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Die gekaufte Sensation im DFB-Pokal

Hamburger SV  gegen Paderborn  – da war doch mal was. Trainer Klaus Toppmöller hat von Anfang an geahnt, dass es bei diesem Spiel nicht mit rechten Dingen zugeht.

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HSV-Trainer Klaus Toppmöller (l.) schimpft auf Schiedsrichter Robert Hoyzer.
HSV-Trainer Klaus Toppmöller (l.) schimpft auf Schiedsrichter Robert Hoyzer. © dpa/Ulrich Perrey

Von Holger Schmidt

Klaus Toppmöller hatte genug. Nach dem Manipulationsskandal im deutschen Fußball sei für ihn „eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich der langjährige Bundesliga-Trainer. „Und deshalb wollte ich mit Fußball in Deutschland zu der Zeit nichts mehr zu tun haben.“ Er habe Angebote gehabt, „aus Köln zum Beispiel. Aber stattdessen bin ich 2006 als Nationaltrainer nach Georgien gegangen“, übrigens gemeinsam mit Dynamos heutigem Sportgeschäftsführer Ralf Minge.

Als Toppmöller am Abend des 10. Februar mit Freunden vor dem Fernseher saß und die Pokalauslosung in der ARD verfolgte, beschlich ihn eine Vorahnung. „Als Paderborn gezogen wurde, habe ich spontan gesagt: Jetzt kommt Hamburg“, erzählt er. Es kam so: Am Dienstag treffen die beiden Zweitligisten im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinander. Allein die Erwähnung dieses Duells weckt bei „Toppi“ schlimme Erinnerung. Denn es war im August 2004 das Pokalspiel, das im Mittelpunkt des Wettskandals stand.

„Nun steigt es also wieder“, sagt Toppmöller: „Aber diesmal ohne Robert Hoyzer. Und das ist gut so.“ Der damals 25 Jahre alte Hoyzer hatte vor 15 Jahren mit zwei fragwürdigen Elfmetern und einem Platzverweis gegen den Hamburger Emile Mpenza das 4:2 des Drittligisten Paderborn ermöglicht. Doch schon vor diesen Schlüsselszenen habe er eine Vorahnung gehabt, wie Toppmöller meinte. „Ich habe schon nach wenigen Minuten gesagt: Das ist doch gesteuert“, erklärt er: „So etwas spürt man. Ich habe das nie wieder vorher und nie wieder nachher bei einem Spiel gedacht. Aber damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublich.“

Die Spieler denken: Irgendwas läuft komisch

Der Hamburger Profi Sergej Barbarez (l.) zeigt auf Robert Hoyzer. Der Schiedsrichter verhalf Paderborn im DFB-Pokal im August 2004 in die nächste Runde
Der Hamburger Profi Sergej Barbarez (l.) zeigt auf Robert Hoyzer. Der Schiedsrichter verhalf Paderborn im DFB-Pokal im August 2004 in die nächste Runde © dpa/Oliver Weiken

Auch das HSV-Team zweifelte. „Es gab Gemunkel in der Pause“, sagte der damalige Innenverteidiger Bastian Reinhardt Jahre später in einem Interview von Spiegel TV. „Irgendetwas läuft hier, irgendetwas ist hier komisch“, schilderte Reinhardt die Gedanken von damals. „Aber man will das einfach nicht wahrhaben.“ Angeblich soll sich der vermeintliche Unparteiische nicht einmal Mühe gegeben haben, den Betrug zu verbergen. „Spieler von uns hatten mitbekommen, wie der Schiedsrichter in der Halbzeit zur (Paderborner, d. Red.) Mannschaft meinte: Spielt ihr so weiter, den Rest mache ich“, erzählte Toppmöller.

Er sprach seinen Verdacht unmittelbar nach dem Spiel aus, „und dafür habe ich voll auf die Fresse gekriegt. Auch beim DFB wollte niemand hören, dass das manipuliert war. Mir wurde regelrecht gedroht, ich solle mich zurückhalten.“ Dass die Manipulation später aufflog, war ein schwacher Trost. Der DFB sprach dem HSV eine Entschädigung von 1,5 Millionen Euro zu. Die Chance im Pokal war allerdings dahin. „Und noch heute denke ich sehr oft daran“, sagt Topppmöller: „Eine solche Enttäuschung geht nie wieder aus dem Kopf. Vor allem, weil ich das im deutschen Fußball nicht für möglich gehalten hatte.“

Hoyzer hält sich zurück

Entschuldigt habe sich Hoyzer bis heute nicht bei ihm, erzählt Toppmöller. Er lege aber auch keinen Wert darauf. „Mit jemandem, der mich einmal betrogen hat, möchte ich nichts mehr zu tun haben“, sagt er. Zumal diese Niederlage sein Ende als Bundesliga-Trainer einleitete. Sieben Wochen später wurde er beim HSV entlassen. Bernd Hoffmann, damals und heute wieder Vereinschef, sagte später: „Es ist nicht auszuschließen, dass Klaus Toppmöller bei einem anderen Ausgang heute noch Trainer wäre.“ Der Coach war danach noch gut zwei Jahre in Georgien tätig. Danach arbeitete er nie wieder als Trainer.

Hoyzer hält sich derweil mit öffentlichen Aussagen zurück. Das Berliner Landgericht hatte ihn zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, nach 14 Monaten wurde er vorzeitig entlassen. Mit dem DFB einigte er sich auf eine Strafzahlung von 126 000 Euro. Zuletzt hatte er Posten als Technischer Direktor erst beim Berliner AK und dann bei Viktoria Berlin inne. Anschließend ist er öffentlich nicht mehr mit einem Amt im Berliner Fußball in Erscheinung getreten. (dpa, mit sid)

Das Viertelfinale im DFB-Pokal:

SC Paderborn 07 – Hamburger SV Di., 18.30

FC Augsburg – RB Leipzig Di., 20.45

Bayern München – 1. FC Heidenheim Mi., 18.30

FC Schalke 04 – Werder Bremen Mi., 20.45