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Die Eisbrecher

Ausgerechnet beim 30. Radebeuler Winterschwimmen trug das Wasser im Lößnitzbad in diesem Jahr Eis.

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Eiskalt: das 30. Neujahrsschwimmen im Radebeuler Lößnitzbad – für Freischwimmer Lutz Dressler ein Spaß.
Eiskalt: das 30. Neujahrsschwimmen im Radebeuler Lößnitzbad – für Freischwimmer Lutz Dressler ein Spaß. © Foto: Norbert Millauer

Von Beate Erler

Radebeul. Eine ganz dünne Schicht Gefrorenes bedeckt das Wasser des Lößnitzbades am Sonnabend. Es ist mindestens angefroren, denn die Nacht zuvor waren Minusgrade. Diese für die Winterschwimmer positive Wettererscheinung muss natürlich vor den Teilnehmern erwähnt werden: „Zum ersten Mal in diesem Jahr haben wir Eis im Lößnitzbad“, sagt Henrik Frasiak vom VereinBSV Chemie, der das Winterschwimmen mitorganisiert.

Zum einen fällt es leichter, in das nicht kühle, sondern eisige Nass zu steigen, wenn es draußen richtig kalt ist. Das Wasser fühlt sich dann wärmer an, als wenn die Lufttemperatur höher als die Wassertemperatur ist. Zum anderen ist das Erlebnis Winterschwimmen bei strahlend blauem Himmel, Sonne und gefrorenem Atem viel schöner als bei nass-grauem und warmem Wetter.

Für die Studentische Wasserwacht bedeutet das, zum Start um 14 Uhr muss zumindest ein kleiner Teil des Wassers von der Eisschicht befreit sein. Mit Neoprenanzügen schwimmen sie durch das zwei Grad kalte Wasser und schieben mit ihren Händen das Eis zur Seite. Vor zwei Jahren war die Eisschicht mehrere Zentimeter dick, und die Feuerwehr brauchte Sägen statt Hände. An Land laufen die Wagemutigen in Bademäntel gewickelt, mit Socken in Badelatschen und Pudelmütze auf dem Kopf auf und ab. Hier gilt es keinen Schönheitswettbewerb zu gewinnen, sondern nicht auszukühlen.

Einer, der auf das 30. Jubiläum des Radebeuler Winterschwimmens besonders stolz ist, ist Henrik Frasiak. Er ist seit 32 Jahren dabei und ebenso jedes Jahr beim Winterschwimmen. 32 Jahre beim 30. Jubiläum? Wie geht denn das? Schon im Jahr 1982 gründeten sich unter der BSV Chemie die Winterschwimmer. Ab 1989 entwickelte sich daraus eine Abteilung der Wettschwimmer. „Zu dieser Zeit haben wir das Radebeuler Winterschwimmen ins Leben gerufen“, sagt Henrik Frasiak. Außerdem wurde es anfangs nur aller zwei Jahre organisiert.

Heute hat der Verein zwischen 15 und 20 Mitglieder, und die wollen heute auch alle schwimmen. Henrik Frasiak weiß sogar noch den genauen Tag, an dem er zum ersten Mal Winterwasser betrat. „Das war am zweiten Februar 1987“, sagt er. Das Gewässer war etwas größer und ungezähmter als das im Lößnitzbad. Er besuchte seine Großmutter, die ein Häuschen hinter den Dünen der Ostsee hatte. Wenn er schon am Meer ist, will er auch rein, hatte er sich vorgenommen.

Schwimmen bei minus 25 Grad

Gesagt, getan: Am Morgen spazierte er im Bademantel zum Meer, zog den aus und huschte rein: „Der Effekt des nach Luftschnappens war auf jeden Fall da“, sagt er und lacht. Danach ging er zurück in das warme Häuschen der Großmutter und trank einen Kaffee. Ein prickelnder und schöner Start in den Tag, den er den Rest des Urlaubs wiederholte. Der eisigste Tag beim Radebeuler Winterschwimmen war irgendwann in den 80er-Jahren bei einer Temperatur von minus 25 Grad.

Das Aufwärmen vorher gehört dazu. Unter Anleitung wird auf der Stelle gelaufen, die Beine gehoben, mit den Armen gekreist und zum Schluss auf der Stelle gejoggt. „Wollt ihr noch eine Runde?“, fragt die Vorturnerin. Die Antwort ist einstimmig: „Nein, wir wollen jetzt ins Wasser“, rufen die 26 Teilnehmer. Kein Wunder, denn die Lufttemperatur liegt bei nur einem Grad. Da ist es im Wasser bei zwei Grad lauschiger.

Also auf zur freien Wasserstelle. Auch Lutz Dressler aus Serkowitz will den Sprung ins kalte Wasser wagen. „Noch bin ich nicht drin“, sagt er und überlegt. Für ihn wäre es das erste Mal. Für das Dresdner Faschingsschwimmen am 3. Februar hat er sich schon angemeldet. Dann sind die ersten Mutigen schon im Wasser. Die meisten machen nur fünf Züge und sind schnell wieder draußen.

Auch Lutz Dressler im rot-weiß-gestreiften Retrobadeanzug und mit Sonnenhut hat es ins Wasser geschafft. Drei Züge auf dem Rücken, das reicht. Und wie war es? „Am meisten haben mir die Füße gefroren, und es war schon ziemlich kalt“, sagt er, und dann „aber den Spaß war es wert.“

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/meissen, www.sächsische.de/radebeul, www.sächsische.de/riesa oder www.sächsische.de/grossenhain vorbei.