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Die Frau mit Herz

Für andere etwas zu tun, das ist Corina Weßollek wichtig. Deshalb hat die Chefin von Adler Orange in Bischofswerda einen besonderen Buchbasar organisiert.

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© Steffen Unger

Constanze Knappe

Bischofswerda. Bevorzugt im Urlaub greift Corina Weßollek zum Buch. Sie mag vor allem Romane. Einen Lieblingsautor hat sie aber nicht. Dass die Geschäftsleiterin des Adler Orange Modemarkts in Bischofswerda derzeit häufiger als sonst Bücher in die Hand nimmt, hat einen guten Grund. Sie organisiert einen Buchbasar. „Die Kunden haben auf die Idee positiv reagiert. Seit dem Frühjahr geben sie dafür Bücher ab. Kinderbücher, wenn die Kinder aus dem Alter raus sind, oder Romane und andere schöne Bücher, die man gerne weitergeben kann“, erzählt sie. Einiges davon ist schon jetzt für ein bis fünf Euro zu haben, wird in einem Regal neben der Kasse präsentiert.

Doch es wäre schade, wenn daraus nur 100 Euro zusammenkämen, findet sie. Um den Erlös zu steigern, soll das Meiste bei einem Buchbasar am 3. September den Besitzer wechseln. Einen ganzen Tag lang in der Eingangshalle des Modemarkts. Corina Weßollek freut sich darauf. Und sie hofft auf genauso viel Resonanz, wie eine Spendenbox im Dezember und für die Kinderbetreuung während des Weihnachtsmarkts im Modemarkt ergab. Die 400 Euro überwies die Schönbrunnerin dem Kinderhospiz in Dresden. Ebenfalls für diese Einrichtung ist der Erlös aus dem Buchbasar gedacht.

Zum Bedürfnis geworden

Selber Mutter einer fünfjährigen Tochter mag sie sich gar nicht vorstellen, das eigene Kind todkrank zu sehen. Sie hat großen Respekt vor der Arbeit des ambulanten Kinderhospizdienstes. Der steht betroffenen Familien im Umkreis von 70 Kilometern zur Seite, hilft ihnen und macht Mut in der schweren Lebenskrise. Die Ehrenamtler bei dieser, auch für sie seelisch nicht ganz leichten Aufgabe zu unterstützen, ist Corina Weßollek zu einem Bedürfnis geworden. Ihr ist bewusst, dass Spenden, wie die vom Weihnachtsmarkt, da nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. „Aber wenn viele etwas machen, dann hilft es weiter“, begründet sie ihre Motivation.

Normalerweise von 8 bis 17 Uhr ist die 34-Jährige im Geschäft anzutreffen, an langen Tagen bis 19 Uhr. Ohne Kind habe sie oft noch länger gearbeitet, sagt sie. Seit zehn Jahren verantwortet sie den Betriebsablauf in dem Bekleidungsgeschäft an der Carl-Maria-von-Weber-Straße. In Bischofswerda ging sie zur Schule, lernte Einzelhandelskauffrau. Berufsbegleitend qualifizierte sie sich im Abendstudium in Dresden zur Betriebswirtin.

Schon im Alter von 24 Jahren traute man ihr die Verantwortung als Chefin zu. Seither ist sie zu einem großen Teil im Büro beschäftigt, kümmert sich um die Organisation, um Bestellungen, um den Einsatz der 20 Mitarbeiter und vieles mehr. Dass sie deshalb weniger Zeit für das Verkaufen hat, bedauert sie ein bisschen. Denn Spaß macht ihr der direkte Kontakt zu den Kunden immer noch. Wegen der Vielfalt der Mode sei ihre Arbeit so abwechslungsreich. „Schön ist es, wenn die Kunden zufrieden unser Haus verlassen, weil sie für einen besonderen Höhepunkt oder für den ganz normalen Alltag eingekleidet wurden“, erklärt Corina Weßollek.

Vorbereitungen für Fashion-Show

Die Beratung der Kunden sei nicht viel anders als das Einkleiden der Models für eine Modenschau, sagt sie. Zusammen mit der international tätigen Visagistin Dorothy Roffat aus Schmiedefeld hatte Corina Weßollek im Oktober eine Fashion-Show in Anlehnung an die großen Shows in den Modemetropolen organisiert, jedoch ohne professionelle Models auf dem Laufsteg. Das kam richtig gut an. Am 30. September soll es erneut solch ein Event geben.

Corina Weßollek steckt inmitten der Planungen für Warenauswahl und Modeltraining. Bei Modenschauen und anderen Veranstaltungen hätten die Kunden gemerkt, dass sich Art und Weise von Verkauf und Präsentation nach der Übernahme des Modemarkts durch neue Eigentümer nicht viel änderten. Die meisten Stammkunden blieben dem Geschäft unter neuem Namen treu. „Dass manche woandershin gehen, dafür andere den Laden für sich neu entdecken, gehört zum Alltag im Handel“, sagt sie.

Für Hobbys bleibt ihr kaum Zeit. Am liebsten ist sie mit Töchterchen Franca und der Hündin Mara draußen oder geht mit dem Straßenhund aus Griechenland joggen. Vor vier Jahren holte sie das Tier zu sich nach Hause, dessen Dankbarkeit sie seither vielfach zurückbekommt. Inzwischen sind Mutter, Tochter und die Mischlingshündin ein eingespieltes Team.

Gern würde sich Corina Weßollek im Tierschutz engagieren. Doch dafür fehlt ihr im Alltag die Zeit. Aus gleichem Grund ist sie selbst auch keine ausgesprochene Leseratte. Mit ihrer Tochter schaut sie sich aber gern Bücher an oder liest ihr vor. Aus eigener Erfahrung weiß sie deshalb, wie schnell Kinder nicht nur aus ihrer Bekleidung, sondern eben auch aus Spielsachen und sogar Büchern „herauswachsen“. Auch das hat sie in der Idee für den Buchbasar bestärkt.

Bis 2. September kann man ausgelesene und gut erhaltene Bücher bei Adler Orange in Bischofswerda abgeben.