selbstklebenden Plasterohlinge verkauft. Sie sagt: „Jeder will etwas Einzigartiges für sein Kind.“ Da die Nachfrage so groß war, hat sie die Tüten zum Selbstgestalten sogar nachbestellen müssen. „Manche Kunden wollen die Tüte schlicht gestalten, andere aufwändiger“, erzählt Kerstin Kraunus. Je nach Wunsch, ist der Preis für die fertige Schultüte höher oder niedriger. Teuerer als die bedruckten Tüten sind die selbst gebastelten Schultüten selten. „Beide kosten im Schnitt rund 25 Euro“, sagt Kerstin Kraunus. Die selbst gemachte Tüte sei dafür individueller. Und es habe noch einen Vorteil, wenn man den Plasterohling selbst gestaltet: Man könne danach eine Lichterkette hineinhängen und die Zuckertüte als Lampe verwenden. (mit dpa)