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Die Grillparty der Hoffnung

Straßensperrungen machen den Wirten zu schaffen, obwohl die Gäste durchkommen könnten. Nur weiß nicht jeder Bescheid.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Sächsische Schweiz. Der Grill steht bereit. Würste und Steaks aus der hauseigenen Fleischerei sind auch genügend da. Die Grillparty im Gasthof „Heiterer Blick“ in Altendorf am Sonnabendabend kann steigen. Die Chefin des Hauses, Antje Kirpal, hat alles genau geplant. Es wird allerdings keine ganz normale Grillparty. Die Wirtin hofft dadurch auf mehr Leute, die einkehren. „Wir haben das Fest organisiert, damit überhaupt Gäste zu uns kommen und wir ein paar Einnahmen haben“, sagt sie. Denn wegen Bauarbeiten an der Sebnitzer Straße in Bad Schandau ist diese in den Ferien gesperrt. „Der komplette Durchgangsverkehr den wir normalerweise haben, fällt weg. Damit schrumpfen die Einnahmen“, sagt Antje Kirpal. Stille herrscht auch in Mittelndorf. Christina Nehls von der Gaststätte „Am Weinberg“ in Mittelndorf hatte die Umsatzeinbußen aufgrund der Komplettsperrung bereits geahnt. Es kommen die Stammgäste und eben die, die zum Beispiel geplant haben, auf dem Panoramaweg zu wandern. Ihren Stammgästen möchte sie auf jeden Fall Danke sagen, dass die auch weiter zur Stange halten. Ihre Übernachtungsgäste hat sie telefonisch oder per E-Mail entsprechende Informationen zur Anreise zukommen lassen. Viele würden das auch gelassen sehen. Allerdings gab es bei ihr bereits massive Beschwerden wegen der Ausschilderung. Für diese ist die Stadt Sebnitz zuständig. Die Gäste aus Richtung Neustadt zum Beispiel kommen richtigerweise über Sebnitz. Doch am Kreisverkehr Schandauer Straße in Sebnitz stoßen sie auf das Sackgassenschild. Dort steht zwar der Zusatz „Frei bis Altendorf“. „Doch auswärtige Gäste wissen nicht, ob Mittelndorf nun vor oder nach Altendorf kommt“, sagt sie. Sie hatte sich deshalb an die Stadtverwaltung in Sebnitz gewandt, mit der Bitte, das Schild zu erweitern um den Zusatz „Lichtenhain, Mittelndorf, Altendorf frei“. Doch was vor zwei Jahren noch möglich war, ist es jetzt offenbar nicht mehr. Die Stadtverwaltung in Sebnitz hätte ihre Bitte rigoros abgelehnt.

Über Einbußen kann André Balogh auf seinem Campingplatz „Kleine Bergoase“ in Mitteldorf nicht klagen. Vor allem auch deshalb, weil er viele Vorbestellungen hat. Dennoch merkt er, dass diejenigen, die sonst auf Gut Glück kommen, wegfallen. Auch er kritisiert die Ausschilderung. Diese wäre „Dienst nach Vorschrift“. Und das ist weder touristen- noch unternehmernah.

„Die Baustelle ist länger bekannt. Es wäre problemlos möglich gewesen, am Kreisverkehr in Sebnitz ein urlauberfreundliches großes Schild aufzustellen, auf dem steht, dass alle Einrichtungen und Orte entlang der Trasse gut zu erreichen sind“, sagt er. Vor allem das Sackgassenschild und der Zusatz keine Wendemöglichkeit würden irritieren. Zumal es am Kiefricht in Bad Schandau eine Wendemöglichkeit gibt, die auch Busse nutzen. Bert Schäfer vom Hotel Berghof in Lichtenhain ist froh, dass er seine Hotelgäste und die Urlauber aus dem Dorf hat. Damit kommen vor allem abends Gäste ins Haus. Im dazugehörigen Dorfladen steht die Softeismaschine meist still, weil die „Laufkundschaft“ fehlt. Und die Durststrecke ist noch nicht zu Ende.

Gebaut wird noch bis zum 5. August. Die ausgeschilderte Umleitungsstrecke führt über den Ziegenrücken bei Waltersdorf, Hocksteinschänke und Ehrenberg. Ortskundige können auf die Sense bei Porschdorf ausweichen, die im Bereich der Baustelle halbseitig befahrbar ist. Fahrzeuge bis 2,5 Tonnen können die Bergstraße in Rathmannsdorf befahren. Im Kirnitzschtal steht die Straße über Ottendorf zur Verfügung, dort gibt es keine Tonnagebegrenzung.