Von Oliver Philipp und Nicole Preuß
Das Becken ist schon sauber. Jetzt fehlt noch die Rinne am Rand. Bademeister Andreas Kaiser holt den Hochdruckreiniger aus dem Geräteraum und lässt ihn zischen. Jeder Zentimeter muss sauber sein, wenn das Freibad am Schlosspark am 1. Mai wieder eröffnet. Die Königsbrücker sind zeitig dran. Doch das sind sie immer. Das Freibad ist meist das erste in der Region, das in die Saison startet. Die anderen folgen oft erst Ende Mai. Und die Badegäste danken es ihnen. Andreas Kaiser und Rochus Mahler standen am Eröffnungstag noch nie alleine da. „Die Stammgäste kommen immer“, sagt Andreas Kaiser. „Schon um zu gucken, was sich verändert hat.“
Diese Bäder öffnen demnächst
Die beiden Bademeister haben in den vergangenen Wochen einiges getan, damit die Gäste auch etwas zum Schauen haben. Sie haben bergeweise Laub zusammengerecht und weggebracht. Sie haben das Becken in Zentimeterarbeit mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet und stundenlang Wasser einlaufen lassen. 1,5 Millionen Liter Wasser schafft schließlich selbst ein großer Schlauch nicht von jetzt auf gleich. Sie haben den Rasen gemäht und den Sand im Sandkasten ausgetauscht. Die gelben Gummistiefel waren ihre Arbeitskleidung, die Badehosen blieben im Spind.
Kaum jemand will mehr Bademeister werden
Andreas Kaiser und Rochus Mahler kümmern sich um das Bad und die großen Freiflächen. Regina Hock betreut die Kasse und die Umkleiden. Die beiden Bademeister halten den Rasen kurz, betreuen die Badegaststätte, verkaufen manchmal auch Eintrittskarten, erledigen kleinere Reparaturen und erfüllen natürlich auch ihre wichtigste Aufgabe – die Aufsicht über die Badenden. „Bademeister zu sein ist eine Berufung“, sagt der 59-jährige Andreas Kaiser, der schon seit Jahrzehnten in dem Beruf arbeitet und in Königsbrück seit vier Jahren beschäftigt ist. „Doch leider will kaum mehr jemand Bademeister werden. Deshalb werden auch überall Leute gesucht.“ Das war früher anders. Das Freibad am Schloss wurde bereits Anfang der 50er Jahre gebaut. 40 Jahre später nahmen die Königsbrücker wieder Geld in die Hand und bauten das Bad aufwendig um. Das Gebäude mit Umkleiden, Kiosk und Technikraum entstand. Eine 40 Meter lange Wasserrutsche wurde gebaut und ein Wasserpilz im Nichtschwimmerbereich installiert.
Die Besucher schätzen vor allem die Lage. Um das Bad herum wachsen überall hohe Bäume. „Hier ist es dadurch immer windstill und auch ein bisschen wärmer“, wirbt Andreas Kaiser. Die Wasserfläche teilt sich in Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich. „Wir trennen auch immer ein bis zwei Schwimmbahnen ab, damit die Schwimmer in Ruhe ihre Bahnen ziehen können“, sagt Rochus Mahler. Dazu kommen ein Planschbecken für Kinder und Kleinkinder, ein Sandkasten und mehrere Tischtennisplatten. „Wir hätten ja auch gern einen großen Spielplatz. Vielleicht wird das irgendwann“, sagt Andreas Kaiser. Die Pulsnitz bildet die Grenze zwischen Freibad und Schlosspark. Die große Wiese ist für Decken und seit vergangenem Jahr auch Liegen reserviert. Seitdem leihen die Bademeister die Liegemöglichkeiten gegen einen Obolus aus.
Hoffen auf einen heißen Sommer
Trotzdem ist das städtische Freibad in Königsbrück nach Einschätzung der Bademeister bisher ein Geheimtipp. Selbst im vergangenen Rekordjahr mit 18 000 Besuchern blieb an den heißen Tagen auf dem Rasen noch der ein oder andere Platz frei. „Wir haben eben eine große Liegewiese für unsere Badegäste“, sagt der Dresdner Bademeister Andreas Kaiser. Er hätte nichts gegen einen weiteren heißen Sommer. Selbst wenn ihm bewusst ist, dass das Anbaden am 1. Mai wohl erst einmal nur etwas für Hartgesottene wird.
Das Stadtbad hat täglich 10 bis 19 Uhr geöffnet, ab dem 28. Mai bis 20 Uhr (Di. bis 21 Uhr). Die Tageskarte kostet für Erwachsene 3 Euro, für Kinder ab 3 Jahren 1,50 Euro. Wer nur zwei Stunden bleibt, zahlt weniger.