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Die Glocken von Dorfhain

Das alte Kirchengeläut wurde nur zum Teil erneuert. Nun soll es weitergehen. Die Zeit drängt, doch es mangelt an Geld.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Dorfhain. Das Duo ist in die Jahre gekommen. Zwei der drei Glocken der Dorfhainer Kirche sind inzwischen fast 70 Jahre alt. Wuchtig und schwer hängen sie im sanierten Glockenstuhl. Routiniert verrichten sie ihren Dienst. Regelmäßig ertönt ihr Klang, der doch so anders ist als derjenige der Dritten im Bunde. 2008 hat die neue bronzene Glocke ihre Vorgängerin aus Eisenhartguss abgelöst. Dasselbe Schicksal soll bald auch die beiden anderen Glocken ereilen.

Die Dorfhainer Kirchgänger, die zu der Kirchgemeinde Höckendorf gehören, wollen sich zwei neue Glocken anschaffen, die das jetzige Duo aus der Nachkriegszeit ersetzen soll. Das kann laut dem Höckendorfer Pfarrer Michael Heinemann 30 000 bis 50 000 Euro kosten – pro Glocke. Zum Vergleich: Die Anschaffung der ersten im brandenburgischen Lauchhammer gegossenen Bronze-Glocke samt der Glockenstuhlsanierung haben rund 80 000 Euro gekostet.

Die Spendenbereitschaft in der gesamten Kirchgemeinde mit den weiteren Kirchen in Colmnitz, Klingenberg, Höckendorf und Ruppendorf ist laut Pfarrer Heinemann sehr hoch. In seiner Gemeinde gab es schon einige Kirch- und Glockenerneuerungen. Und für das Dorfhainer Geläut würde die Landeskirche Sachsen, einen Großteil beisteuere. Etwa die Hälfte der Anschaffungskosten würde gefördert. Doch es fehlt trotzdem an Geld für das Vorhaben.

„Alleine können wir das natürlich nicht stemmen“, erklärt der Dorfhainer Matthias Bräutigam vom Vorstand der Kirchgemeinde. Um das Vorhaben zu unterstützen, hatte die Dorfhainer Ortskirche Ende Juni zu einem Benefizkonzert eingeladen. Werke aus Barock und Klassik wurden gespielt. Etwa 40 Zuhörer lauschten dem Spiel von drei Mitgliedern der Dresdner Philharmonie sowie einer Musikerin von der Hochschule für Kirchenmusik Dresden. So konnten rund 400 Euro eingenommen werden.

Es soll ein Anfang sein. Womöglich folgen weitere Konzerte. „Geplant ist allerdings noch nichts“, erklärt Bräutigam. Der Cellist musizierte selbst am Violoncello bei der Spendenkonzertpremiere. Der 57-Jährige von der Dresdner Philharmonie war in den 1990er-Jahren mit seiner Familie nach Dorfhain gezogen und engagiert sich nun seit einiger Zeit auch dafür, dass das Geläut der Kirche vollständig erneuert wird.

Viel Zeit bleibt dafür womöglich nicht. Schon vor dem ersten Glockentausch 2008 gab es zeitweise in Dorfhain ein Läutverbot, weil die eigentlich zu großen und zu schweren Glocken aus der Nachkriegszeit für Risse im Mauerwerk der Kirche verantwortlich waren. Das Gotteshaus selbst wurde 1350 errichtet, 280 Jahre später zerstört, und 1634 neu aufgebaut. 1983 wurde es im Inneren grundlegend saniert und umgestaltet. Der Taufstein und die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert blieben aber erhalten.

Im Dreißigjährigen Krieg zerstört

Eine Steintafel an der Wand schräg hinter dem Altar erinnert an Jacob Vieweger. Der hatte großen Anteil daran, dass die 1630 bei einem Überfall marodierender Söldnertruppen im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kirche nur vier Jahre später wieder aufgebaut und geweiht worden war. Das Geläut in Dorfhain soll danach mehr als 250 Jahre überdauert haben. Es ertönte zum Gottesdienst, zur Hochzeit, zu Beerdigungen.

Ein Gutsbesitzer stiftete 1890 nicht nur den Altar, sondern auch drei Glocken. Auf sie war Verlass. Dann kamen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beide Weltkriege – und die Glocken waren Geschichte.

„Sie wurden eingeschmolzen, dann erneuert und im nächsten Weltkrieg wieder eingeschmolzen“, erklärt Bräutigam. Bronze war begehrt. Und eigentlich wollten die Dorfhainer auch nach dem Zweiten Weltkrieg gerne wieder Glocken mit der altvertrauten Legierung haben. Doch Bronze war rar. So wurden 1949 drei Glocken aus Eisenhartguss unter dem Kirchendach aufgehängt. „Um denselben Ton wie zuvor hinzubekommen, musste die neue Glocken aus dem anderen Material größer und schwerer sein“, erklärt Bräutigam.

Die zwei noch verbliebenen Glocken von damals sind 296 und 526 Kilogramm schwer. Neue Bronzeglocken gleicher Tonhöhe wiegen dagegen nur 250 und 420 Kilogramm. Die große Glocke, die vor acht Jahren ersetzt worden war, und seither vor der Dorfhainer Kirche steht, wiegt sogar stolze 1 150 Kilogramm, also über ein Drittel mehr als die vorherige Bronzeglocke.

Das bereits 2008 erneuerte, in Lauchhammer gegossene Exemplar wiegt indes nur 200 Kilogramm. „Das geplante Geläut hat nicht mehr die Töne des alten, sondern ist kleiner. Der tiefste Ton wird dann durch einen höheren ersetzt“, sagt Bräutigam.

Details sind noch zu klären. In Kürze kommt aber dazu ein Glockensachverständiger vom Landeskirchenamt vorbei. Der Fachmann wird der Kirchgemeinde Tipps geben, was die Dorfhainer künftig noch bei ihrem Projekt alles zu beachten haben.

Spenden kann man überweisen an: Kontoinhaber: Kassenverwaltung Pirna, Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE 1135 0601 9016 1720 9027; Betreff: Glocken Dorfhain